Spiritueller Impuls zu Weihnachten von Schwester Klara Maria Breuer
Gefragt, wo ich Weihnachten feiere, antworte ich gerne: „In Bethlehem“. Dafür brauche ich kein Flugticket. Nur ein paar Schritte aus dem Haus sind nötig, denn „Bethlehem“ liegt für mich um die Ecke. Dann bin ich schon „im Haus des Brotes“.
So nämlich heißt der Name von Jesu Geburtsort, wörtlich übersetzt. Ein solches Bethlehem, „Haus des Brotes“, ist unsere Essensstelle für Menschen in sozialer Not im Zentrum Münsters. Die schmale Tür wird von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtstag offen stehen. Neben einem ausgiebigen Frühstück am Heiligabend erwartet die Gäste am ersten Weihnachtstag ein festliches Mittagessen. Am zweiten Feiertag sind die Tische unsres „Bethlehems“ für Kaffee und Kuchen nach dem Weihnachtsgottesdienst gedeckt.
Manch eine, manch einer spürt Weihnachten noch einmal stärker die persönliche Lebenssituation, das Alleinsein oder die Sehnsucht nach einem wärmenden Ort. „Bethlehem“, so denke ich, ist überall dort, wo Menschen Brot für Leib und Seele miteinander teilen. An Weihnachten. Doch nicht nur zur Weihnachtszeit.
Das Bild des Brotes geht mir weiter durch den Sinn. Durchzieht es nicht Jesu Leben, von seiner Geburt in Bethlehem bis zu seinem Tod am Kreuz? Das Kind in der Krippe wird später, als Mann, von sich sagen: „Ich bin das Brot des Lebens“. Der in Bethlehem, dem „Haus des Brotes“, geboren wurde, wird Brot an viele austeilen. Vom Leben Gebeutelten wird er den Engel auf dem Feld den wachenden Hirten als Heiland verkünden, das „Brot“ seines aufrichtenden, heilenden Wortes geben.
Jesus wird seine Freude an der bunten Gesellschaft haben
Jesus, dessen Name „Retter“ heißt, wird schließlich sein Leben in letzter Konsequenz hingeben. Wie ein Weizenkorn, das in die Erde fällt, um Frucht zu bringen. Und nach seiner Auferstehung ist es wiederum die Geste des Brot Teilens, an der ihn seine Freunde erkennen.
Unser „Bethlehem“, die Essensstelle, wird, wie alle Jahre, gut gefüllt sein. Manchmal wird es dann eng in der Herberge. Was macht es? Es ist Weihnachten. Und ich bin dessen gewiss: Das Kind in der Krippe, Gottes Sohn, dessen Geburt wir feiern, wird seine Freude an unserer bunten Gesellschaft haben.
Eine Krippe haben wir übrigens auch. Die Figuren stehen auf der Fensterbank. Weihnachten wird das Jesuskind dazugelegt. Wir werden Mahlzeiten miteinander teilen und uns an vielen Gaben freuen, die gute Menschen vor dem Fest in unsere Herberge gebracht haben. Es wird menschlich zugehen bei uns, wir kommen ja so, wie wir sind. Doch etwas liegt in der Luft, ist anders in diesen Tagen, im „Haus des Brotes“. Eine Sehnsucht nach Frieden, nach Heil-Werden, danach, dass es gut werden möge, mit uns selbst und unserer Welt: Tragen wir sie nicht alle in unseren Herzen, bewusst oder vielleicht in tiefen Schichten verborgen?
Möge in all unseren „Häusern des Brotes“ Freude über das Geschehen der Weihnacht aufkommen und uns eine Ahnung des Großen berühren, dass Gott Mensch, einer von uns, geworden ist. Mögen der Glanz und der Segen dieses Festes mit uns gehen. In unsere Alltage und in das neue Jahr.