„Unsere Reise hat uns dem Land und den Menschen im Herzen viel näher gebracht“, so das Fazit von Schwester Klara Maria Breuer und Winfried Meilwes über den Besuch der sozialen und pastoralen Projekte in der bolivianischen Provinz. 16 Tage war das Leitungsteam der Missionszentrale der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP) im März in Bolivien, um sich über die Entwicklungen in den Einrichtungen und Projekten der SMMP zu informieren, die Kontakte zu den Schwestern und Mitarbeitern zu vertiefen aber auch einen aktuellen Überblick über die pastorale sowie politische Lage im lateinamerikanischen Land zu verschaffen.
„Aufgrund der Vielzahl der Projekte konnten wir leider in dieser Zeit nur die Standorte Cochabamba, Vallegrande sowie Santa Cruz besuchen, aber im nächsten Jahr werden wir uns auch nach Oruro, La Paz, Bermejo und Tarija aufmachen“, verspricht Winfried Meilwes. Dem Missionsteam war einfach wichtig, an jedem Standort genügend Zeit für Begegnungen zu haben, denn nur so könne man wirklich einen etwas tieferen Einblick in das Leben und Arbeiten vor Ort bekommen.
Begleitet wurden die beiden während ihres Bolivienbesuches von Schwester Maria Laura Rosado, der Oberin der bolivianischen Provinz. In Cochabamba wurde zunächst das Colegio Aleman Santa Maria besucht, das direkt an das Provinzhaus der Gemeinschaft grenzt und von dieser als Privatschule betrieben wird. Derzeit besuchen 1048 Schülerinnen und Schüler die Schule, die aus allen Bevölkerungsschichten kommen. 48 Lehrer gehören dem Kollegium an. Aber wie in Deutschland ist es auch in Bolivien sehr schwer, gute und engagierte Lehrer zu finden, zumal Lehrer in Bolivien sehr schlecht bezahlt und der Beruf daher einen nicht so guten Ruf hat. In die Primarklassen gehen durchschnittlich 29 Schüler und in den Oberstufen wächst die Klassengröße auf bis zu 45 Schüler an. Die Wertevermittlung hat in der Schule der SMMP einen besonderen Stellenwert. Da in Bolivien Privatschulen keine staatliche Unterstützung erhalten, muss Schulgeld genommen werden. Allerdings werden für Kinder aus besonders armen Familien auch nach alternativen Möglichkeiten der Kostenübernahme immer wieder gesucht, so zum Beispiel aus Spenden aus Deutschland. Denn der Leitspruch „Armut durch Bildung überwinden“, hat auch in Bolivien sehr große Bedeutung.
Interessant war der Besuch im Berufsausbildungszentrum „Centro de Educacion Alternativa (CEA)“, das direkt an das Colegio in Cochabamba angrenzt. Hier können am Abend junge Erwachsene noch eine Berufsausbildung nachholen, zum Beispiel als Konditorin, Erzieherin, Buchhalterin oder Schneiderin. Diese Möglichkeit wird gerade von jungen Frauen genutzt, häufig Alleinerziehende, um mehr Chancen im Leben zu haben.
Direkt am großen Markt betreiben die SMMP seit einigen Jahren die Kindertagesstätte „Casa de ninos“. Unter der Leitung der deutschen Ordensschwester Maria Cornelia Koch leben hier tagesüber rund 125 Kinder, deren Eltern auf dem Mark ihre Waren anbieten und die Kinder sonst hier rum sitzen und manche sogar betteln müssten. Im Kinderhaus werden sie gezielt gefördert, erhalten eine vitaminreiche Nahrung und vor allem können sie hier gefahrlos mit Gleichaltrigen spielen. „Schwester Maria Cornelia hat eine große Warteliste für ihr Kinderhaus, aber mehr Kinder kann sie nun räumlich und personell wirklich nicht mehr aufnehmen“, weis Schwester Klara Maria aus dem Gespräch mit ihrer Mitschwester zu berichten.
