„Als ich aus Mosambik zurück kam war mir klar, dass ich da wieder hin muss“, sagt Stefanie Koch. Als eine der ersten Missionarinnen auf Zeit hat sie ein Jahr lang in dem Kindergarten der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Metarica gearbeitet – und sich unsterblich verliebt.
Die 23-Jährige aus Emsdetten hatte eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert und fühlte: „Das ist es alles nicht.“ Sie suchte neue Horizonte und Begegnungen mit Menschen. „Von Afrika“, sagt sie, „hatte ich vorher das Bild, das vermutlich alle im Kopf haben: Die Leute sind arm und haben es schwer.“ Tatsächlich ist die Region Metarica in Mosambik alles andere als wohlhabend. Erst seit Sommer 2011 ist der Ort, an dem die Schwestern auch ein Wohnhaus für junge Frauen betreiben, an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.
„Ich habe gelernt: Die Menschen sind arm, aber nicht unglücklich. Man braucht gar nicht viel, um glücklich leben zu können“, sagt Stefanie. Seit ihrer Zeit in Afrika sieht sie den europäischen „Konsumwahn“, wie sie es nennt, eher mit Abscheu.
„In Mosambik haben die Menschen so ein gutes Miteinander. Wie traurig ist das dagegen in Deutschland, wo die Familie nichts mehr wert ist und man sich stundenlang im Zug gegenüber sitzt, ohne miteinander zu sprechen. In Afrika kann einem das jedenfalls nicht passieren.“ Mit Wehmut denkt Stefanie an die Neugier und die Herzlichkeit der Menschen in Mosambik zurück. „Erst tuscheln sie untereinander, dann kommen sie auf einen zu und ganz schnell heißt es dann: ‚Komm doch mit, iss mit uns‘.“
Dabei war Stefanies erste Afrika-Erfahrung nicht ausschließlich von beglückender Herzlichkeit geprägt: In der nächstgelegenen Stadt wollte sie eines Abends mit einer Freundin noch etwas essen gehen. Die beiden zogen los, verliefen sich und landeten in einem Viertel, in dem Europäer in erster Linie als Geldquelle gesehen werden. Der Überfall kam prompt, kostete aber nicht mehr als Geld und Mobiltelefone.
Stefanies Liebe zu Afrika konnte auch dieses Erlebnis nicht trüben. Nach einem Jahr Arbeitseinsatz und einem Monat Urlaub in Mosambik ging sie für vier Monate nach Namibia. Als Au-pair wollte sie dort auf einer Farm arbeiten. Und das war etwas ganz anderes als ihre Zeit bei den Schwestern in Mosambik. „Ich bin mit einer falschen Einstellung dorthin gefahren“, sagt sie heute. Auf der Farm gab es kein warmherziges Miteinander. „Die weiße Familie des Farmers saß allein am Tisch, die schwarzen Arbeiter kehrten am Abend in ihre Dörfer zurück“, erinnert sich Stefanie. „Ich bin damit nicht klar gekommen.“ Sie kündigte ihre Stelle beim Farmer und fand eine neue Aufgabe in einer Schule in einem Township von Windhoek. Weil Visa für freiwillige Helfer in Namibia aber nur schwer zu bekommen sind, fand auch diese Zeit in Afrika ein Ende.
Gerne würde Stefanie in der Entwicklungshilfe arbeiten, aber „da muss man schon mindestens Arzt, Ingenieur oder Handwerker sein.“ Bürokaufleute werden eher selten gesucht. Aber Stefanie will unbedingt zurück. „Von den 20 Leuten, die ich beim Zwischenseminar des MaZ-Programms in Südafrika getroffen habe, leben mittlerweile 15 dauerhaft in Afrika.“ Sie wird eine ganze Reihe alter Freunde treffen, wenn sich an diesem Wochenende auf den Weg nach Kapstadt macht, denn sie hat es geschafft – wieder einmal. Sie hat eine Stelle in Südafrika gefunden, mit Arbeitsvertrag und allem, was dazu gehört, wird sie in Kapstadt bei Amazon arbeiten.
„Ich weiß, dass der afrikanische Charme in einer Großstadt wie Kapstadt nicht so rüberkommt“, sagt sie. „Aber das ist egal. Ich habe mich nun mal in den Kontinent verliebt.“