Gedanken zum Weihnachtsfest von Sr. Martina Küting
Im Adventskalender vom „Andere Zeiten e.V.“ begegnete mir folgendes Zitat vom Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardini: „In der Stille geschehen die großen Dinge. Nicht im Lärm und Aufwand der äußeren Ereignisse, sondern in der Klarheit des inneren Sehens, in der leisen Bewegung des Entscheidens, im verborgenen Opfern und Überwinden: Wenn das Herz durch die Liebe berührt, die Freiheit des Geiostes zur Tat gerufen, und sein Schoß zum Werke befruchtet wird. Die leisen Kräfte sind die eigentlich starken.“
Diese leisen Töne finden einen Widerhall in mir. Weg von so Vielem, das mich ablenken möchte vom wirklich Wesentlichen: Das ist meine Sehnsucht in diesen weihnachtlichen Tagen. Ich spüre, dass mir in einer Zeit, in der mir die Bedürftigkeit jeden Tag begegnet – die Bedürftigkeit anderer, aber auch meine eigene – vieles fremd wird von dem, was unsere Gesellschaft aus Weihnachten gemacht hat. Die Sehnsucht nach einem einfachen Leben, das bewusst mit den Ressourcen umgeht, das Schwache sieht und demütig wird, wächst in mir.
Begegnung mit Schwester Martha
Auf diesem Weg begegne ich Schwester Martha, unserer Schwester, die vor 200 Jahren ihren Weg in der Haltung lebte, die ich noch ersehne. Sie, die ihren Weg des Alltags in oft kleinen, mühsamen Schritten ging, erinnert mich auch an Maria. Für die Mutter Jesu war in den Tagen der Empfängnis, des vom Heiligen Geist in ihr Gezeugtem, längst nicht alles klar, heiter und leicht. Maria ging die Zeit ihrer Schwangerschaft in großem Respekt vor dem Geheimnis, das in ihr keimte.
So sehe ich zwei Frauen, denen die Stille viel bedeutete. Sie entzogen sich dem Lärm und den Stimmen der Menschen um sie herum, um sich dem Wesentlichen zu stellen.
Ich lade auch Sie, liebe Leser und Leserinnen dieser Zeilen, ein, in diesen weihnachtlichen Tagen Räume und Zeiten der Stille, vielleicht auch der Abgeschiedenheit zu entdecken, um DEM zu begegnen, der leise und verborgen in diese Welt kam, an einem kleinen unbedeutenden Fleck dieser Erde: Jesus Christus, Gottes Sohn.
ER ist der Friede, weil er den Vaterwillen ganz gelebt hat. Lassen wir uns von IHM inspirieren.
Romano Guardini sagt: „Friede kommt daraus, dass der Sinn zu Ende gelebt wird. Die halben Dinge machen Unfrieden. Jenes Zu-Ende-geführt-Sein des Werkes, jene restlose Verwirklichung des Vaterwillens – daraus kommt der unendliche Friede, der in Christus ist. Auch uns kommt er nur daher, aus dem Mitvollzug dieses Geheimnisses.“
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen von Herzen gesammelte und friedvolle Weihnachten.
Sr. Martina Küting