Pilgergruppe erreicht die französische Abtei St. Sauveur-le-Vicomte
„Wir sind angekommen“, schreibt Schwester Maria Elisabeth Goldmann – „nach sieben Jahren und etwa 1200 Kilometern haben wir das Ziel erreicht: Die Abtei St. Sauveur-le-Vicomte in der Normandie.“ Dieser Ort war die erste Heimat der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel vor 200 Jahren.
Weiter schreibt Schwester Maria Elisabeth: „Wir, das ist eine Gruppe in wechselnder Besetzung, die 2010 vom Bergkloster in Heiligenstadt aufgebrochen ist, um den Weg der seligen Schwester Placida Viel zurückzuverfolgen. Schwester Placida nahm 1862 den Weg von der Normandie aus ins Eichsfeld auf sich, um dort mit vier Schwestern die erste deutsche Niederlassung zu gründen. Von Heiligenstadt aus wollten wir nun nach Saint-Sauveur-le-Vicomte pilgern.
Nach den bisherigen sechs Etappen, die uns durch Deutschland, Belgien und Frankreich bis nach Lisieux geführt haben, sind wir in diesem Jahr zu unserer letzten Etappe von Lisieux nach Saint-Sauveur-le-Vicomte aufgebrochen.
Taizé-Gesänge, Soldatenfriedhöfe und Klöster
Eindrückliche Erinnerungen in diesem Jahr sind: eine zufällige Begegnung und Taizé-Gesang mit einer belgischen Familie in der Kapelle Saint Michelle de Clermont; die vielen Soldatenfriedhöfe, die eine Ahnung des unvorstellbaren Leids im Krieg vermitteln und Mahnmale für eine friedliche Zukunft sind; Stätten der Alliiertenlandung in der Normandie sowie Gedenktafeln, Steine und Monumente von Kriegsgeschehnissen – damit verbunden unser Auftrag, Brückenbauer und Friedensstifter zu sein;
Der herzliche Empfang und das leckere Abendessen in der Benediktinerinnen-Abtei Bayeux, nachdem der Weg etwas länger war als gedacht; gute Gespräche mit anderen Gästen und Besuch der Kathedrale sowie des Wandteppichs von Bayeux, der auf 70m Länge die Geschichte von Wilhelm dem Eroberer darstellt; interessante Wege durch Wald, Feld und Weiden, durch kleine Dörfer, am Kanal und sogar direkt am Meer entlang; die Faszination von Ebbe und Flut; Mahlzeiten unter freiem Himmel vor dem Zelt – auch mit Gästen.
Darüber hinaus erlebten wir freundliche Menschen, die trotz eingeschränkter Sprachfähigkeiten die schönsten Stempel für unsere Pilgerausweise suchten; unverhoffte Begegnungen mit Leuten, die mit uns Deutsch sprachen, einmal sogar eine ehemalige Schülerin der Schwestern in der Abtei St.-Sauveur-le-Vicomte; einen Tag zum Innehalten in Saint Mere Eglise, wo uns noch einmal der D-Day bewusst wurde; den eindrucksvollen Garten und das Haus „Maison de la Paix“ mit Friedensgedanken aus aller Welt … und schließlich ein dankbares Ankommen mit „Großer Gott wir loben dich“ und Einzug dem Abteikirche St. Sauveur-le-Vicomte. Sie war das Ziel unseres Pilgerweges. Alle elf Strophen haben wir geschmettert.
Nach unserer Ankunft hatten wir noch vier Tage Zeit, um auch innerlich anzukommen und die Abtei mit Umgebung zu genießen. So besuchten wir Orte, in denen die selige Sr. Placida und die heilige Sr. Maria Magdalena gelebt haben.
Ewige Profess mitgefeiert
Die Freude und Begeisterung der Schwestern in Valogne und Barfleur, von denen die älteste am liebsten gleich mit uns gelaufen wäre sowie die Gastfreundschaft in diesen Häusern sind uns noch ganz lebendig. Ein Tag am Meer war uns auch geschenkt. Am Abreisetag konnten wir noch die ewige Profess von Sr. Edith und Sr. Claudia in der Abtei miterleben. Diese wurde durch die Angehörigen aus dem Kongo sehr freudig und lebendig mitgestaltet.
Somit ist die intensive Zeit unseres Pilgerns zu Ende gegangen. Freundschaften sind entstanden und der Blick für die kleinen Dinge des Alltags wurden geschärft. Nicht nur wir haben dabei Spuren hinterlassen, sondern auch der Weg an uns und anderen, sichtbare und unsichtbare.
Noch lange nachklingen werden in uns Erinnerungen an viele Begegnungen, Ruhe, Natur, Sonnenschein und auch mal Regen, verschiedene Quartiere unter festem Dach, unter Kirchen und unter Zeltplanen, Flüsse, Anstiege und Talwege, wunderschöne Wege, aber auch Umwege, abenteuerliche Wege, Zementwerke, menschliche und tierische Begegnungen, Lachen, Nachdenklichkeit, Stille, Schweigen, einander Tragen und Getragen-Werden, Selbstverpflegung und Bekocht-Werden, Blasen an den Füßen, tief empfundene Freude und Glück, eine innige Gebetsverbundenheit und vieles mehr.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle, die uns in den letzten Jahren unterstützt und begleitet haben, mit uns gepilgert sind, uns empfangen und verpflegt, uns immer und zu jeder Uhrzeit wartend und winkend verabschiedet und willkommen geheißen, uns im Gebet begleitet haben und natürlich den Organisatoren und denen, die immer wussten wo es lang geht. Deo gratia!“