13 junge Erwachsene gehen für ein Jahr als Missionare auf Zeit nach Bolivien, Brasilien und Mosambik
Im kommenden Jahr wollen sie wie Sterne am Himmelszelt sein: Ihre Umgebung erhellen, sich aber auch durch andere erleuchten lassen und mit vielen gemeinsam ein Ganzes bilden. 13 junge Erwachsene ließen sich am Samstag im Bergkloster Heiligenstadt für ihren einjährigen Auslandseinsatz als Missionarinnen und Missionare auf Zeit aussenden.
Als Thema für den Gottesdienst in der Klosterkirche hatten sie sich den Sternenhimmel ausgesucht. Als Elisabeth von Erffa den letzten Stern auf die Karte setzte, die zeigte, an welchen Einsatzorten die künftigen MaZ in Bolivien, Brasilien und Mosambik tätig sind, erklärte sie: „Man sieht, wie wir als Sterne weit voneinander entfernt sein werden. Und doch fügen wir uns zu einem Sternbild zusammen.“
„Eines haben wir alle gemein: Wir brauchen einander“
„Sterne sind wie Edelsteine. Sie funkeln. Jeder auf seine Weise. Und sie sind Symbole für unser Suchen“, erläuterten Vivien Gerick und Tobias Koonert bei der Begrüßung. Pfarrer Bernd Kucklick ergänzte in seiner Ansprache: „Sie leuchten verschieden. Und sie leuchten durch Wärme. Und doch haben wir alle eines gemein: Wir brauchen einander.“ Die jungen Missionarinnen und Missionare auf Zeit bekräftigten, dass sie sich in diesem Sinne eingeladen fühlen, sich auf den Weg zu machen, andere Kontinente und Kulturen kennenzulernen.
Tobias Koonert unterbricht für diese Erfahrung zum Beispiel sein Chemie-Studium. „Ich habe jetzt gerade meinen Bachelor gemacht. Das ist ein guter Zeitpunkt dafür.“ An der Universität in Münster hat er ehemalige Missionarinnen und Missionare auf Zeit kennengelernt, die ihm ganz begeistert von ihren Erfahrungen berichteten. Einige davon hatten diesen Freiwilligendienst auch bei den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel geleistet. Daher habe er sich dort beworben.
Die halbjährige Vorbereitung fand er aufregend und erlebnisreich. Ab August wird er in Oruro in Bolivien in dem pädagogischen Zentrum der Schwestern mit Kindergarten und Schule mitarbeiten. „Ich will das Jahr dazu nutzen, auch viel über mich zu lernen. Für die Zeit danach habe ich noch keine festen Pläne. Ich lasse mich darauf ein, mich inspirieren zu lassen.“
Bewusste Entscheidung für Afrika
So geht es auch den beiden Freundinnen Katharina Kloß und Johanna Friedrich. Die 18-jährigen haben gerade am Engelsburg-Gymnasium in Kassel ihr Abitur gemacht und liebäugeln mit einem sozialen Beruf. Katharina will zum Beispiel Ärztin werden: „Deshalb hat uns eine Lehrerin angesprochen, ob wir nicht das MaZ-Angebot nutzen wollen.“ Also meldeten die beiden ihr Interesse an.
In der Vorbereitung entschieden sie sich für Mosambik. Für Afrika. Ab August reisen sie für neun Monate nach Metarica, wo die Ordensgemeinschaft unter anderem ein großes pädagogisches Zentrum betreibt, aber auch in der Erwachsenenbildung, Pastoral und Seelsorge tätig ist. „Ich denke, dass wir in einem Land wie Mosambik eine Welt erleben, die am weitesten von unseren Erfahrungen in Deutschland abweicht“, erklärt Johanna, worin sie die besondere Herausforderung sieht. Und sie weiß sehr genau: „So lange wir die Sprache noch nicht so gut können, wird es schwierig sein, in dieser Kultur zurecht zu kommen.“ Dennoch freut sie sich auf die ersten Begegnungen und das Kennenlernen.
