Schwester Christa Maria Henninghaus übergibt Aufgabe der Missionsprokur an Schwester Klara Maria Breuer
Bestwig. Nach langjähriger Tätigkeit als Missionsprokuratorin hat Schwester Christa Maria Henninghaus ihr Amt an Schwester Klara Maria Breuer weitergegeben. Die 48-jährige Ordensfrau, die schon seit ihrem Noviziat in der Missionsarbeit engagiert ist, wird in ihrer Aufgabe von Winfried Meilwes unterstützt. Er leitet den Servicebereich Projekt- und Personalentwicklung und wird künftig auch im Missionsbereich als Referent für die Projektentwicklung und Kommunikation mitverantwortlich sein. „Mit unserer neuen ‚Missionszentrale‘ sind wir für die künftigen Herausforderungen gut aufgestellt“, freut sich Generaloberin Schwester Aloisia Höing. Denn auch im Missionsbereich würden die Aufgaben durch veränderte Kommunikationsmöglichkeiten, wachsende Netzwerke und neue Wege zur wirtschaftlichen Absicherung der Arbeit immer komplexer.
Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche
Rund 100 Schwestern, Wegbegleiter und Angehörige versammelten sich anlässlich der Ämterübergabe am Freitagnachmittag in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters in Bestwig. Darunter auch Schwester Emilia Cabero aus Bolivien und Schwester Maria de Fatima Lourenco Soares aus Brasilien, die anlässlich der Generalratssitzung in Deutschland sind. Generaloberin Schwester Aloisia Höing dankte Schwester Christa Maria als langjähriger Missionsprokuratorin für das große Engagement, mit der sie ihre Aufgabe erfüllt habe: „Sie haben diesen Dienst als schenkende Aufgabe verstanden und in diesem Sinne angenommen. Nun gilt es, Schwester Klara Maria und Winfried Meilwes für ihre neue Aufgabe Mut, Vertrauen und Freude zu wünschen.“
Schon die Ordensgründerin war eine Missionarin
Pfarrer Bernd Kucklick aus Heiligenstadt erinnerte der Vorgang an eine Staffelstab-Übergabe: „Indem er weitergegeben wird, zeigt sich, dass die Kirche lebt.“ In ähnlicher Weise habe die Ordensgründerin Maria Magdalena Postel den Stab an ihre Nachfolgerin Placida Viel weitergereicht. Die habe schon als junge Frau aufbrechen müssen, um Geld für den Wiederaufbau der Abtei und die missionarische Arbeit zu sammeln. „Dabei hat sie auf die Weisung und die Worte Maria Magdalenas vertraut, die einmal gesagt hat: Ich würde bis an die Grenze der Erde gehen, um eine einzige Seele für Christus zu gewinnen.“
„Meine Aufgabe ist es, Brücken zu bauen“
Beim anschließenden Empfang im Haus der Begegnung ergriff Schwester Klara Maria selbst noch einmal das Wort – und zwar in deutsch und portugiesisch: „Das Motto des deutschen Studentenheimes in Münster, in dem auch der Konvent der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel zuhause ist, in dem ich wohne, lautet: `Meine Aufgabe ist es, Brücken zu bauen`. Das will ich auch für die Missionsarbeit tun.“ An der Universität Münster hat die gelernte Bürokauffrau von 2003 bis 2006 an der theologisch-katholischen Fakultät ein Studium in Diakonik mit dem Schwerpunkt Missionstheologie absolviert. Seit dieser Zeit ist sie dort auch in der Straßenpastoral engagiert: „Die Geschichten von Frauen und Männern, denen ich im `Treffpunkt an der Clemenskirche`, im monatlichen Gottesdienst insbesondere für Wohnungslose, auf den Straßen oder beim Straßenmagazin `draußen` begegne, halten mein Fragen und meinen Glauben lebendig. Diese Weggefährten helfen mir, die Welt immer wieder aus einer anderen Perspektive zu sehen.“ Zudem erinnerte sie an das Ökumenische Friedensgebet, das sie seit vielen Jahren verantwortlich im Bestwiger Bergkloster mit vorbereitet: „Dort singen wir oft: `Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein`.“ Insofern sei es gut, als Ordensgemeinschaft und Missionszentrale mit vielen Einzelnen, Gruppen und Netzwerken wie dem Netzwerk Afrika Deutschland und in ökumenischer Verbundenheit auf dem Weg zu sein.
Vom ersten Telefonat nach Bolivien
Mit dem Abschied von Schwester Christa Maria Henninghaus geht eine lange Ära zu Ende. Vor mehr als 40 Jahren hatte sie sich von der Missionsarbeit begeistern lassen. 1971 hatte sie die damalige Generaloberin Sr. Bernarda vom Kreuz Münstermann mit nach Brasilien und Bolivien genommen. „Insgesamt waren wir fünf Monate dort. Anders ließ sich das früher gar nicht organisieren“, erinnert sich die 83-jährige Ordensfrau heute. Die Anreise war kompliziert und teuer und dauerte mehrere Tage. Auch die Kommunikation per Telefon über das Fernamt war in den 60er und 70er Jahren noch schwierig. „Das erste Telefonat, das wir vom Bergkloster Bestwig aus nach Bolivien führten, war eine Sensation“, blickt die scheidende Missionsprokuratorin zurück. Diese Kommunikations- und Reisewege haben sich inzwischen enorm verbessert. Mit ein Grund dafür, warum Missionsarbeit heute ganz anders aussieht als noch vor einem halben Jahrhundert: „In Bolivien hatten unsere Schwestern unter anderem den bischöflichen Auftrag, die Indios im Hochland zu Christen zu bekehren. Missionsarbeit war damals eine Einbahnstraße. Heute verstehen und empfinden wir den regen Austausch der Kulturen als bereicherndes Miteinander“. Das zeigte sich auch bei der Verabschiedung am Freitagnachmittag, als Schwester Maria Emilia Cabero aus Bolivien und Schwester Maria de Fatima Lourenco Soares aus Brasilien anwesend waren.
