Spiritueller Impuls von Sr. Ruth Stengel
Liegt es am Advent, dass mir täglich Schwangere begegnen? Gestern beim Gang durch die Stadt standen wir zusammen an der Ampel, saßen uns gegenüber in der Straßenbahn, werdende Mütter mit viel Bauch. Die beiden Frauen sahen sehr schön aus, als ob sie von innen her strahlen. Das tat gut.
Auch in meiner Familie und im Freundeskreis gibt es sie gerade, die zwei Schwangeren. Am Leben und Wachsen der Einen darf ich ganz viel Anteil nehmen. Welche Wechselbäder an Stimmungen, Ängsten und Freuden löst doch dieser kleine Mensch aus. Sein Herz beginnt schon früh zu schlagen.
Wenn neues Leben wächst, dann geht es wohl nicht ohne diese tiefe Betroffenheit, die das ganze Wesen berührt: Schwanger voll Leben! Das strahlt aus und macht auch die Menschen in der Umgebung wärmer, zarter, mitfühlender, so scheint es.
Geht es nicht darum im Advent? Berührbarer zu werden, im Wesen wärmer?
Mir fällt ein Satz ein, den ich mir vor Jahren an die Pinnwand geheftet habe und der beim Umzug verloren ging. Gott sei Dank, ich trage ihn in mir:
„So leben, die Dinge so tun, dass es immer auch das Herz erwärmt.“
Bei Schwangeren „geht“ das wohl einfach so, für mich könnte es ein leiser Vorsatz sein, zum zweiten Advent. Während ich warte.