Bei ihrer Tagung in Wildewiese widmen sich die SMMP Servicedienste dem Thema Kommunikation und Achtsamkeit – und das mit einer Prise Humor
Konflikte bauen sich oft durch fehlende Achtsamkeit auf. Meist sieht man nur die Spitze des Eisbergs. „Bekommt ein bisschen mehr von Euch über die Wasseroberfläche. Macht Euer Herz ein bisschen auf“, rät daher die Mentaltrainerin Yvonne Sanders den Küchenleitungen und Vorabeiterinnen der SMMP-Servicedienste. Denn gerade von ihnen wird erwartet, dass sie im Alltagsbetrieb der Seniorenheime, Schulen und Klöster reibungslos funktionieren.
Reibungslos geht aber nicht. Auch das machte Yvonne Sanders den 20 leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SMMP Servicedienste klar: „Denn Kommunikation ist immer eine Reiz-Reaktionskette. Wenn sich unser Gegenüber aufregt, regen wir uns oft genauso auf. Manchmal ist es wichtig, sich dann zurückzunehmen, zuhören zu können und sich selbst zu reflektieren.“
Darum ging es bei dem zweitätigen Treffen der Leitungskräfte aus den Bereichen Küche, Catering und Reinigung im Hotel Steinbergs Wildewiese bei Sundern. Und kaum ein anderer Ort hätte sich dazu besser geeignet. Denn das Hotel wirbt mit dem Slogan „Gastwelten am Ende der Welt“ – da, wo die Straße zu Ende ist.
Respektvoller Umgang
„Wir haben energieeffizient gebaut, heizen mit Holz, kaufen regional und saisonal für unsere Küche ein“, erläuterte Marion Steinberg das Konzept, die das Hotel gemeinsam mit ihrem Mann betreibt. Wichtig sei aber nicht nur der respektvolle Umgang mit Waren, sondern vor allem mit Mitarbeitern und sich selbst.“
Wertschätzung ist ebenso die Basis für die gute Teamarbeit der fast 400 Küchen- und Reinigungskräfte bei den SMMP Servicediensten. „Und er entspricht dem Leitbild für die Einrichtungen und Dienste der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel“, betonte der Geschäftsführer der SMMP Holding gGmbH, Stefan Burk. Ebenso zählten dazu das glaubwürdige, transparente Handeln, die Verantwortung für die Eine Welt, eine verantwortungsvolle Zukunfts- und Lebensgestaltung sowie ein vertrauensvolles Miteinander. Dieses Leitbild habe ihn auch persönlich inspiriert und motiviert, die Aufgabe als Gesamtgeschäftsführer dieses großen Sozialunternehmens mit insgesamt 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen.
Waldbaden auf wilder Wiese
Achtsamkeit übten die Tagungsteilnehmerinnen und-teilnehmer in Wildewiese am Mittwochnachmittag zunächst einmal bei Waldbaden in freier Natur. Yvonne Sanders lud sie ein, sich auf einen Baumstumpf zu stellen, dem Wind zu lauschen und in sich selbst hineinzuhören. „Die abgeholzte Fläche bot sich dazu sehr gut an“, erläutert die Mentaltrainerin, die auch ausgebildete Yogalehrerin ist – „denn die angegriffene Natur hat etwas mit uns zu tun.“ Der Wald, der wegen des Borkenkäfers gerodet werden musste, ist nicht nachhaltig aufgeforstet worden. Und der Klimawandel setzt ihm zusätzlich zu. „Es passt, sich in dieser Umgebung die Frage zu stellen, was mit uns passiert, wenn wir nicht achtsam und nachhaltig mit uns selber umgehen.“
Die Köche und Vorarbeiterinnen atmeten auf Baumstümpfen stehen tief ein und schlossen die Augen. „Manchmal brauchen wir auch Augenbinden, um mehr zu sehen“, so Yvonne Sanders. Sie spürte, dass die leitenden Kräfte der Servicedienste, die erst mittags ihre Büros verlassen hatten, einige tiefe Atemzüge brauchten, um langsam bei sich anzukommen.
In zwei Seminaren hatte die Trainerin vorher schon mit einem Teil der Küchenleitungen und Vorarbeiterinnen zusammengearbeitet, um das Teambuilding voranzubringen. Jetzt ging es vor allem um die vertrauensvolle Kommunikation untereinander und an den Schnittstellen in den Schulen und Pflegeeinrichtungen.
Zarte Pflänzchen
„Vertrauen ist ein zartes Pflänzchen, das wachsen muss“, meint Yvonne Sanders. Und insofern passte der Besuch von Hemond Chaterjee von Koppert Cress gut ins Programm, der die Küchenleitungen und Vorarbeiterinnen in Wildewiese mit einem größeren Sortiment von Kressen und Kräutern besuchte. Mit den natürlichen, oft wiederentdeckten Geschmäckern der Natur beliefert seine Firma auch Großmärkte: Er erklärte: „Die Samen müssen erst keimen und etwas sprießen, um ihren vollen Geschmack zu entfalten. Die Pflanzen dürfen aber auch nicht zu groß werden. Dann verliert sich ihr Geschmack.“ Das genaue Augenmaß sei richtig – wie in der Kommunikation.
