Dr. Karl Ott übergab Geriatrie am Gertrudis-Hospital an Dr. Anette Borchert
Er ist ein Mann der ersten Stunde. Sein Name steht für die Geriatrie im Gertrudis-Hospital Westerholt: Dr. Karl Ott hat diese Abteilung von 1990 an als Chefarzt aufgebaut, geleitet und etabliert. Jetzt ist der Mediziner in einer Feierstunde verabschiedet worden. Zugleich stellte sich seine Nachfolgerin Dr. Anette Borchert, die schon seit vielen Jahren als leitende Oberärztin am Gertrudis-Hospital tätig ist, offiziell vor.
„Das Gertrudis-Hospital ohne Herrn Dr. Ott: Das ist kaum vorstellbar“, begann Schwester Aloisia Höing, Generaloberin der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, ihre Dankesrede. Denn der ehemalige Chefarzt der Geriatrie und Ärztliche Direktor habe das Haus geprägt wie kaum ein anderer.
Ott kam 1980 als Assistenz- und Oberarzt an das Gertrudis-Hospital und wechselte vorübergehend an ein Krankenhaus nach Rheinberg. Als das Gertrudis-Hospital im Jahr 1990 die neue Hauptfachabteilung Geriatrie mit angeschlossener Tagesklinik einrichtete, kam er aber wieder zurück und übernahm deren Aufbau. Seit 1994 war Dr. Ott am Gertrudis-Hospital auch Ärztlicher Direktor. Diese Aufgabe übernimmt jetzt Dr. Elisabeth Winkelmann. Sie leitet seit 1999 die Allgemeine Chirurgie im Gertrudis-Hospital.
„Was heißt das eigentlich, wenn wir davon sprechen, dass jemand ein Haus entscheidend geprägt hat?“ fragte Krankenhauspfarrer Carlo Bertrand beim Abschiedsgottesdienst. Und alle Redner gaben darauf in ihren Dankesreden verschiedene Antworten.
Ein Pionier der Geriatrie
„Sie waren einer der Pioniere der damals noch jungen Fachrichtung Geriatrie und haben der Abteilung über die Grenzen des Vests Recklinghausen hinaus Anerkennung verschafft“, würdigte Ludger Dabrock, Aufsichtsratsvorsitzender des Katholischen Klinikums Ruhrgebiet Nord (KKRN), das Wirken von Dr. Ott. Das Gertrudis-Hospital gehört zu den vier Häusern des Klinikverbundes, an dem die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel als Mitgesellschafter beteiligt sind.
Ludger Dabrock bezeichnete die Geriatrie als Erfolgsgeschichte, an der Dr. Anette Borchert und Dr. Klar Ott mitgewirkt hätten: „Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung versucht fast jedes Krankenhaus in Deutschland geriatrische Kompetenz aufzubauen. In der KKRN GmbH dürfen wir dankbar und stolz darauf sein, dass wir diese Kompetenz nachweislich und anerkannt seit vielen Jahren besitzen und somit auch die Entwicklung der Geriatrie als Disziplin mit gefördert haben.“
Andreas Hauke, Geschäftsführer der KKRN GmbH, dankte Dr. Ott außerdem dafür, dass er geholfen habe, das Gertrudis-Hospital „zu einer soliden und wirtschaftlich arbeitenden Säule unseres Klinikverbundes zu machen.“ Die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Heidrun Lechtenböhmer, ergänzte: „Sie hatten immer ein klares Ziel vor Augen, das auch die hohe Zufriedenheit der Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz einschloss.“ Und der erste stellvertretende Bürgermeister der Stadt Herten, Karlheinz Forst, fasste zusammen: „Sie sind nicht nur kompetent, sondern auch menschenfreundlich.“
Was in den Reden mitschwang, war viel mehr als die Würdigung medizinischer Kompetenz, menschlicher Integrität und wirtschaftlichen Weitblicks. Dr. Karl Ott hat das Haus auch in anderer Hinsicht geprägt: Er hat zur christlichen Identität des Gertrudis-Hospitals beigetragen und diese Identität gelebt.
„Sie wissen, was der Mensch braucht“
Schwester Aloisia Höing: „Ihnen war es wichtig, den aufmerksamen Blick für die Bedürfnisse und Sorgen, für die Freuden und Nöte der Menschen zu haben. Sie wussten und wissen, dass der Mensch den Menschen braucht, um mehr und wirklich leben zu können.“ In diese Richtung zielte auch Carlo Bertrand in seiner Predigt, in der er das Fundament des Gertrudis-Hospitals in den Mittelpunkt stellte: die Seelsorge. Ihren unverzichtbaren Beitrag zur „Heilwerdung“ des Menschen habe Dr. Karl Ott immer gesehen.
„Moderne medizinische Geräte und neue Medikamente sind unverzichtbare Bestandteile einer guten Medizin“, so Bertrand. „Aber in ein Krankenhaus kommen Menschen, die auch an ihrer Seele wund sind. Seelsorge sieht den Menschen in seiner Ganzheit. Ihm gilt unsere ungeteilte Begleitung und Zuneigung.“ In diesem Sinne, so könnte man die Predigt des Krankenhauspfarrers ergänzen, war Dr. Karl Ott nicht nur ein guter Arzt, sondern auch ein guter Seelsorger.
Respekt und Dankbarkeit für die geleistete Arbeit kann man auf verschiedene Weise ausdrücken. Und vielleicht war am Ende der schönste Dank keiner, der sich in wohlgesetzten Worten ausdrückte. Denn als die letzte Rede verklungen war, erhoben sich die zahlreich erschienenen Gäste spontan von ihren Sitzen, um Dr. Karl Ott mit lang anhaltenden stehenden Ovationen zu danken. Es war eine Anerkennung, die berührte und von Herzen kam.
„Kontinuität braucht Veränderung“
Dass Dr. Anette Borchert die richtige Nachfolgerin für die Leitung der Geriatrie ist, unterstrich Geschäftsführer Andreas Hauke: „Wir kennen Sie schon lange und wissen, dass Sie alle Voraussetzungen mitbringen, die man für die erfolgreiche Arbeit einer Chefärztin benötigt: Medizinische Kompetenz, Teamfähigkeit, Ausstrahlung, Organisationsvermögen und die Fähigkeit, wirtschaftlich zu können. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.“
Dr. Anette Borchert stammt gebürtig aus Prenzlau und ist seit 1992 im Gertrudis-Hospital tätig. Hier absolvierte die 49-Jährige auch ihre Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin. Seit 2001 ist sie leitende Oberärztin der Klinik für Geriatrie. Die Medizinerin verfügt über die Zusatzausbildung zur Geriaterin, hat außerdem die Weiterbildung zur Palliativmedizinerin abgeschlossen und im Jahr 2011 erfolgreich eine Qualifikation zur Krankenhausmanagerin absolviert. Seit 2007 leitet sie die neu eingerichtete Palliativeinheit am Gertrudis-Hospital und steht darüber hinaus dem Förderverein Palliativmedizin e.V. vor. Außerdem ist sie Mitbegründerin des Palliativnetzwerkes Herten.
Bewährtes fortführen, aber auch neue Akzente setzen: Das versprach die neue Chefärztin in ihrer Begrüßungsrede. Dabei berief sie sich auf ein Wort des neuen Papstes Franziskus: „Auch Kontinuität braucht Veränderung.“ Sie freue sich auf die Arbeit und die kommenden Herausforderungen und machte gleich deutlich, warum sie ihre berufliche Zukunft immer im Westerholter Krankenhaus gesehen habe: „Das Gertrudis-Hospital ist familiär. Und eine Familie verlässt man nicht.“