Schwester Aloisia Höing zieht nach vier Jahren als Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz Bilanz
Vier Jahre lang war Schwester Aloisia Höing Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) und somit Sprecherin für fast 30.000 Ordensleute. Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung vom 14. bis zum 18. Juni in Vallendar bei Koblenz trat die Generaloberin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel nicht noch einmal an: „Wir haben seit 2006 viele Prozesse angestoßen und wichtige Entscheidungen auf den Weg gebracht. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Gemeinschaften steht nun auf einem stabilen Fundament. Und auch der Austausch mit der Deutschen Bischofskonferenz hat sich intensiviert“, lautet ihr Fazit. Zurück an ihrem Amtssitz in Heiligenstadt zieht sie Bilanz.
Noch vor sieben Jahren gab es drei verschiedene Konferenzen für die deutschen Ordenskongregationen: eine für die Schwestern-, eine für die Brüder- und eine für die Priestergemeinschaften. Damals war Schwester Aloisia Höing zur Vorsitzenden der VOD – der Vereinigung der Ordensoberinnen – gewählt worden. „Und der Auftrag für die Vorstände aller drei Organisationen lautete, die Vernetzung voranzutreiben“, erläutert sie. Dass daraus schon nach drei Jahren die DOK entstand, sei ein Zeichen für das große, gegenseitige Vertrauen und die gute Zusammenarbeit aller Verantwortlichen. „Seither bin ich immer gern zu den gemeinsamen Sitzungen gefahren. Der Austausch war jedesmal Gewinn bringend“, erklärt sie.
Ein kirchenpolitisches Zeichen gesetzt
Bei der ersten gemeinsamen Konferenz der 460 deutschen Ordensoberen vor vier Jahren in St. Ottilien lief es dann bald auf Sr. Aloisia als gemeinsamer Vorsitzenden hinaus. „Natürlich wollte man in diesem Prozess der Umstrukturierung personell Kontinuität wahren. Und auch unter den Männergemeinschaften setzte sich schnell der Gedanke durch, mit einer Frau in diesem Amt ein kirchenpolitisches Zeichen zu setzen“, erinnert sich die 67-jährige Ordensfrau. Dieses Vertrauen habe sie gern angenommen.
Zu den ersten Aufgaben der neuen DOK gehörte es, ein gemeinsames Leitbild zu entwickeln und die Verwaltungen bereits übergreifender Sekretariate zusammenzuführen. Dazu zählten die Büros des Institutes für Missionarische Seelsorge, des Deutschen Katholischen Missionsrates und die Geschäftsstelle des Solidarwerkes. „In einem zweiten Schritt haben wir die gemeinsamen Kontakte zu anderen Gremien, Konferenzen und Institutionen gebündelt und uns mit einem neuen Erscheinungsbild nach außen als Einheit präsentiert. Da, wo es notwendig ist, wollen wir mit einer Stimme sprechen und auch gehört werden“, sagt Schwester Aloisia. Entsprechend habe sich die DOK fortan mehr und mehr inhaltlichen Prozessen und der Ausarbeitung gemeinsamer Positionen gewidmet.
Kleine Ordensgemeinschaften auffangen
„Eine Herausforderung besteht zum Beispiel darin, kleinere Ordensgemeinschaften aufzufangen, die nicht mehr lange bestehen werden. Es gilt, ihr Werk im Guten zu Ende zu führen und zu übergeben. Das kann gut in Zusammenarbeit mit anderen, spirituell verwandten Gemeinschaften geschehen“, weiß Schwester Aloisia. Ein weiterer Trend bestünde darin, dass sich auch größere Ordensgemeinschaften über die Landesgrenzen hinweg neu organisieren. Teilweise werden aus mehreren deutschen Provinzen eine und manchmal gehen deutsche Provinzen in neu gebildeten europäischen Einheiten auf“, erläutert die bisherige Vorsitzende. Diesen Prozess wolle die Ordensobernkonferenz begleiten und koordinieren helfen. Bis hin zu der Frage, wer noch Mitglied der DOK ist und wen sie in welchen Angelegenheiten mit vertritt. Auch zur Ausarbeitung einer eigenen Tarifstruktur für Angestellte von Ordensgemeinschaften hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet. „Und immer häufiger haben wir gemeinsame politische Stellungnahmen erarbeitet: etwa zum Kopftuchverbot“, führt Schwester Aloisia aus. „Uns ist wichtig, dass religiöse Symbole in der Öffentlichkeit erhalten bleiben. Wir gehen ja auch in Tracht auf die Straße. Andererseits wollen wir natürlich einen politischen Missbrauch dieser Symbole verhindern.“
In vielen Fragen habe die DOK zudem den intensiven Kontakt zur Deutschen Bischofskonferenz gesucht. „Künftig gibt es eine gemeinsame Kommission, die sich mindestens halbjährlich trifft. Auch das haben wir auf den Weg gebracht“, freut sich Schwester Aloisia über die gute Arbeit des Vorstandes, dem außer ihr und ihrem Stellvertreter Abt Hermann-Josef Kugler sechs weitere Ordensobere angehörten.
Missbrauchsfälle wurden zum Schwerpunktthema
Ein weiteres Schwerpunktthema der vergangenen Jahre war der Umgang mit körperlichem Missbrauch in katholischen Kinderheimen: „Da ging es um Hilfestellungen und Selbstverpflichtungen bei der Aufarbeitung sowie um einheitliche Maßstäbe für finanzielle Entschädigungen.“ So habe die DOK zur Recherche dieses Kapitels auch einen Forschungsauftrag an die Universität Bochum erteilt. Die Ergebnisse werden im Sommer veröffentlicht. „In den letzten Monaten hat das Thema Missbrauch durch das Bekanntwerden sexueller Übergriffe in kirchlichen Heimen und Schulen natürlich an Brisanz gewonnen. Im Umgang mit diesen Fragen sind uns die neuen Strukturen eine große Hilfe gewesen“, durfte die Generaloberin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel erfahren.
Das Thema habe große Betroffenheit ausgelöst. Und es prägte auch die letzte Mitgliederversammlung der DOK, die Schwester Aloisia jetzt in Vallendar bis zur Wahl des neuen Vorstandes leitete. „Diese Fragen werden uns noch lange beschäftigen“, ist Schwester Aloisia überzeugt. Als Mitglied der DOK will sie weiterhin an den Konferenzen teilnehmen und in Arbeitsgruppen mitarbeiten. Ihr bisheriger Stellvertreter, Abt Hermann-Josef Kugler O.Praem, wurde mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden der DOK gewählt. Neue stellvertretende Vorsitzende ist die Provinzoberin der Steyler Missionarinnen, Schwestern Miriam Altenhofen. Sie gehörte bislang zum erweiterten Vorstand.
Detaillierte Informationen zur Tagung in Vallendar gibt es auf der Internetseite der Deutschen Ordensobernkonferenz unter www.orden.de.
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