200 Mitarbeiter feiern 50-jähriges Bestehen des Bergklosters Bestwig
Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Einrichtungen und Diensten der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel feierten am Samstag gemeinsam mit den Ordensschwestern das 50-jährige Bestehen des Bergklosters in Bestwig. „Der Austausch untereinander ist wichtig. Unsere Mitarbeiter begleiten uns durch ihren Glauben, ihre Inspiration und ihren kritischen Fragen“, machte die Provinzoberin der Europäischen Ordensprovinz, Schwester Johanna Guthoff, deutlich.
In einer Podiumsdiskussion, die zu den vielen Programmpunkten dieses Tages gehörte, erinnerte die frühere Generaloberin Schwester Aloisia Höing an die Aufbruch-Stimmung vor 50 Jahren: „Das war die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Kirche öffnete sich. Uns wurde bewusst, dass wir hier etwas gestalten können.“ Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen blieb das Kloster schon baulich ein offener Komplex, ohne Mauern. „Endlich konnten wir unser Provisorium in Geseke verlassen, wohin das Generalat aufgrund der innerdeutschen Teilung von Heiligenstadt umgezogen war“, blickt Schwester Gratia Feldmann zurück, die als junge Schwester 1968 nach Bestwig kam. Sie weiß noch genau: „Die Würzburger Synode setzte die Ergebnisse des Konzils in Deutschland um und fragte, wie man die Aufbrüche in die Gemeinden und in die Gesellschaft hineintragen kann.“
„Die Gemeinschaft ist in ihrem Denken jung geblieben“
Die Euphorie dieses Konzils ist 50 Jahre später verflogen. Die Kirche zieht sich in der Fläche zurück, auch die Ordensgemeinschaften werden kleiner. „Aber wenn ich gefragt werde, wievele Schwestern wir heute noch sind, hat das etwas sehr Reduzierendes“, sagt Schwester Johanna. „Denn trotz gestiegenen Altersdurchschnitts haben wir weiterhin jüngere Frauen, die bei uns eintreten. Und auch die Älteren sind vom Denken und vom Geist her jung und lebendig geblieben.“ Hinzu kämen die inzwischen rund 2500 Mitarbeiter: „Sie gestalten unser Leben mit und fordern uns auch heraus.“
Eine vom Provinzkapitel eingesetzte Arbeitsgruppe aus Schwestern und Mitarbeitern habe sich in den vergangenen zwei Jahren mit der Frage auseinander gesetzt, wie sich das Charisma und der Geist der Ordensgründerin Maria Magdalena Postel auch dort, wo keine Schwestern mehr in Konventen lebten, erhalten lasse. „Der Leitfaden wurde mir jetzt übergeben und enthält viele Ideen. Eine Initiative aus dieser Gruppe führte auch zu diesen Mitarbeitertagen.“
Von einem anderen Beispiel des guten Miteinanders von Schwestern und Einrichtungen erzählte der Schulleiter des Engelsburg-Gymnasiums in Kassel, Thorsten Prinz. Die gesamte Schule fuhr anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens im Herbst 2017 an die Gründungsorte der Ordensgemeinschaft in der Normandie: „Zehn charismatische Schwestern aus Bestwig und Heiligenstadt empfingen uns dort. Mit ihrer Überzeugungskraft und Leidenschaft haben sie uns alle beeindruckt. Das wirkt noch lange nach, auch in unseren Schulalltag hinein.“
„Vielfalt der hier lebenden Menschen wird größer“
Angesichts solcher Erfahrungen beantwortete Schwester Johanna die Frage von Moderator Jörg Fröhling, wie sie sich das Bergkloster in zehn Jahren vorstelle, voller Zuversicht: „Wir werden wahrscheinlich mehr automatische Türen haben, aber es wird immer noch eine Kirche geben. Wir bleiben Suchende und gehen dabei neue Wege.“ Schwester Aloisia fügte hinzu: „Wir wollen uns weiter öffnen. Deshalb wird die Vielfalt der hier lebenden Menschen noch größer werden.“
Für diese Zuversicht dankt auch Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus. Aus seiner Sicht brachte das Bergkloster – auch als Bildungsstandort mit Berufskolleg und Bildungsakademie – wichtige Impulse für die Entwicklung seiner Gemeinde: „Ich bin ja häufiger zu Altersjubiläen hier. Und mir imponiert immer wieder die Lebensleitung der älteren Schwestern. Sie erfüllt mich mit Demut.“
Die Vielfalt dieser Charismen unter den Schwestern und aus in ihren Einrichtungen wurde bei dem Fest am Samstag deutlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reisten aus 20 verschiedenen Orten an, die größten Gruppen aus Heiligenstadt, Kassel, Herten-Westerholt und Ahaus.
Kneippanwendungen und Geschicklichkeitsparcours
Von 11 bis 16 Uhr gab es ein buntes Programm: Mitarbeiter aus dem Haus St. Martin in Westerholt luden beispielsweise zu Kneipp-Anwendungen ein. Schwester Maria Gabriela Franke und ihr Praxisteam boten Handmassagen und Übungen aus ihrem Päpki-Lernprogramm an. Die Bildungsakademie für Therapieberufe hatte einen Parcours mit Geschicklichkeitsübungen vorbereitet. Angehende Gestaltungstechnische Assistenten aus dem Berufskolleg Bergkloster Bestwig machten witzige Fotos. Und die Chefärztin der Geriatrie am Gertrudis-Hospital in Westerholt, Dr. Anette Borchert, präsentierte mit ihren Mitarbeiterinnen den Alterssimulationsanzug GERT.
Dazu gab es einen Tanzworkshop der brasilianischen und mosambikanischen Missionarinnen und Missionare auf Zeit, die derzeit ein Einsatzjahr in Deutschland verbringen. Mitarbeiter der Servicedienste SMMP buken mit den Besuchern Flammkuchen und mixten Smoothie-Bowls. Bibelerzählerinnen trugen in der Klosterkirche Geschichten aus der Bibel vor. Und die Missionszentrale präsentierte die internationale Arbeit der Ordensgemeinschaft in Bolivien, Brasilien, Mosambik und Rumänien.
Engelsburg gewinnt Menschenkicker-Turnier
Wer sich körperlich verausgaben wollte, konnte das im Menschenkicker. Sechs Teams spielten dort ein kleines Turnier. Das Engelsburg-Gymnasium gewann. Torschützenkönigin wurde Schwester Judith Beule – einen Tag, nachdem das Transferfenster in der Fußball-Bundesliga schloss.
Beim abschließenden Gottesdienst ermunterte Pater Guido Hügen aus der Abtei Königsmünster, der die Arbeitsgruppe Einrichtungen im Bergkloster zwei Jahren lang moderiert hatte, die vielen verschiedenen Charismen und Talente, die es innerhalb der Mitarbeiterschaft und der Ordensgemeinschaft gebe, zu nutzen: „Die Geschichte von den Talenten macht uns Mut, Ängste zu überwinden und uns etwas zuzutrauen. Wenn wir das tun, folgen wir dem Beispiel Maria Magdalena Postels.“ Sie habe noch im hohen Alter geholfen, die Abteikirche wiederaufzubauen und im wahrsten Sinne Steine bewegt, erinnerte Schwester Johanna. Deshalb lud sie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu ein, auch künftig lebendige Steine in den Häusern der Schwerstern der heiligen Maria Magdalena Postel zu sein.
Am 16. September gibt es einen zweiten Tag, zu dem nochmals 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Einrichtungen und Diensten anreisen werden.