Die neue Generalökonomin Schwester Dorothea Brylak beendet ihre Mission in den Niederlanden
13 Jahre lang arbeitete Schwester Dorothea Brylak als Pastoralreferentin in den Niederlanden. Am heutigen Freitag wird sie der Großgemeinde Twello verabschiedet. Denn Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow sie zur Generalökonomin der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel berufen. Daher zieht die 50-jährige jetzt ins Bergkloster Heiligenstadt.
Der Abschied fällt Schwester Dorothea nicht leicht: „Wir hatten und haben hier noch einiges vor.“ Gleichzeitig freut sie sich aber auf die neue, verantwortungsvolle Aufgabe in Deutschland. Nach ihrer Berufung ist die neue Generalleitung mit Schwester Maria Thoma Dikow als Generaloberin, Schwester Margareta Kühn als Generalassistentin und Schwester Theresia Lehmeier als Generalsekretärin komplett.
In den Niederlanden blickt Schwester Dorothea auf spannende und intensive Jahre zurück: Das Einzugsgebiet der Großgemeinde Twello hat einen Durchmesser von 50 Kilometern: „Noch gibt es drei Kirchen. Fünf sind bereits verkauft oder geschlossen.“ Nur noch 24 Prozent der Niederländer sind katholisch. Und selbst davon gehen nur etwa fünf Prozent in die Kirche.
Optimistischer Blick nach vorn
Angesichts dieser Zahlen fällt es schwer, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Doch die gelernte Krankenpflegerin und studierte Theologin tut das: „Wir wollen jetzt ganz neue Dinge probieren und dorthin gehen, wo die Menschen sind.“
Damit meint sie nicht nur neue Orte für die Liturgie, sondern Orte, an denen die Niederländer ihre Freizeit verbringen: „In die Naherholungsgebiete und auf den Fußballplatz. Sogar am Karnevalszug wollen wir im nächsten Jahr teilnehmen.“
Zum Gedenken des Kriegsendes vor 70 Jahren ging Schwester Dorothea auf den Friedhof. Dort zelebrierte sie gemeinsam mit einem evangelischen Pfarrer einen Gottesdienst – im liturgischen Gewand. Was in Deutschland noch ungewöhnlich anmutet, ist in den Niederlanden schon selbstverständlich.
Die Zukunft der dortigen Pfarrgemeinden auf dem Land sieht Schwester Dorothea Brylak ganz pragmatisch: „Irgendwann wird es sie dort in heutiger Form nicht mehr geben. Schon in fünf Jahren sieht hier alles ganz anders aus.“ Die Betreuung der sieben Gemeinden in ihrer Großgemeinde leisteten zuletzt ein Pfarrer, ein Kaplan und drei Pastoralreferenten. Künftig sind es nur noch zwei Pastoralreferenten, denn die Stelle von Schwester Dotrothea wird nicht neu besetzt.
Eine Gemeinde ohne große Gebäude
„Die Kernfrage, die uns beschäftigt, lautet: Wie kann man Gemeinde bleiben – auch ohne Gebäude?“, erklärt sie. Dass dies angesichts knapper werdender hauptamtlicher Ressourcen nicht einfacher wird, ist ihr bewusst. Auch gibt es in den Niederlanden keine Kirchensteuer: „Wir sind angewiesen auf die freiwilligen Beiträge der Gemeindemitglieder.“
Zu diesen Beitragszahlern gehören vor allem Senioren. Etwa 20 von ihnen besucht Schwester Dorothea regelmäßig. Wer kann, möchte auch zum Sonntagsgottesdienst. Eine wichtige Aufgabe des Pastoralteams besteht deshalb darin, für den Transport der älteren Gemeindemitglieder zur Eucharistiefeier zu sorgen.
Eine weitere sei die Begleitung von Trauernden und die Organisation von Beerdigungen. Hochzeiten seien ebenfalls gefragt. Aber die Ordensfrau spürt, dass diese Trauungen immer seltener aus einem religiösen Bedürfnis heraus angefragt werden: „Sie gehören eher aus traditionellen Gründen dazu.“
Dabei gebe es durchaus Menschen, die ein spirituelles Grundbedürfnis haben: „Aber viele ‚kreieren‘ sich ihr eigenes heiliges Haus: ein bisschen Buddhismus, ein bisschen Christentum; etwa durch einen Mix aus Tai Chi, Yoga und Meditation. Da müssen wir auffallen, eine Alternative aufzeigen.“
Christen der Urkirche als Vorbild
Gerade in den Niederlanden seien die Menschen aufgeschlossen, freundlich und lebensfroh. Das hatte sie immer an diesem Land fasziniert. Deshalb hatte sie vor 24 Jahren darum gebeten, zu den Schwestern in die Niederlande versetzt zu werden. Aber um bei diesen Menschen als Kirche noch anzukommen, müsse man `raus. So, wie es der Papst vorgebe, sagt Schwester Dorothea: „Ähnlich haben es ja auch die Christen der Urkirche getan. Dann brauchen wir für eine Gemeinde vielleicht keine großen Kirchengebäude mehr.“
Auch in Heiligenstadt hofft sie die eine oder andere pastorale Aufgabe im Kloster oder einer Gemeinde übernehmen zu können. Ideen bringt die gebürtige Gelsenkirchenerin aus den Niederlanden reichlich mit. Und sie hat Erfahrungen mit einer anders arbeitenden und strukturierten katholischen Kirche gemacht. Das hilft ihr sicherlich, den nötigen Weitblick auf die internationalen Herausforderungen der Ordensgemeinschaft zu haben.
Die bisherige Generalökonomin Schwester Maria Dolores Bilo arbeitet sie nun in die neue Aufgabe ein. Zugleich wird sich Schwester Dorothea noch ganz gezielt weiterbilden.