Das Missionsmagazin feiert sein 50-jähriges Bestehen
„Schwester Bernarda, 65, hat mich ‚geschafft‘. ‚Wir müssen unbedingt noch zum Waisenhaus Penny!‘, sagt sie, und als wir dort waren: ‚Sie müssen sehen, wie die Mädchen und Frauen leben, die unsere Haushaltungsschule besuchen!‘ Ich nicke ergeben und haste – wie seit Stunden – hinter Schwester Bernarda her, nach Luft japsend, Schmerzen im Kopf.“ So beginnt die Reportage aus Bolivien im kontinente-Magazin 1-1980. Jetzt feiert die Zeitschrift ihr 50-jähriges Bestehen. Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel sind von Anfang an als Mitherausgeber und Mitgesellschafter des Verlages dabei.
Dabei sind die vielen Geschichten, die sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten für kontinente angesammelt haben, Zeitdokumente. So auch der Besuch mit Schwester Johanna Bernarda in Bolivien.
Weiter schreibt Autor Winfried Kurrath: „Jede schnelle Bewegung bereitet dem Fremden Atemnot, jede Anstrengung verstärkt den Schmerz. ‚Soroche‘ heißt die Höhenkrankheit. In Oruro, 3700 Meter hoch auf dem bolivianischen Altiplano gelegen, hatte sie mich erwischt. ‚Den ersten Tag müssen Sie sich hinlegen und möglichst wenig essen und trinken‘, hatte Bischof Fernandéz geraten, der mich auf der Sandpiste des Flugplatzes von Oruro abholte. Aber dazu blieb keine Zeit.“ Ein lebendiger Einstieg in eine spannende Reisebeschreibung. So holt kontinente seine Leser in alle Teile der Welt.
Am Anfang 13 Herausgeber
Die erste Ausgabe erschien im Januar 1966. Damals hatten sich 13 Herausgeber zusammengeschlossen. Inzwischen wird das Heft von 23 Ordensgemeinschaften, missio Aachen und misso Niederlande gemeinsam publiziert. Zum Abschluss der heute beginnenden Redakteurs- und Herausgebertagung in Köln gibt es am Mittwoch einen Festakt, an dem auch mehrere südamerikanische Bischöfe und der Apostolische Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, teilnehmen werden.
Die Eigenseiten der Gemeinschaft erzählen die Geschichte des missionarischen Engagements in Bolivien und Brasilien seit 1966 und dokumentieren die Entwicklung der neuen Aufgaben in Mosambik und Rumänien seit dem Anfang dieses Jahrtausends. Zwei Schwestern, die das Heft über die ganze Zeit begleiteten, sind die frühere Generaloberin und langjährige Missionsprokuratorin Schwester Christa Maria Henninghaus sowie die frühere Redakteurin Sr. Maria vom Berge Karmel Tietmeyer.
An die Anlieferung der ersten kontinente-Ausgabe vor 50 Jahren erinnern sich sie beiden noch ganz genau: „Da kam eine Kiste mit 1500 Exemplaren an und wir sollten zusehen, wie die in alle Konvente kommen.“ Das waren 1966 noch weit über 100. Und die wiederum hatten die Aufgabe, das Magazin in ihren Pfarrgemeinden bekannt zu machen und Abonnenten zu werben.“ Für die zweite Ausgabe wurden schon 5000 Hefte bestellt.
„Schwestern waren ganz heiß auf die Hefte“
„Die Schwestern waren damals ganz heiß auf die ersten Hefte. Das war etwas Neues. Das wollten alle sehen“, erinnert sich Schwester Christa Maria. Noch während des ersten Erscheinungsjahres wurde Schwester Maria vom Berge Karmel von der damaligen Generaloberin Schwester Hildegund Köhler um Mitarbeit in der Zentralredaktion gebeten: „Pater Klaus Elmar Piller von den Spiritanern war unermüdlich unterwegs. Eigentlich an jedem Wochenende. Entweder, um Gemeinschaften als Mitherausgeber zu gewinnen oder um in Gottesdiensten zu predigen und für das Heft zu werben.“ Schwester Maria vom Berge Karmel durfte ihn häufig begleiten.
„Wir haben immer für die Ausgabe der Gemeinschaft geworben, die geografisch am nächsten war. Kannte die Gemeinde diesen Orden, war es ein Leichtes, nach der Messe eine ganze Liste mit neuen Abonnenten zu füllen.“ Ein Jahresabo kostete im ersten Jahr 4,20 D-Mark.
