Sr. Julia Maria Handke und Sr. Sophia Marie Henkel beginnen ihr Noviziat
„Als ich mich hier im Bergkloster Bestwig zum Angebot ‚Kloster auf Zeit‘ anmeldete, dachte ich: Dann wirst Du schon merken, dass das nichts für Dich ist“, blickt Heike Handke zurück. Aber es kam anders: An diesem Sonntagnachmittag wurde sie zusammen mit Anja Henkel in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters eingekleidet und feierlich in das Noviziat der Gemeinschaft aufgenommen. Heike Handke heißt jetzt Schwester Julia Maria, Anja Henkel heißt von nun an Schwester Sophia Marie.
Beide hat der Gedanke, ihr Christsein in einer Gemeinschaft zu leben, seit der Jugend immer wieder beschäftigt. Und trotzdem brauchte es seine Zeit, bis sie sich für diesen Weg entschieden. Gehörten für die Verwaltungsfachangestellte Heike Handke bis vor zwei Jahren immer noch dieselben Zweifel dazu, hat sich Schwester Sophia Marie in mehreren Schritten für diesen Weg entschieden: „Als für mich klar war, dass das Gebet nach dem Unterrichtsalltag als Lehrerin einen festen Stellenwert in meinem Leben hat, habe ich mich bereits im Bistum Speyer zur Jungfrau weihen lassen und nach Gelübden gelebt.“ Danach war der Weg ins Kloster nicht mehr so weit.
Sr. Pia Elisabeth verkündet die Ordensnamen
Zahlreiche Verwandte und Freunde begleiteten die beiden Novizinnen am Sonntagabend in die Dreifaltigkeitskirche, wo ihnen Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung im Rahmen der feierlichen Vesper das Ordenskleid, das Stundengebet und die Heilige Schrift als Zeichen der Aufnahme ins Noviziat übergab. Auch Generaloberin Schwester Aloisia Höing und Generalassistentin Schwester Adelgundis Pastusiak wohnten der Feier bei. Nachdem die beiden bisherigen Postulantinnen dann erstmals im Ordenskleid in die Kirche einzogen, verriet Schwester Pia Elisabeth ihnen die Namen, die sie von nun an tragen: Schwester Julia Maria und Schwester Sophia Marie.
Als Leitspruch für den Tag hatten sich die beiden Novizinnen einen Satz aus dem Philipperbrief (1,6) ausgesucht: „Ich vertraue darauf, dass er, der das gute Werk in Euch begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tage Christi Jesu.“ Pater Aloysius Althaus aus der Benediktinerabtei Königsmünster, der den Gottesdienst leitete, erklärte: „Dieses Vertrauen äußert sich durch offene Ohren, offene Augen und einen offenen Mund, der die Lebensmelodie weiterträgt. Dafür stehen das Hören des Stundengebetes, das Entdecken der Heiligen Schrift und das Ordenskleid als äußeres Zeichen – also die drei Symbole, die Sie heute erhalten.“
Der Tag bot aber auch Anlass zur Rückschau auf den bisherigen Lebensweg und zum Dank an diejenigen, die Schwester Julia Maria und Schwester Sophia Marie bisher begleitet haben.
Im Urlaub das Bergkloster kennengelernt
Schwester Julia Maria hat die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Nordkirchen kennengelernt, wo sie aufwuchs und bis vor einem halben Jahr in der Gemeindeverwaltung arbeitete. „In der Pfarrgemeinde nahm ich an einem Bibelgesprächskreis teil. Da waren die Schwestern auch“, blickt sie zurück. In Nordkirchen sei der muntere Konvent ein fester Bestandteil im Ort. Und da die 39-Jährige gern wandert, hat Schwester Maria Albertis Lobert ihr geraten, einmal nach Bestwig zu fahren: „Das ist doch eine wunderbare Wanderregion.“ So lernte die Nordkirchenerin bei einem Treffen für junge Frauen über den Jahreswechsel 2010/2011 das Bergkloster kennen, und als sie über Pfingsten das „Kloster auf Zeit“ besuchte, begegnete sie zum ersten Mal Anja Henkel.
Die 41-Jährige hat am Engelsburggymnasium, das sich in Trägerschaft der Schwestern befindet, Abitur gemacht und und die Gemeinschaft dort kennengelernt. Anschließend wurde sie Lehrerin. Sie studierte in Marburg, absolvierte ihr Referendariat in Trier und unterrichtete elf Jahre lang an einem Gymnasium in Rheinland-Pfalz. Bereits verbeamtet, schien der weitere Lebensweg vorgegeben. „Aber als es mich immer öfter in die Kirche zog und ich auch dort Aufgaben übernahm, stellte ich fest, dass das ein fester Bestandteil in meinem Leben ist. Irgendwann dachte ich: Ich möchte nicht vormittags das eine und nachmittags das andere Leben führen, sondern alles miteinander verbinden. Und das nicht allein, sondern in einer Gemeinschaft.“ So kam für sie der Gedanke an einen Ordenseintritt ins Spiel.
Lebensvorstellungen passen zur Gemeinschaft
Inzwischen lebt Schwester Sophia Maria seit einem Jahr im Konvent der Schwestern. Schwester Julia Maria zog Anfang des Jahres zum Postulat ins Bergkloster ein. Mit ihren Vorstellungen für das weitere Leben fühlen sie sich bei den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel gut aufgehoben. Deshalb gehen sie nun den nächsten Schritt und beginnen das zweijährige Noviziat. „Diese Gemeinschaft hat ja immer an Schulen gearbeitet. Sicher werde ich meine Tätigkeit als Lehrerin hier einbringen können“, sagt Schwester Sophia Marie. Und was sie besonders freut: „Anbetung gibt es hier auch.“
Schwester Julia Maria erklärt: „Verwaltungskräfte werden in der Gemeinschaft ebenfalls benötigt. Diese oder eine ähnliche Tätigkeit würde ich auch weiterhin ausüben wollen. Ohne Beruf kann ich mir das Leben im Kloster nicht vorstellen.“ Berufung und Beruf gehören für sie eng zusammen.
Unterstützung durch Familie und Freunde
Die Familien und Freunde unterstützen die beiden neuen Ordensschwestern auf ihrem Weg. „Als ich von meinen Planungen zu erzählen begann, dachten einige, ich trauere noch meinem früheren Freund hinterher. Sie sagten: ‚Du wirst schon wieder einen Mann finden‘“, erzählt Schwester Julia Maria. Tatsächlich war es aber eine innere Unruhe, die sie seit vielen Jahren trieb. „Umgekehrt gestanden mir einige Freundinnen: ‚An Kloster habe ich auch schon einmal gedacht.‘ Das hätte ich nicht erwartet.“
Schwester Sophia Maria weiß, dass vor allem ihre Mutter länger gebraucht hat, diesen Gedanken zu akzeptieren: „Nach der Schule sagte sie: ‚Studier doch erst mal.‘ Nach dem Studium sagte sie: ‚Geh doch erst mal in den Beruf.‘ Aber jetzt sieht sie ein, dass dieser Weg offenbar der richtige für mich ist.“