Schwester Julia Maria Handke und Schwester Prisca Dungdung legen ihre Ewige Profess ab
Zweifel kamen Schwester Julia Maria während ihrer ersten Jahre in der Ordensgemeinschaft immer wieder: Ist das mein Weg? Oder vertue ich mich? Mit 39 Jahren war sie erst spät in die Gemeinschaft eingetreten. Ganz anders verlief der Weg bei Schwester Prisca Dungdung. Die Inderin spürte schon als 17-Jährige die Berufung in sich, Jesus nachzufolgen und trat in ihrer Heimat in die Gemeinschaft der Mägde Mariens ein. Dort hat sie mit 28 Jahren schon einmal Ewige Gelübde abgelegt. Erst auf Umwegen führe ihr Weg zu den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Und so trat sie am heutigen Sonntag gemeinsam mit Schwester Julia Maria im Bergkloster Bestwig mit den Worten „Hier bin ich“ vor den Altar.
Dort nahm Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow die Gelübde der beiden Schwestern entgegen. Im Kreis von über 100 Mitschwestern, Familienangehörigen, Arbeitskollegen und Freunden feierten sie ihre Ewige Profess und versprachen: „Ich bin bereit.“
Die Provinzoberin der Europäischen Ordensprovinz, Schwester Johanna Guthoff, hatte vorher bereits die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher begrüßt und auf das Portrait der Ordensgründerin Maria Magdalena Postel im Altarraum verwiesen. „Wenn Sie näher herantreten, werden Sie sehen, dass es sich aus zahlreichen Bildern unserer Gemeinschaft, ihrer Mitarbeitenden und Wegbegleitern zusammensetzt. Heute wollen sich Schwester Julia Maria und Schwester Prisca ebenfalls fest in dieses Bild einfügen.“
Und Pater Guido Hügen, der der Eucharistiefeier vorstand, verwies in seiner Predigt auf die Bedeutung dieses Schritts, mit denen die beiden Schwestern Gehorsam gegenüber Gott und der Gemeinschaft bis an ihr Lebensende geloben: „Natürlich fragen wir uns als Ordensleute auf diesem Weg immer wieder: Ist das Selbstbetrug? Ist das eine Vision? Oder doch ganz tiefes Vertrauen?“ Der vorgetragene Schrifttext aus dem Johannes-Evangelium, in dem Maria Magdalena Jesus am Offenen Grab zunächst nicht erkennt, zeuge von diesen Zweifeln und der schweren Unterscheidung zwischen Vision und Wahrhaftigkeit.
„Doch dann spricht Jesus Maria Magdalena mit Namen an. Wir alle kennen dieses Umdrehen. Dieses ‚Sich immer wieder neu orientieren müssen‘, und das ‚Sich doch wagen, sich Gott wieder zuzuwenden‘.“ Schwester Julia Maria und Schwester Prisca hätten sich entschieden, den Auftrag und die Verantwortung mit und gegenüber ihrer Gemeinschaft zu leben: „Deshalb hängt es auch von Euch beiden ab, was in Zukunft in dieser Gemeinschaft gelingt.“
2009 nach Deutschland gekommen
Schwester Prisca war über ihre indische Ordensgemeinschaft 2009 mit einigen ihrer Mitschwestern nach Deutschland gekommen, wo sie ab 2015 als Krankenschwester im Gertrudishospital in Herten-Westerholt gearbeitet hat. „Hier habe ich die Gemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, ihre Gründerin, die Geschichte der Gemeinschaft und ihre Spiritualität zunehmend kennen-, schätzen- und auch lieben gelernt“, erklärt sie. So reifte in ihr der Wunsch, in diese Gemeinschaft überzutreten. Ihr Weg bis zur Ewigen Profess am heutigen Sonntag war daher ein anderer als bei Julia Maria – doch ist sie überzeugt, ihrem Herzen genauso gefolgt zu sein.
Beide nutzten die Wochen vor der Profess noch einmal, innere Einkehr zu halten und sich mit anderen Schwestern zu besprechen. Eine wichtige Wegbegleiterin war dabei die Junioratsleiterin Schwester Maria Elisabeth Woestmann, die ihnen für den Austausch zur Verfügung stand.
