Heute ist Ostermontag und ich lasse die letzten Tage an meinem inneren Auge vorbeiziehen. Soviel erlebt, erfahren, gehört, gesehen, in Liturgie, Schöpfung und menschlichen Begegnungen.
Im Grunde gleichen die Tage seit Gründonnerstag einem permanenten Ausnahmezustand und ich komme in diesem Moment zum ersten „sacken lassen“. Halleluja klingt in meinen Ohren, die Sonne des Frühlings ist fühlbar auf der Haut, der Friedensgruß vom Gottesdienst lässt meine Hände noch gewärmt sein.
Aber irgendwie ist auch noch ein wenig Karfreitag in mir, der Tag der Grabesruhe mit in den ungelösten Fragen und Zweifeln. Kann ich wirklich glauben? Es ist so verrückt, Jesus Christus ist für mich in den Tod gegangen, will mich hier und jetzt mit hineinziehen in sein neues Leben, spricht mich bei meinem Namen an, liebt mich so, dass ich mich durch und durch erkannt fühle.
Darf ich glauben, obwohl es doch unglaublich und unerhört bleibt, darf ich mich lieben lassen, obwohl ich es nicht verdiene und die Welt auch an Ostern nicht aufgehört hat vor Ungerechtigkeit zu schreien?
In der Osternacht da war ein Moment, wo auf einmal alles gut war, wo einmal dieser Nebel meiner Gedanken und Fragen weg war, wo ich das Halleluja bis in meine Zehenspitzen gespürt habe. Da hätte ich platzen können vor Freude. Und alles hin und her war nicht mehr, nur noch hier und jetzt. Oh, Gott, ich könnte platzen vor Glück… weil DU lebst!
Sr. Ruth Stengel