Herbst ist schön, voller Wärme, Licht und Leben. Innerhalb von zwei Wochen hat der Baum vor meinem Fenster fast all seine Blätter verloren, an einem windigen Tag konnte ich stündlich dabei zusehen, wie er immer kahler wurde. Am Boden lag dann ein buntes Blätterbett, von rot bis gelbbraun, zum Reinlegen einladend.
Am Schönsten sind die späten Nachmittagsstunden, wenn die Welt in honigfarbenes Licht getaucht ist und jedes Ding und jeder Mensch von Gott angestrahlt wird. In der Tat sind um diese Zeit die Menschen irgendwie schöner, leichter, freundlicher als sonst.
Es tut gut, wenn man dann sein Gesicht, wenigstens kurz, in die Sonne halten kann. In diesen Momenten wünschte ich manchmal, ich könnte die Wärme und das Licht tanken und einlagern für den Winter – für die dunklen Stunden.
Doch besser scheint es mir, nicht zu viel zu wünschen und mich lieber dem Blätterbett unter dem Baum vor meinem Fenster zuzuwenden. Einmal mit den Händen über die Blätter streichen, erdige und feuchte Herbstluft einatmen und die Sonne so nehmen, wie sie gerade ist. Einfach schön, Herbst!
Sr. Ruth Stengel