Dabei verfolgte die damalige Werbung um Abonnenten noch eine ganz andere Absicht, wie Schwester Maria vom Berge Karmel betont: „Es ging vor allem darum, Geld für die Missionsaufgaben einzunehmen. Denn was von der Abo-Gebühr übrig blieb, stand den Gemeinschaften dafür zur Verfügung. Heute wiederum ist die Zeitschrift kostendeckend kalkuliert. „Und die Information über die missionarischen Aufgaben steht eher im Vordergrund. Dadurch gewinnen wir dann gegebenenfalls neue Förderer“, weiß die 76-Jährige, die den Wandel des Magazins aus verschiedenen Perspektiven miterlebt hat.
„Ich konnte steografieren und auf der Schreibmaschine schreiben“
1966/67 arbeitete sie zum ersten Mal in der Zentralredaktion mit, die die damals nur aus Ordensleuten bestand. Untergebracht war sie in Essen im Gebäude der Bistumszeitung RuhrWort. „Dessen Chefredakteur Dr. Otto Kaspar hat uns redaktionell sehr geholfen, denn keiner von uns war ausgebildeter Journalist“, lacht Schwester Maria vom Berge Karmel.
Sie selbst war zunächst mit Sekretariats-Aufgaben betraut. „Ich hatte eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht, konnte also auch stenografieren und Schreibmaschine schreiben. Das war die wichtigste Voraussetzung.“
Pater Piller habe ihr damals vor allem viele Briefe diktiert. „Aber schnell wurde mir von meiner Generaloberin auch die Betreuung unseres Propriums übertragen“, erzählt sie weiter. Denn jede Gemeinschaft hat in dem Heft eigene Seiten. So auch die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Anfangs bestand die Arbeit darin, Briefe der Missionarinnen auszuwerten und daraus Artikel zusammenzusetzen. „Berichte anzufordern war in den 60er oder 70er Jahren gar nicht möglich. Dafür brauchten die Briefe aus Bolivien oder Brasilien einfach zu lange, bis sie hier ankamen. Und E-Mails gab es damals noch nicht.
Nur selten lagen den Briefen allerdings Fotos bei. „Wer hatte damals schon eine Kamera? Und die Filme konnte man nur in den Städten entwickeln und abziehen lassen“, sagt Schwester Maria vom Berge Karmel. Daher sei sie für jedes brauchbare Bild besonders dankbar gewesen.
Der Umbruch wurde auf Papier geklebt
Zum Werkzeug der Redaktion gehörten neben der Schreibmaschine vor allem Stifte, Papierbögen und Klebstoff. Die geschriebenen Artikel wurden von der Druckerei gesetzt. „Die Druckfahne, die zu uns kam, haben wir dann zerschnitten und als Umbruch auf den Bogen geklebt. Dazwischen haben wir Platzhalter für die Fotos eingespiegelt. Dann ging der Bogen wieder zur Druckerei“, erklärt sie die Vorgehensweise. So lief die Zeitungsproduktion in den meisten Redaktionen noch bis weit in die 80er Jahre.
Ein zweites Mal war Schwester Maria vom Berge Karmel 1977 bis 1981 in der Zentralredaktion tätig – dann schon in Köln, wo der Verlag bis heute ansässig ist. Und in der anschließenden Zeit war sie zweimal in das geschäftsführende Gremium der Herausgeber gewählt worden. Über drei Jahrzehnte lang nahm sie auch regelmäßig an den jährlichen Herausgebertagungen teil, die es seit der Anfangszeit gab.
„Deshalb verbindet mich viel mit diesem Magazin. Bis heute schlägt mein Herz für kontinente“, sagt die Ordensfrau. Auch in den 15 Jahren, in denen sie von 1998 bis 2013 in Rumänien tätig war, hat sie die Entwicklung verfolgt und jede Ausgabe gelesen: Das Relaunch der Zeitschrift im 50. Erscheinungsjahr gefällt ihr gut: „kontinente bleibt am Puls der Zeit.“
Über das Magazin sind viele Kontakte gewachsen
Und Schwester Christa Maria weiß, dass über das Magazin auch viele Kontakte gewachsen sind: „Vor allem in den Pfarrgemeinden, wo unsere Ordensschwestern persönlich Abonnenten geworben und betreut haben.“
Bis 2009 leitete die inzwischen 89-Jährige die Missionsprokur. So lange war sie in die Produktion jeder Ausgabe eingebunden. Da sie alle Standorte der Gemeinschaft in Bolivien, Brasilien, Mosambik und Rumänien persönlich kennt, fiel ihr beim Gegenlesen schnell auf, wenn der Name einer Schwester nicht stimmte oder die Aufgabe an einem Standort nicht korrekt beschrieben war.
Bis heute steht sie noch mit vielen Schwestern in Südamerika in Kontakt. Und sie weiß: „Auch an unseren Standorten auf den anderen Kontinenten wird kontinente aufmerksam gelesen.“
Das Abonnement kostet jetzt übrigens 12,90 Euro. Weitere Informationen hier.