„Auf diese Phase wollte ich nicht verzichten. Und da das vor zwei Jahren wegen meiner Aufgaben hier im Haus nicht möglich war und im vergangenen Jahr eine Professfeier aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte, wurde meine Ewige Profess schon zweimal verschoben“, erklärt Schwester Julia Maria. Die heute 48-jährige, ausgebildete Verwaltungsfachwirtin war im Februar 2012 in die Gemeinschaft eingetreten und wurde im September 2012 – fast genau vor neun Jahren – ins Noviziat aufgenommen. „Solche Feiern werden gerne in die Nähe des Gründungstages unserer Gemeinschaft gelegt. Das ist der 8. September“, erklärt Schwester Julia Maria.
Leiterin des Gästebereichs
Sie leitet inzwischen den Gästebereich des Bergklosters Bestwig, zu dem die Gästehäuser mit 47 Einzel, Doppel- und Mehrbettzimmern sowie die Seminar- und Aufenthaltsräume gehören: „Das ist eine Arbeit, die ich sehr gerne mache.“ Und eine Arbeit, die sie heute nicht mehr so wehmütig an ihre Zeit als Verwaltungsfachwirtin in Nordkirchen zurückblicken lässt.
„Der Eintritt war sicher ein entscheidender Schritt. Aber diese Arbeitsstelle ein Jahr später aufzugeben – denn so lange blieb ich zunächst einmal freigestellt – war ein viel bewegender Schritt“, blickt sie zurück. Ein Schritt, der einen endgültigen Abschluss bedeutete: „Insofern brachte jede Phase meines bisherigen Ordenslebens neue Herausforderungen und Zweifel mit sich. Aber diese Zweifel machen diesen Weg für mich glaubwürdiger – weil ich mich jedes Mal damit auseinandersetzen und mich immer neu prüfen und entscheiden musste. Es gibt Mut und inneren Frieden, wenn man dann sagen kann ‚Ja, ich fühle mich berufen und auf dem richtigen Weg‘.“
Auch die Zukunft kann neue Aufgaben mit sich bringen. Inzwischen hat Schwester Julia Maria einen Fernkurs in Theologie belegt, der auf seelsorgliche Aufgaben vorbereitet. „Die Seelsorge ist ein Tätigkeitsfeld, das ich später gerne einmal kennenlernen möchte“, verrät sie.
Schwester Prisca arbeitet hat inzwischen die notwendigen Praxis-, Theoriestunden und Prüfungen abgelegt, um in Deutschland als Krankenschwester anerkannt zu sein. Außerdem hat sie ihre Sprachkenntnisse verbessert und das sogenannte B2-Zertifikat erworben. Sie sagt: „Auch meinen Beruf sehe ich als Berufung.“ Gerade in der herausfordernden Zeit der Pandemie sei ihr das noch einmal bewusst geworden.
Die heute 46-Jährige lebt zusammen mit Schwester Bernadette Korte, Schwester Katharina Conradi und Schwester Barbara Maria Fels im Roncalli-Konvent am Gertrudishospital. Alle vier arbeiten im Krankenhaus.
„Ich spüre eine Aufbruchstimmung“
Mit unter 50 Jahren gehören Schwester Julia Maria und Schwester Prisca zweifellos zu den Jüngeren in ihrer Ordensgemeinschaft, die in den kommenden Jahrzehnten deutlich kleiner wird. „Natürlich hat mich das auch beschäftigt“, sagt Schwester Julia Maria. Doch ist sie zuversichtlich: „Wir sind ja nicht allein. Es gibt doch eine ganze Reihe jüngerer Schwestern. Und wir alle bringen uns in die Gestaltung der Gemeinschaft ein.“ So zum Beispiel, wenn es um die Zukunft des Bergklosters Bestwig geht. „Da darf jede von uns ihre Meinung und Ideen äußern. Und das finde ich großartig“.
Daher käme auf die jüngeren Schwestern auch eine größere Verantwortung zu. „Die nehme ich gerne an. Ich spüre sogar eine Aufbruchstimmung. Den Weg dieser Gemeinschaft möchte ich in Zukunft mitgehen und mitgestalten. Egal, was kommt“, sagt Schwester Julia Maria. Und Schwester Prisca erinnert in diesem Zusammenhang gerne an ein Wort der seligen Schwester Placida Viel, der zweiten Generaloberin der Gemeinschaft: „Sie ist ihrem Glaubensweg in Zeiten der Widerstände immer treu geblieben. Und von ihr ist der Satz überliefert: ‚Die Hand Gottes leitet mich‘.“
Dabei könne der Weg in einer Ordensgemeinschaft erlebnisreich und spannend sein, wenn man ihn wahrhaftig lebe, versprach Pater Guido. In diesem Zusammenhang gab er den beiden Profess-Schwestern ein Zitat des amerikanischen Schauspielers Anthony Hopkins mit auf den Weg: „Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.“