Noch eine Woche, dann reisen Schwester Soledad Castillo Miranda (26) und Schwester Guadalupe Céspedes (30) wieder zurück in ihre Heimat Bolivien. Vier Jahre lang waren die beiden in Deutschland, um sich zu Erzieherinnen ausbilden zu lassen. Bevor Sie abreisen, machen sie noch eine große Abschiedstour durch Deutschland. So kamen sie am Mittwoch auch zur Hufeland-Klinik nach Bad Ems, wo sie sich beim Team der Intensiv-Weaningstation für eine Spende zugunsten der Ordenseinrichtungen in ihrem Heimatland bedankten.
Die katholische Hochschule für Erziehung, die in Bolivien für die Ausbildung in Frage gekommen wäre, war von der bolivianischen Regierung geschlossen worden. Die staatliche Alternative ist weit entfernt vom Sitz der bolivianischen Ordensprovinz in Cochabamba und bietet nicht die Lehrinhalte, die die Schwestern suchten.
So kamen Schwester Guadalupe und Schwester Soledad zu ihren Mitschwestern nach Deutschland. „Anfangs hatten wir schon Heimweh“, erinnert sich Schwester Soledad. „Alles war neu und fremd und die Sprache konnten wir auch nicht.“
Drei Monate dauerte der Sprachkurs in Haminkeln, den die beiden mit einer mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfung beendeten. Eine Sozialassistenten- und eine Erzieherausbildung an der Berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt schlossen sich an. Die praktischen Teile ihrer Ausbildung absolvierten die beiden im Heiligenstädter Raphaelsheims, einer Einrichtung für behinderte Erwachsene und in Kindergärten in Wingerode und Beuren. Hinzu kam eine Ausbildung in Montessori-Pädagogik bei Schwester Petra Stelzner in Berlin.
„Die Kinder waren von unserer Hautfarbe fasziniert“, erinnert sich Schwester Guadalupe. Und als Schwester Soledad mal ohne Haube unterwegs war, wollten die Kinder sofort das schwarze Haar fühlen.
In Heiligenstadt legte Schwester Guadalupe im Februar dieses Jahres ihre Ewige Profess ab. Schwester Soledad wird das im kommenden Jahr in Bolivien tun.
Dort werden sich die Wege der beiden Ordensschwester trennen. Schwester Guadalupe wird im Kindergarten Casa de Niños in Cochabamba arbeiten und Schwester Soledad geht nach La Paz, wo der Orden seit über 50 Jahren ebenfalls einen Kindergarten betreibt. Aber bevor sie ihre neuen Aufgaben angehen, haben sie erst einmal Heimaturlaub. Vier Jahre lang haben Soledad und Guadalupe ihre Familien nicht gesehen.
Und auf was freuen sie sich noch? Auf das Essen. „In Deutschland ist an jedem Essen viel Soße“, meint Schwester Soledad. „Es schmeckt nicht schlecht, aber eben ganz anders als in Bolivien.“ Und die Menschen, sagt sie, seien in Bolivien spontaner. „Sie planen weniger. Und wenn man jemanden besuchen will, tut man es einfach, ohne dafür vorher einen Termin zu verabreden.“
„In Bolivien haben wir keinen Herbst“, sagt Schwester Gaudelupe. „Es ist immer grün.“ Den Wechsel der Jahreszeiten, meinen sie, werden sie wohl vermissen. Vielleicht auch die Fachwerkhäuser, wie in Bad Ems, die Schwester Soledad so schön findet. Aber was man vermisst, merkt man ja ohnehin erst, wenn es wirklich nicht mehr da ist.