Impuls von Schwester Klara Maria Breuer zum 3. Advent
Sie ist mir noch ganz lebendig vor Augen: Die offenherzig und freundlich schauende Frau am Eingang unseres „Wunderkellers“. So nennen wir gerne den Treffpunkt für Menschen in sozialer Not im Zentrum Münsters. Dort an der Tür steht diese Frau, mit strahlendem Gesicht und einer großen Tüte in der Hand. Sie habe in einem Geschäft eine warme Jacke zu heruntergesetztem Preis gesehen und sie gleich für unsere Gäste gekauft. Für den Fall, dass sie nicht passe, man könne sie umtauschen. Den Kassenbon habe sie deshalb in der Tüte gelassen. Die Begegnung erfreut mich, weit über den kurzen Moment hinaus.
„Gaudete“ – „Freut euch“ klingt dabei die Überschrift über den 3. Sonntag des Advents an mein Ohr und in mein Herz. Das Wort unterbricht, was sich an Aufgaben und vermeintlichen Dringlichkeiten in meinen Advent schieben will. Wie die Frau an der Tür mich einen Moment von meinem Tun im Treffpunkt innehalten lässt. „Freut euch!“ hallt mir, auch bedrückenden Nachrichten von Kriegen, dem so ernsten Zustand unsrer Erde, Verbrechen oder Streit zum Trotz, eine Frohe Botschaft entgegen.
Eine Ahnung von Weihnachten
Wieder denke ich an das freundliche Gesicht der Frau mit ihrer Gabe. Und ich höre weiter, worin der Grund der Freude liegt: „denn der Herr ist nahe“. Sind unsere Herzen vielleicht in diesen Wochen vor Weihnachten offener, empfänglicher als sonst im Jahr? Ahnen wir, dass Weihnachten etwas zu tun hat mit dieser Nähe des Herrn? Jesus Christus, dem Kind in der Krippe, in dem Gott so weit zu uns heruntergekommen ist, dass er Mensch wurde.
In Gesten wie denen dieser Frau leuchtet mir die Nähe des Herrn schon im Hier und Jetzt auf. Es ist mir, als ob solche von innen kommende Freundlichkeit mit der Nähe dessen zu tun hat, vor dem im Stall zu Bethlehem Hirten und Weise ihre Knie beugen. „Freut euch, denn der Herr ist nahe“. Diesem Wort möchte ich trauen. Nicht, um auszublenden, was zur dunklen Seite menschlicher Wirklichkeit gehört. Sondern um mich von dieser tiefen Freude ob der Nähe des Herrn anstecken zu lassen. Um in meinen Alltagen einen Widerschein der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes zu entdecken. In der Wachheit und Dankbarkeit für die vielen Zeichen von Solidarität, Offenheit für den Nächsten und Gutem, das Menschen tun. „Freut euch, denn der Herr ist nahe“. Aus dieser Freude wächst eine Kraft, die handeln lässt wie diese Frau und mit ihr viele Andere.