Die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer ließen sich von Zitrone-riechender Lemon Cress ebenso begeistern wie von dem nach Meeresbrandung schmeckendem BlinQ Blossom. „Und rollt man in ein Austernblatt die Kressen Salted Finger und Apple Glossom ein, schmeckt das tatsächlich wie eine Auster,“ erklärte Hemond Chaterjee. Natürlich durften alle probieren. Und dabei machte ein geflügeltes Wort aus den Küchen die Runde: „Halt doch mal die Kresse.“ Yvonne Sanders musste lachen – vielleicht wäre das ja auch einmal ein provokativer Titel für eins Ihrer Kommunikationsseminare.
Im zweiten Teil ihrer Weiterbildung am Donnerstag machte die Mentaltrainerin allerdings klar, dass genau diese autoritäre Kommunikation nicht mehr zeitgemäß sei: „Viele Unternehmen erkennen: Das Diktat von oben funktioniert nicht mehr. Erst recht nicht, wenn die Fachkräfte knapper werden.“ Sie lobte die SMMP Servicedienste und ihren Geschäftsführer Stephan Schink dafür, dass sie dieses Thema nicht erst seit der Corona-Krise im Blick haben, die jetzt viele Firmen zum Nachdenken bringe. Achtsamkeit und Wertschätzung würden zu spät von vielen Unternehmen wiederentdeckt.
Ohne Reibung keine Entwicklung
„Bei Ihnen sind sie im Leitbild verankert. Und trotzdem muss man sie immer wieder neu lernen“, so die Trainerin. Wertschätzung bedeute nicht, eigene Bedürfnisse zurückzustellen. Manchmal muss es auch knallen. Ohne Reibung gibt es keine Weiterentwicklung.“ Entscheidend sei aber, daraus zu lernen und sich selbst und sein Gegenüber richtig wahrzunehmen.
Das übten die Küchenleitungen und Vorarbeiterinnen, indem sich zu zweit voreinander setzten, beobachteten und anschließend beschreiben sollten. Das geschah mit Sätze wie „Der wirkte aber angespannt“ oder „Sie hat sehr ernst geguckt.“
Yvonne Sanders stellte fest: „Ganz viel von dem, was Sie wiedergeben, ist nicht Beobachtung, sondern Interpretation.“ Auf diese Weise würden Menschen schnell in „Schubladen“ gepackt. Das aber stehe einer ehrlichen Kommunikation im Wege. Wenn man sich selbst reflektiere, stehe man Kritik und Fragen viel aufgeschlossener gegenüber, so Yvonne Sanders: „Und wir müssen doch dankbar sein für Kritik. Nur dann habe ich die Chance, etwas zu verändern.“
Das Herz auspacken
Die Kommunikations- und Mentaltrainerin wies vor diesem Hintergrund darauf hin, wie wichtige es sei, ehrlich zu sein, sein Herz „auspacken“ und auch auf die eigene Körpersprache und seine Stimme zu achten. „Passt die Körpersprache zu dem, was ich sage? Nur dann wirkt man glaubwürdig.“ Gestik, Mimik, Blicke, Outfit, Sprechtempo, Modulation und Lautstärke der Stimme bestimmten zu 90 Prozent die Wahrnehmung der Kommunikation. Die Inhalte nur zu zehn Prozent.
Wie wichtig es ist, Empathie und Herz zu zeigen, weiß Tanja Zamojski-Schröter, Vorarbeiterin der Reinigung im Haus Maria in Geseke: „Etwas von sich selbst preiszugeben, schafft Vertrauen. Wenn ich das zeige, bekomme ich auch ganz viel zurück. Das erfahre ich in meinem Team immer wieder.“
Und Teamassistentin Evelyn Glennemeier-Hölscher war besonders im Hinblick auf schwierige Gespräche dankbar für die neuen Erkenntnisse: „Das hilft mir weiter. Ich habe mich immer schon gefragt: Wie vermittele ich das Gefühl, dass man der Glennemeier-Hölscher ehrlich sagen darf ‚Ich schaffe das nicht‘ und weiß: ‚Die rennt nicht sofort zum Schink‘.“ Woraufhin Stephan Schink lachte. Denn auch er verspricht: „Wenn jemand Probleme hat, stehen bei mir immer alle Türen offen.“
Innehalten auf imaginärem Baumstumpf
Yvonne Sanders rät: „Stellt Euch immer wieder auf den imaginären Baumstumpf. Spürt die Energie und fragt Euch: Was passiert mit mir gerade?“ Und ein weiteres Instrument, schwierige Situationen zu bewältigen, sei der Humor: „Es wäre schön, wenn es uns gelingt, den Jammerlappen öfter mal gegen den Humorlappen auszutauschen.“
Auch in Zukunft will sie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SMMP-Servicedienste gerne zusammenarbeiten: „Ihr seid ja schon richtig weit. Das ist cool.“