Lebensordnungskommission tagte im Bergkloster Bestwig
Zehn Tage lang suchte die Lebensordnungskommission der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel unter Vorsitz ihrer Generaloberin Sr. Aloisia Höing vom 4. bis zum 15. Juli im Bergkloster Bestwig nach den richtigen Worten. Die sollen in Zukunft nicht nur das Zusammenleben neu definieren, sondern auch die Ziele der Gemeinschaft möglichst so umschreiben, dass sich alle Ordensprovinzen darin wiederfinden.
„Deshalb ist die Kommission auch erstmals international besetzt“, erklärt Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier. In früheren Jahrzehnten habe die Gruppe nur aus deutschen Schwestern bestanden. „Schon deswegen, weil die Anreise für Schwestern aus Südamerika viel zu teuer und auch zu zeitaufwändig gewesen wäre. Und schließlich waren die deutschen Schwestern in diese Länder gegangen, um dort ihr christliches Selbstverständnis zu lehren“, so die Generalsekretärin. Das sei heute ganz anders. Man wolle voneinander lernen, wie es auch das neue Missionsverständnis einfordert. Reise und Kommunikationswege sind kürzer geworden. Das Internet erlaubt einen anderen Umgang miteinander. „Und längst gehen auch unsere Schwestern in andere Länder“, unterstreicht Schwester Amalia Machaca. Sie vertritt gemeinsam mit Schwester Bedy Velasco die bolivianische Ordensprovinz in der Kommission. Schwester Leila de Souza e Silva vertritt die brasilianische Provinz.
Aufgaben sind in Südamerika andere als in Deutschland
Die veränderten Lebensgewohnheiten, die Globalisierung und die veränderte Rolle der Gemeinschaft sind es auch, die sich in der Lebensordnung widerspiegeln sollen. „Wir alle leben nach dem Charisma und den Zielen unserer Gründerin. Dennoch sind die Notwendigkeiten in Südamerika ganz andere als bei uns“, sagt Schwester Theresia.
„Bei uns sind es meist die Kranken, die zu den Notleidenden gehören, um die wir uns kümmern wollen“, erläutert Schwester Amalia. Folglich sei die Seelsorge oft auch mit einer medizinischen Betreuung verbunden. Das sei in Deutschland natürlich ganz anders. Auch hier gehörten die Gesundheits- und Seniorenhilfe zu den Schwerpunktaufgaben. Jedoch verlagerten sich die hierzulande mehr in die Einrichtungen: Kliniken, Seniorenheime und Praxen, die die Ordensgemeinschaft betreibt.
Auch die Sorge um Kinder und Jugendliche habe in Bolivien und Brasilien eine ganz andere Relevanz, erklärt Schwester Bedy: „Oft geht es darum, sie von der Straße zu holen. Viele sind Waisen. Die meisten leben in ärmsten Verhältnissen.“ Deshalb wollten die Schwestern in Bolivien dorthin gehen, „wo uns die Menschen brauchen. Und unser Ziel ist es dann, den oft sehr niedrigen Lebensstandard zu erhöhen.“
Als „Schwester auf Zeit“ ins Kloster gehen
Darüber hinaus hat die neue Lebensordnung Entscheidungen des letzten Generalkapitels zu berücksichtigen. Dazu gehört die Möglichkeit, der Gemeinschaft als Schwester ohne Gelübde beizutreten. Wie bunt die Realität der Konvente jetzt schon ist, erfährt Schwester Bedy in Bermejo, wo sie mit zwei weiteren Mitschwestern, einer Lehrerin und einer Missionarin auf Zeit unter einem Dach lebt. In Brasilien existiert gar ein erster Männerkonvent. Und an mehreren deutschen Standorten gibt es inzwischen auch einzelne Schwestern.
Dass die Gruppe gut zusammenarbeitet, wertet Schwester Amalia als Indiz dafür, dass die verschiedenen Ordensprovinzen immer weiter zusammenwachsen: „Hier wird die Internationalität erfahrbar. Wir nehmen uns gegenseitig ernst. Wir begegnen uns mit einer großen Offenheit – noch ganz anders als vor einigen Jahrzehnten.“
Die Ergebnisse der Kommission sollen voraussichtlich im Jahr 2012 bei einem Zwischenkapitel vorgestellt und verabschiedet werden.