Von Anke Lennartz (20) im September 2010
Manchmal tut es einfach gut, mal mit jemanden über Gott und über alles was einen gerade beschäftigt sprechen zu können, mit der Gewissheit, dass einem zugehört und mit Rat und Tat zur Seite gestanden wird. Und erfahrungsgemäß kann einen so einiges beschäftigen, zum Beispiel die Frage, ob man vielleicht zu diesem Leben in Gemeinschaft für Gott und die Menschen berufen ist und wenn, ob in dieser Gemeinschaft oder doch eher in einer anderen.
Die Osterferien 2010 verbrachte ich mal wieder im Bergkloster Bestwig. Ich war zuvor schon ein paar Mal zu „ora et labora“ dort. Diesmal war ich zum ersten Mal zu „Kloster auf Zeit“ gekommen, da ich das Ordensleben und die Schwestern genauer kennen lernen wollte. Während ich zuvor immer im Gästetrakt gewohnt und gegessen hatte, durfte ich nun im Schwesternkonvent mitleben.
Mein Tag begann am Montag bereits um 6.15 Uhr mit der Laudes (Morgenlob) und anschließender Eucharistiefeier, in der schönen, geräumigen, aber schlichten Klosterkirche. Oft drohte ich während der Laudes wieder einzuschlafen. Schlimm wurde es am Ostersonntagmorgen, da die Feier der Osternacht bereits um 5.00 Uhr begann. Beinahe hätte ich sie verschlafen! Und sie war doch so wunderschön!
Von der Kirche ging es dann gemeinsam mit den Schwestern in den Speisesaal zum Frühstück. An manchen Tagen aber, wenn gerade eine Schwester Namenstag oder Geburtstag hatte, versammelte man sich zunächst im Speisesaal der älteren Schwestern zur gemeinsamen Gratulation. Das ist ein schöner Brauch, wie ich finde.
Ab 8.00 Uhr war Arbeitszeit. Da ich noch für mein Abitur lernen musste, durfte ich diese Zeit dafür nutzen. Um 12.00 Uhr versammelten wir uns dann wieder zur Mittagshore in der Kirche. Ich mag die Mittagshore mit ihrer fünfminütigen Besinnungszeit nach der Lesung, in der man den Vormittag noch mal an sich vorbeiziehen lassen kann.
Dann ging es zum Mittagessen in den Speisesaal. Während der Suppe, die schweigend gegessen wurde, lauschten wir einer Lesung, die eine Schwester hielt. Nach Abschluss der Lesung durfte dann wieder gesprochen werden. Es war sehr interessant den Geschichten der Schwestern zu lauschen, die sehr vielfältig waren. Da aber anscheinend die Schwestern noch neugieriger waren als ich, durfte auch ich viel aus meinem Leben und der Schule erzählen und kam manchmal kaum zum essen.
Die anschließende Mittagspause verbrachte ich mit Streifzügen durch die Natur des Sauerlandes, die ich sehr genoss. Gerne machte ich dann eine kleine Rast an dem Marienkapellchen auf dem Weg nach Ostwig oder dem Wassertretbecken in der Elpe.
Nach dem Kaffee habe ich dann noch für ca. zweieinhalb Stunden kleine Arbeiten übernommen (normalerweise ist der Nachmittag frei). So habe ich dann z.B. bei der Löwenzahnernte, beim Sortieren von Aluminium, bei Bastelarbeiten, bei der Herstellung von Tee oder Marmelade, bei der Zimmerreinigung im Gästebereich oder im Garten mitgeholfen.
Samstags durfte ich dann um 17.00 Uhr an der Schriftlesung im Schwesternkonvent teilnehmen.
Nach der Vesper (dem Abendgebet) um 18.00 Uhr und dem Abendessen hatte ich dann je nach Wochentag den Abend für mich oder ich verbrachte ihn gemeinsam mit den Schwestern. Da wurde viel gespielt oder gebastelt, geredet und gelacht, die Nachrichten geschaut und diskutiert. Und wenn es dann am schönsten war, wurde wieder eingepackt, um gemeinsam die Komplet (das Nachtgebet) zu beten, wonach jede leise auf ihrem Zimmer verschwand.
Eine besondere Erfahrung waren die Kar- und Ostertage. Von Gründonnerstag bis Ostersonntag wurde ein Familienkurs angeboten. Ich fand es besonders schön gemeinsam mit Sr. Anna Maria die Kinder zu betreuen. In der Gruppe haben wir viel gemeinsam erlebt, wir haben gesungen, getanzt, Kreuze gebastelt, gemeinsam gegessen und am Ostersonntag rollten die Eier. Aber auch liturgisch waren diese Tage noch mal etwas besonderes, auch wenn sie einiges an Sitzfleisch erforderten.
Ein weiteres sehr wertvolles Angebot war die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch, zum Beispiel mit Sr. Maria Elisabeth der Noviziatsleiterin. Alles in allem war dies eine sehr interessante und intensive Zeit, die mir ermöglichte einen tieferen Einblick in das Ordensleben zu erhalten und über meine Berufung nachzudenken.
Das ich dann auch noch über die Ostertage dort war, gab dem Ganzen zusätzlich einen besonderen Anstrich.