Genau wie Madita Gast und Dana Keite. Die beiden 19-Jährigen haben ihr Abitur am beruflichen Gymnasium des Berufskollegs Bergkloster Bestwig gemacht und erinnern sich noch gut an den Informationsnachmittag, der dort zu dem Angebot Missionar auf Zeit stattgefunden hatte. „Von da an hat uns der Gedanke an dieses Einsatzjahr nicht mehr losgelassen“, sagt Madita. Und Dana ergänzt: „Wir freuen uns auf die Begegnung mit den Menschen, die andere Kultur und die Kinder.“ emeinsam werden sie ein Jahr lang in der Stadtrandarbeit in der brasilianischen Stadt Leme tätig sein. Dort gibt es mehrere Stadtteilzentren, in denen die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel Kurse anbieten: Vom Gitarren- und Capoeira-Kurs über Alphabetisierung und berufliche Qualifikationen bis hin zu ergotherapeutischen und psychologischen Angeboten.
Am größten ist der Respekt vor der Sprache
Zusammen mit ihnen geht auch Sophie Toups aus Menden nach Leme. Sie hat ihr Abitur in dieem Frühjahr am Walburgisgymnasium gemacht. Prinzipiell, sagt die 18-Jährige, fühle sie sich gut vorbereitet: „Wir haben sogar in Rollenspielen Situationen erprobt, die uns dort begegnen könnten.“ Doch genauso wie die anderen weiß sie, dass die größte Herausforderung in den kommenden Wochen erst einmal die Sprache sein wird.
„Ich hoffe ja, dass die Vokabeln zunächst reichen, sich zu verständigen“, meint Christoph Schmalacker. Für seinen Einsatz in Oruro auf dem über 4000 Meter hohen Altiplano in Bolivien hat er die Sprache nicht nur mit Hilfe von Apps gelernt, sondern auch noch einen VHS-Kurs besucht. „Aber die Grammatik wird man erst im täglichen Umgang beherrschen lernen“, weiß er.
Der 22-Jährige hat schon eine abgeschlossene Lehre als Lagerlogistiker, entschied sich dann aber, am Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus das Fachabitur mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Soziales zu machen. „Danach möchte ich in einen sozialen Beruf wechseln. Ich denke, dass ich in Bolivien Erfahrungen machen kann und Einblicke bekomme, die ich hier in Deutschland nicht finden könnte.“ Auch ist er überzeugt, dass ihm dort erst klar werde, wie gut er es in seiner eigenen Kindheit gehabt habe. „Vieles wird danach wahrscheinlich nicht mehr so selbstverständlich sein.“
„Missionieren heißt gesandt zu sein“
Diesen Gedanken nahm auch Schwester Aloisia Höing auf, als sie in Vertretung von Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow die Aussendung vornahm, indem sie die Missionarinnen und Missionare auf Zeit nach vorne rief und ihnen das Kreuz mit einer Karte des jeweiligen Schwesternkonventes überreichte, der für die jeweiligen MaZ im kommenden Jahr besonders beten wird.
„Sie waren sicher alle schon einmal im Ausland und haben dort viel erlebt. Jetzt aber sind sie gesandt. Missionieren heißt: Gesandt zu sein. Und in diesem Auftrag werden sie Menschen begegnen, die um ihre Existenz bangen. Da ist es besonders wichtig, dass sie ihr Licht als Stern leuchten lassen. Auch, um Hoffnung zu diesen Menschen zu bringen.“ Dazu wünschte sie den 13 jungen Erwachsenen viel Mut und Gottes Segen.
Und sie gab ihnen als Rat mit auf den Weg: „Schauen sie ab und zu mal in den Sternenhimmel, der dort viel heller und ganz anders strahlt, als wir ihn hier in Deutschland kennen. Das wird Ihnen eine helle Freude sein.“
Förderverein unterstützt die MaZ-Arbeit
Wer das Angebot Missionar/in auf Zeit bei den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel unterstützen will, kann das über eine Mitgliedschaft oder persönliches Engagement im Förderverein Brückenschlag tun.