Schwestern sehen Wahl eines lateinamerikanischen Papstes als wichtiges Zeichen
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel freuen sich über die Wahl des neuen Papstes aus Südamerika. „Ich habe die Hoffnung, dass er nah bei den Menschen ist, das Gespräch sucht und in seiner Schlichtheit überzeugt“, sagt Generaloberin Schwester Aloisia Höing.
Die Leiterin der Missionszentrale, Schwester Klara Maria Breuer, beeindruckt vor allem der Name: „Der heilige Franziskus steht für Geschwisterlichkeit, Einfachheit und tiefe Gläubigkeit. Sein Leben stand im Zeichen der Liebe zur Kirche und für die Erneuerung durch die Hinwendung zu den Armen. Wenn der neue Papst diese Werte lebt, ist Veränderung möglich.“
Sie hofft, dass er weltkirchlich Akzente setzt und verkrustete Strukturen im Vatikan aufbrechen kann: „Dazu wünsche ich ihm Mut, Entschiedenheit und Klarheit. Tugenden, für die der Jesuitenorden steht, dem er angehört. Deshalb bin ich optimistisch.“
Über das Handy von der Papstwahl erfahren
Im Bergkloster Heiligenstadt erfuhren die ersten Schwestern von dem weißen Rauch beim Abendessen am Dienstagabend über ihr Handy. Sie brachen das Essen ab und versammelten sich sofort vor dem Fernseher. In Bestwig platzte Pfortenschwester Birgit Maria Ostermann ins Refektorium, um die Nachricht zu überbringen.
Die Generalleitung schickte sofort Gratulationen an ihre Ordensprovinzen in Bolivien und Brasilien. „Wir haben ihnen gesagt, dass wir in den letzten Jahren Papst waren. Jetzt seid Ihr es“, so Schwester Aloisia.
Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier hatte die ersten Reaktionen heute Morgen auf ihrem Rechner: „Schwester Lúcia Hobold aus Sao Paulo erklärt zum Beispiel, sie sei stolz darauf, dass der neue Papst ein Südamerikaner sei.“ Und die brasilianische Missionarin Schwester Fatima Sehnem, die in Metarica in Mosambik die Schule leitet, zurzeit aber in Brasilien ist, habe geschrieben: „Diese Wahl ist ein Segen. Es war eine starke Entscheidung von Benedikt XVI, seinen Platz frei zu machen. Dies war ein Akt der Liebe zur Kirche. Jetzt wird Franziskus unsere Gebete brauchen, um Kraft zu haben.“
Schlichtheit ist ein beeindruckendes Signal
Um dieses Gebet bat der neue Pontifex die Menschen auch, als er sich am Dienstagabend zum ersten Mal der Weltöffentlichkeit auf dem Petersplatz zeigte: „Das tat er mit einfachen Worten, ganz schlicht im weißen Gewand. Ein beeindruckenedes Signal, das offenbar für seine Haltung steht“, sagt Schwester Aloisia.
Sie hofft, dass Franziskus alle Menschen, besonders auch die jungen erreicht – „und dass das fortgeschrittene Alter von 76 Jahren keine Barriere ist.“ Dass das Verhalten des neuen Papstes zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur kritisch hinterfragt wird, dürfe dagegen kein Hindernis sein, sich ganz auf ihn einzulassen: „Vielleicht hat er da Fehler gemacht. Aber das ist Jahrzehnte her. Und ich unterstelle ihm, dass er lernfähig ist.“
Schwester Klara Maria Breuer erinnert daran, dass es auch bei dem Befreiungstheologen Dom Helder Camara dunkle Flecken in der Biografie gegeben habe: „Und Franziskus war zunächst sogar als Ritter in den Krieg gezogen, ehe er ein Heiliger wurde.“ Sie erinnert daran, dass alle 265 Päpste vor Franziskus – einschließlich Petrus – auch nur Menschen mit eigenen Schwächen und Fehlern waren.
Was das neue Pontifikat weltkirchlich und innerhalb der deutschen Kirche bewegen wird, bleibt noch abzuwarten. Schwester Aloisia sagt: „Mich erinnerte das erste Auftreten von Franziskus an Johannes XXIII. Auch er war relativ alt und man verband mit ihm wenig Hoffnung für einen Umbruch der Kirche. Bleiben wir also gespannt.“