Bergkloster Bestwig ist Partner bei der Veranstaltungsreihe „Ruhe sanft“
„Nachdem die Toten in der Vorstellung der Menschen im Mittelalter noch lebendig waren und sich die Aufklärung allmählich davon verabschiedete, versuchen wir uns heute, wo die Gesellschaft immer säkularer wird, wieder unsterblich zu machen“, erklärte Professor Dr. Reiner Sörries zum Auftakt der außergewöhnlichen Veranstaltungsreihe „Ruhe sanft“.
Ausrichter dieses Projekts ist der Pastoralverbund Ruhr Valmetal in Kooperation mit dem Bergkloster Bestwig und dem Verein Kultur Pur. „Das Ziel besteht darin, das Tabuthema Tod offensiv in die Öffentlichkeit zu bringen und Kirche an neuen Orten mit neuen Veranstaltungsformen erfahrbar zu machen“, erläutert Pfarrer Günter Eickelmann.
Lesung, Lazarus und Leichenschmaus
Auch im Bergkloster Bestwig finden zwei Veranstaltungen statt. In der Nacht vor Allerheiligen, am Montag, 31. Oktober, laden die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel unter dem Titel „Memento mori“ zu einer spätabendlichen Andacht in die Kreuzkapelle hinter dem Klosterfriedhof ein. „Eine Stunde mit Lyrik und Prosa, unterbrochen von Trompeten-Improvisationen. Und um Mitternacht erklingt auf dem Friedhof die Posaune“, erläutert Schwester Maria Ignatia Langela.
Am Dienstag, 8. November, leitet Schwester Ruth Stengel um 19.30 Uhr ein Bibelgespräch unter dem Thema „Lazarus, komm heraus“. Dabei geht es um das Verständnis der in der Bibel beschriebenen leiblichen Auferstehung.
Zu den weiteren Veranstaltungen gehören unter anderem ein musikalisch-literarischer Abend mit dem Duo Litera Musico am Samstag, 15. Oktober, um 20 Uhr im Bestwiger Rathaus, ein „Leichenschmaus“ mit Pater Werner Vullhorst in der Oase der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede am 23. Oktober um 18 Uhr oder eine Krimi-Lesung mit Kathrin Heinrichs am Mittwoch, 9. November, um 20 Uhr in der Andreaskirche Velmede. Während der ganzen Zeit ist in der St. Andreas-Kirche Velmede eine Ausstellung des Spulkralmuseums Kassel zum Wandel der Bestattungskultur zu sehen. Alle weiteren Informationen mit dem kompletten Programm und den Öffnungszeiten der Ausstellung sind auf der Internetseite www.ruhe-sanft-in-bestwig.de abrufbar.
Digitale Erinnerungen fast für die Ewigkeit
Dass das Thema spannend ist, hat der Einführungsvortrag von Professor Sörries, dem Geschäftsführer des Museums für Sepulkralkultur, bereits gezeigt: „Heute gibt es die Möglichkeit, die Asche eines Verstorbenen aus einem Ballon auszustreuen, seine letzte Ruhestätte im Friedwald zu suchen oder sich einfrieren zu lassen.“ Dabei spielten die finanziellen Möglichkeiten einerseits und das Bestreben auch nach seinem Tod unter den Lebenden präsent zu bleiben, eine immer wichtigere Rolle.
Letzteres gelinge am einfachsten im Internet: „Die Informationen, die Facebook einmal über Sie gespeichert hat, sind quasi nicht mehr zu löschen. Irgendwann wird es dort mehr tote User geben als lebende. Es gibt sogar schon erste digital angelegte Friedhöfe im Internet. Deren Zahl wird in den nächsten Jahren noch rasant wachsen.“ Pfarrer Eickelmann erklärt: „Diese Entwicklungen veranlassen uns als Christen besonders, über das Thema Tod und Bestattung neu nachzudenken.“