Gertrudis-Hospital in Herten-Westerholt feiert 100-jähriges Bestehen mit einer Festwoche ab dem 12. September
Mit einem Tag der offenen Tür an diesem Samstag, 12. September, von 11 bis 17 Uhr eröffnet das Gertrudis-Hospital in Herten-Westerholt eine Festwoche anlässlich seines 100-jährigen Bestehens. Die Besucher erwarten Fachvorträge, praktische Tipps zur Pflege und ungewohnte Einblicke in die verschiedenen Abteilungen. Mitarbeiter und Freunde des Krankenhauses sind auch am Sonntag um 11 Uhr zum Festhochamt in die Westerholter St. Martinus-Kirche herzlich eingeladen.
Die erste Patientin wurde am 22. Juli 1915 im Gertrudis-Hospital aufgenommen, hieß Elisabeth und war fünf Jahre alt. Sie litt an Scharlach und blieb bis zum 3. September im Krankenhaus – 43 Tage also, was angesichts der heutigen durchschnittlichen Verweildauer von rund 7,5 Tagen als fast endloser Aufenthalt gelten kann.
Dass die kleine Elisabeth im Westerholter Krankenhaus behandelt werden konnte, verdankt Gertrud Kleinherne und ihrem am 5. November 1902 unterschriebenen Testament. Darin heißt es: „Zu meinem Erben setze ich die politische Gemeinde Westerholt ein. (…) Meine Erbin ist verpflichtet, die nach Abzug der Vermächtnisse noch verbleibende Erbschaft zum Bau eines Katholischen Krankenhauses für die Gemeinde Westerholt zu verwenden. (…)“ Und dieses zu errichtende Krankenhaus solle ihren Namen tragen.
1916 schon 100 Krätzekuren
Gertrud Kleinherne starb am 20. März 1904. Dass der Baubeginn erst 1914 erfolgte, lag daran, dass sich das Amt Westerholt erst dann von Buer loslöste und selbstständig wurde. Am 22. Juli 1915 nahm das Krankenhaus seinen Betrieb auf. Für 1916 wies die Statistik bereits folgende Zahlen aus: Man hatte 883 Kranke behandelt und 70 Operationen durchgeführt. Verordnet wurden außerdem 206 Brausebäder, 1.183 Wasserbäder und 100 Krätzekuren. Schließlich wurden 8.036 Verbände gewechselt.
Im Jahr der Krankenhauseröffnung kamen auch die ersten Ordensfrauen ins Haus: die „Schwestern der christlichen Schulen von der Barmherzigkeit“, die sich heute nach ihrer Gründerin Maria Magdalena Postel benennen. 1957 übernahm die Gemeinschaft das Haus in eigene Trägerschaft.
Das Hospital wurde – wie damals üblich – zunächst als Belegkrankenhaus geführt. Niedergelassene Ärzte aus Westerholt und Umgebung behandelten hier ihre Patienten. Während der Weltkriege diente die Klinik als Lazarett, im Zweiten Weltkrieg wurde sie stark beschädigt.
Eigene Landwirtschaft
Bis weit in die 1970er Jahre produzierte sie einen Teil seiner Lebensmittel selbst: Auf dem Gelände des heutigen Neubaus waren große Stallungen. Darin hielten die Schwestern Kühe, Schweine, Enten, Gänse und Hühner. Regelmäßig kam der Metzger zur Schlachtung vorbei. Außerdem gab es für die Grundversorgung einen riesigen Garten mit Gemüse, den die Ordensfrauen in ihrer Freizeit bewirtschafteten.
Dort bauten sie Spinat, Salat, Erbsen und Möhren an. Außerdem kellerten sie jedes Jahr bis zu 800 Zentner Kartoffeln ein. Und natürlich standen auch jede Menge Obstbäume auf dem Gelände. Kirschen, Pflaumen, Birnen, Äpfel.
Auf einen Telefonanschluss musste das Krankenhaus noch bis in die 1960er Jahre warten. Wie aber fand man unter diesen Umständen die Oberin, ohne sie lange zu suchen? Die Lösung war eine Glocke. Läutete sie, wusste die Oberin, dass man sie brauchte. Dafür hatte das Gertrudis-Hospital bereits in den 50er Jahren eine Badewanne. Die galt damals noch als Luxus. Und so war am Samstag Badetag im Krankenhaus. Dann kamen Männer und Frauen aus der Umgebung, um gegen ein kleines Entgelt ein Fichtennadelschaumbad zu nehmen.
Geriatrie-Abteilung ab 1990
Bereits im Jahr 1959 entstand das Placidahaus. Es diente als Schwesternunterkunft und später auch als Wohnheim für die Schülerinnen der Krankenpflegehilfeschule. Heute hat dort die Martinus Trägergesellschaft für soziale Dienste mbH ihren Sitz.
Die Fertigstellung des nächsten Bauprojektes fiel in das Jahr 1970: Da entstand ein neues Gebäude, das heutige Haupthaus. Gleichzeitig wandelte sich das Belegkrankenhaus in ein Krankenhaus mit zwei Vollabteilungen – der Inneren Medizin und der Chirurgie – sowie zwei Belegabteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Im selben Jahr begann auch der Unterricht für den Pflegenachwuchs. Einige Jahre später bekam die Schule ein eigenes Haus im Park des Hospitals.
Im Jahre 1990 mussten auf Wunsch der Landesregierung und der Kostenträger die Belegabteilungen aufgegeben werden. Dafür bekam das Krankenhaus eine neue Hauptfachabteilung für Geriatrie. Daran angeschlossen war eine Tagesklinik – die erste ihrer Art im Bistum Münster.
Weitere bauliche Veränderungen folgten. Etwa für die neuen Operationssäle oder die neue, interdisziplinäre Intensivabteilung. Ende 2005 erhielt das Gertrudis-Hospital von der Bezirksregierung Münster die Genehmigung für den Bau einer Zentralen Aufnahme. Das war der Startschuss für den Anbau an das Krankenhaus, der 2007 abgeschlossen wurde.
1995 nahmen die Ambulanten Dienste am Gertrudis-Hospital ihre Arbeit auf. Kurze Zeit später konnten auch die ersten Mieter des betreuten Wohnens am Gertrudis-Hospital ihre neuen Domizile beziehen. Beide Angebote werden inzwischen von der Martinus Trägergesellschaft für soziale Dienste mbH betrieben. Deren Gesellschafter sind die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel und die Pfarrgemeinde St. Martinus.
Fusion zum Klinikverbund
Im September 1997 eröffnete auch eine eigene Kindertagesstätte. Hier wird nicht nur der Nachwuchs der Mitarbeiter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses betreut. Auch viele Alleinerziehende oder berufstätige Eltern aus Westerholt und Umgebung nutzen das Angebot.
Außerdem fusionierte das Gertrudis-Hospitals 1997 mit dem Marien-Hospital Marl. Zwei Jahre später kam das St. Sixtus-Hospital Haltern am See hinzu. Im Januar 2009 wurde mit dem Dorstener St. Elisabeth-Krankenhaus aus dem Trio ein Quartett. Der Krankenhausverbund firmiert heute unter dem Namen KKRN – Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH. Deren Gesellschafter sind die katholischen Pfarrgemeinden St. Sixtus in Haltern am See und St. Georg in Marl sowie die Stiftung St. Elisabeth in Dorsten und die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel.
Alle weiteren Informationen zu der Festwoche und dem Tag der offenen Tür am 12. September finden Sie hier.