Besucht hat das Missionsteam auch die zwei großen Kinderdörfer Cristo Rey sowie Cuatro Esquinas, die beide an den Stadträndern von Cochabamba liegen. In Cristo Rey finden rund 250 Mädchen und Jungen ein Zuhause und in Cuatro Esquinas 120 Mädchen. Die Kinder verbindet eines: Alle haben bereits eine dramatische Lebensgeschichte hinter sich. Die Eltern sind im Gefängnis oder andere sind Voll- und Halbwaisen. Nicht wenige mussten bereits sexuellen Missbrauch erleben und wiederum andere sind einfach ausgesetzt worden. „Wir können nur den Schwestern und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hohen Respekt und unsere Anerkennung für diese wichtig und sehr anstrengende Arbeit zollen“, so Winfried Meilwes im Nachklang an diese auch für ihn bewegende Begegnungen.
Besonders gefreut hat sich das Missionsteam über ein Projekt in Kinderdorf Cuatro Esquinas, dass in den nächsten Wochen anlaufen soll: Der riesige Garten des Kinderdorfes soll wieder reaktiviert und einer vollen Bewirtschaftung zugeführt werden. So soll für den sehr trockenen Boden im großen Obstgarten unter Begleitung einer jungen Umweltingenieurin eine Bewässerungsanlage verlegt werden. Dadurch soll die Ernte gesichert und erhöht werden. Und auch der Gemüsegarten soll ausgebaut werden. Hier sollen die Kinder und Jugendlichen der beiden Kinderdörfer beim Ernten künftig helfen können. Dieses Projekt soll zum einen einer gezielten Umwelterziehung der Kinder dienen aber auch zur Finanzierung der zwei Kinderdörfer beitragen.
Beschwerlich und anstrengend war dann die rund achtstündige Reise mit dem Jeep über zahlreiche Bergpässe von Cochabamba nach Vallegrande, dem zweiten Standort der bolivianischen Ordensgemeinschaft. Hier betreiben die SMMP zwei Kinderheime und eine Speisesaal für alte Menschen.
„Besonders berührt haben uns in Vallegrande die Gespräche mit einigen jungen Frauen, die das Kinderheim mit 18 Jahren verlassen und nun eine Berufsausbildung oder ein Studium aufgenommen haben. Diese unterstützen wir auf ihrem Weg in die Selbständigkeit durch ein kleines Stipendium“, berichtet Schwester Klara Maria. Sehr ausgiebig hätten die jungen Leute aus ihrem Leben erzählt, von ihren Erlebnissen in der Kindheit aber auch der jetzigen Zuversicht auf ein besseres Leben. Und sie hätten sich auch von Herzen für die finanzielle Unterstützung aber auch weitere Begleitung durch die Schwestern bedankt, ohne die diese Wege nicht möglich wären. Besucht haben Schwester Klara Maria und Winfried Meilwes zwei Familien in Vallegrande, die im Rahmen des Familienpatenschaftprogrammes aus Deutschland unterstützt werden. „Es ist wirklich schön zu sehen und zu erleben, wie nachhaltig die Familienpatenschaften wirken“, zeigt sich Winfried Meilwes überzeugt von den Besuchen.
Von Vallegrande ging es dann weiter nach Santa Cruz, wo die SMMP zwei Schulen und einen Speisesaal für Kinder unterhalten. Und hier konnte ein besonders schönes Fest gefeiert werden. Denn während des Aufenthaltes wurde Schwester Catalina Molina 85 Jahre alt und ist nun die älteste Schwester der bolivianischen Provinz. Seit rund 30 Jahre betreibt die rüstige und lebenslustige Ordensfrau bis heute den Speisesaal für arme und hungrige Kinder, der zum Konventsgebäude gehört. Neben der Arbeit in den Schulen engagieren sich die Schwestern des Konventes in der Pastoral, insbesondere in der Sakramenten- sowie Ehepastoral. So konnte das Leitungsteam auch an der Firmung von Jugendlichen in einer Gemeinde teilnehmen, die von den Schwestern auf dieses Sakrament vorbereitet worden sind. „Auch ein sehr beeindruckendes und schönes Erlebnis“, erinnert sich Schwester Klara Maria.
Mit vielen Eindrücken aber auch Hausaufgaben im Gespäck sind die beiden nun zurück nach Deutschland heimgekehrt. Vieles muss auf- und nachgearbeitet werden. Sehr viel Zeit bleibt ihnen dafür aber nicht, denn am 1. Mai machen sie sich für rund zweieinhalb Wochen auf nach Brasilien, um auch hier die Projekte zu besuchen und internationalen Kontakte zu vertiefen.