Brief an Bundestagskandidaten – Ursula von der Leyen besucht die Manege
Vor der Bundestagswahl an diesem Sonntag wandte sich die Missionszentrale der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel mit einem Brief an die Kandidaten. Ihre Bitte: Die soziale Gerechtigkeit im Blick zu behalten, Migranten die Arbeitserlaubnis zu erleichtern, gegen die Zwangsprostitution in Deutschland vorzugehen und die zugesagte Aufstockung der Entwicklungshilfe umzusetzen. Gleichzeitig suchten die Politiker auch das Gespräch in den Einrichtungen der Ordensgemeinschaft. Prominenteste Besucherin war die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen, in der Manege in Berlin-Marzahn.
Das Haus, das arbeitslosen und obdachlosen Jugendlichen als Anlaufstelle dient, wird gemeinsam von den Salesianern Don Boscos und den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel betrieben. Die Arbeitsministerin kam auf Einladung der Berliner Bundestagsabgeordneten Prof. Monika Gütters (CDU) nach Marzahn.
Gemeinsam diskutierten sie mit der Leiterin der Manege, Sr. Margareta Kühn, und Pater Franz-Ulrich Otto von den Salesianern über die Rund-um-die Uhr-Präsenz, die in der Manege auf Basis des Bundesprogramms XENOS geleistet wird. Das integriert Aktivitäten gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in arbeitsmarktbezogene Maßnahmen an der Schnittstelle zwischen (Berufs-)Schule, Ausbildung und Arbeitswelt. „Die besondere Herausforderung besteht darin, wie solche Modelle – am Bedarf orientiert – Kontinuität erlangen. Darüber kamen wir sehr konstruktiv ins Gespräch“, freut sich Schwester Margareta.
Missionszentrale greift Forderungen des Netzwerkes Afrika Deutschland auf
Schwester Klara Maria Breuer wandte sich als Leiterin der Missionszentrale mit einem Brief an die Bundestagskandidaten aus dem Hochsauerlandkreis. Darin griff sie die Anliegen des Netzwerkes Afrika Deutschland (NAD) auf, dem auch die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel angehören. Im NAD sind Ordensgemeinschaften zusammengeschlossen, die sich in Afrika engagieren und ihre Interessen gegenüber der Politik in Deutschland gemeinsam vertreten.
„Wir wünschen uns politisches Engagement für die Verbesserung der Situation von Migranten – auch in die Gesetzgebung hinsichtlich der Bewegungsfreiheit und Arbeitserlaubnis hinein“, heißt es in dem Brief. Außerdem macht Schwester Klara Maria darauf aufmerksam, dass die Ausbeutung tausender Frauen in der Zwangsprostitution einer der größten Skandale in unserem Rechtsstaat sei: „Wir erwarten, dass diese Zwangsprostitution mit politischen Mitteln bekämpft wird.“ Und schließlich verweist sie auf die graduelle Aufstockung der Entwicklungshilfe auf das versprochene Ziel von 0,7 Prozent.
Noch vor der Bundestagswahl antwortete SPD-Kandidat Dirk Wiese bereits auf diesen Brief: Er plädiert für ein stichtagsunabhängiges Bleiberecht für Migranten nach erfolgreichem Schulbesuch oder nachhaltiger Integration. Auch stimmt er zu, dass die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie 2011/36/EU zur Bekämpfung der Zwangsprostitution „unbedingt und schnellstmöglich“ erfolgen muss. Die Maßnahmen der jetzigen Regierung reichten zur Bekämpfung dieser Missstände nicht aus.
Gespräche in der Bildungsakademie
Dirk Wiese besuchte während des Wahlkampfes auch die Bildungsakademie für Therapieberufe in Bestwig-Velmede. Dort ging es um die Ausbildung der Ergo- und Physiotherapeuten. „Es wird Zeit, die Ausbildungsverordnungen und -möglichkeiten den heutigen Bedürfnissen anzupassen“, weiß Akademieleiter Andreas Pfläging. Bei allen europäischen Nachbarn sei die Ausbildung mittlerweile akademisch. Die Bildungsakademie bietet daher schon seit Jahren im zweiten Ausbildungsjahr den parallelen Einstieg in das Studium Health Care Studies an der Fernhochschule Hamburg an. Dieser Bachelor-Abschluss ist international anerkannt. Dirk Wiese lobte die innovative Form der dualen Ausbildung und versprach, mit der Akademie im Gespräch zu bleiben: „Sie ist für den gesamten Hochsauerlandkreis als Gesundheitsstandort von Bedeutung.“
Minister im St. Franziskushaus
Auch im Frühjahr hatten die Einrichtungen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel schon prominenten politischen Besuch: Im März besuchte FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr die ambulant betreute Senioren-Wohngemeinschaft St. Franziskushaus in Oelde. Er versprach, das Pflege-Neuausrichtungsgesetz noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Dass die Pflegekassen Stundensätze festgelegt hätten, die den Mobilen Pflegediensten das Leben schwerer machen, sei nicht Ziel dieses Gesetzes gewesen.
Einen Monat zuvor war bereits die nordrhein-westfälische Pflegeministerin Barbara Steffens von den Grünen im St. Franziskus-Haus. Sie warb für das Quartierskonzept der Landesregierung, das Nahversorgung und Dienstleistungen für ältere Menschen in jedem Stadtteil sicherstellen soll: „Dann gehören neben den stationären Einrichtungen zunehmend auch ambulant betreute Wohngemeinschaften wie diese dazu.“