Amt 1996 offiziell übernommen
Schwester Christa Maria hatte das Amt der Missionsprokuratorin offiziell 1996 übernommen. Geboren in Menden, lernte sie die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel am Walburgisgymnasium kennen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung trat sie der Gemeinschaft noch in Heiligenstadt bei. Nach mehrjähriger Tätigkeit am Marienkrankenhaus, das damals in Bad Ems lag, und an der Pforte der Kinderklinik in Berlin-Lichtenrade kam sie 1966 zur Teilnahme am Generalkapitel erstmals nach Heiligenstadt. Dort wurde sie zur Generalsekretärin gewählt. 1978 wurde sie Generalassistentin von Sr. Maria Angela Himmelhaus und 1990 selbst Generaloberin. In dieser Zeit stand eine wichtige Weichenstellung an: „Wir setzten uns intensiv mit der Frage auseinander, wie wir angesichts weniger werdender Ordensschwestern unsere Werke im christlichen Auftrag fortführen können und haben uns entschieden, die durch stärkere Einbindung weltlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu tun“. Seitdem ist die Zahl der Beschäftigten stetig gestiegen. Inzwischen arbeiten in den Einrichtungen und Diensten der Ordensgemeinschaft einschließlich aller Beteiligungen rund 3.000 Menschen. Und mehr als 1.000 beschäftigt sie in Brasilien und Bolivien, wo die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel vor allem Träger von Kindertagesstätten, Wohnheimen und Bildungseinrichtungen sind. „Eine spannende Entwicklung“, urteilt Schwester Christa Maria. Mit Freude beobachtet sie auch die Fortschritte in Rumänien und Mosambik. Dabei wird das Projekt in Schineni / Rumänien von Generalassistentin Schwester Adelgundis Pastusiak aus verantwortlich betreut. Und das Projekt in Metarica / Mosambik geht auf eine Initiative aus Brasilien zurück. Während der Kolonialzeit waren viele Afrikaner aus Mosambik nach Südamerika geholt worden. Daher setzt sich die brasilianische Kirche heute an vielen Orten für die Stabilisierung Mosambiks ein. Das Land hat zahlreiche Bürgerkriege hinter sich. 16 junge Frauen leben derzeit mit im Konvent der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel und prüfen für sich, ob sie in die Gemeinschaft eintreten wollen. „Ich hoffe, dass ich noch lange mit verfolgen kann, wie das weitergeht“, sagt Schwester Christa Maria. Denn auch nach der Übergabe ihres Amtes als Missionsprokuratorin möchte sie bei diesen Aufgaben unterstützend tätig bleiben.
Liebe für Brasilien entdeckt
Schwester Klara Maria Breuer, die das Amt jetzt übernimmt, wurde in Siegen geboren. Nach ihrem Abitur absolvierte die heute 48-Jährige eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel hatte sie eher zufällig kennengelernt: „Schwester Edeltraud Maria Lauterbach versorgte die Kirchengemeinde damals regelmäßig mit Infomaterialien des Bergklosters. Und ich bekam mit, wie immer wieder Gruppen begeistern von dort zurückkamen. Bis ich selbst an einem Besinnungswochenende teilnahm…“
So trat sie 1983 in Bestwig in die Gemeinschaft ein. Und schon im Noviziat kam sie mit der Missionsarbeit in Berührung. Damals half sie der Missionsprokuratorin Sr. Hildegund Köhler und Schwester Maria Hilaria Rachner, die für das Missionsmagazin kontinente und die Missionsbuchhaltung zuständig war. Schließlich übernahm sie die Aufgabe der Buchhaltung bis 1994.
Während eines halbjährigen Aufenthaltes in Brasilien lernte sie die Arbeit der Schwestern in Südamerika dann auch selber kennen. Drei Monate war sie in Loreto in der Pastoralarbeit tätig, ehe sie in den anderen drei Monaten bei verschiedenen Projekten hospitierte. „Meine Liebe zu Brasilien geht vor allem auf diese Zeit zurück“, sagt Schwester Klara Maria heute. Und seitdem hat sie auch viele Kontakte gehalten – vor allem zu den Schulen.
Von 1994 bis 1997 arbeitete sie in Geseke. Und auch hier blieb die Missionsarbeit immer ein Thema. So initiierte sie damals zusammen mit Reinhold Dietz, dem heutigen Geschäftsführer der C.E.M.M.-Caritas-Sozialstationen, das Angebot „Missionar auf Zeit“, das sich seitdem zunehmender Beliebtheit erfreut. In diesem Sommer sind wieder 20 junge Menschen vom MaZ-Team vorbereitet worden für ein Jahr ins Ausland gegangen, um dort bei den verschiedenen missionarischen Projekten unterstützend tätig zu sein.
Engagement für Missionsmagazin „kontinente“
Und auch das Missionsmagazin „kontinente“, für das Schwester Klara Maria schon viele Werbeaktionen bei den sogenannten „Kontinente-Sonntagen“ in den Pfarrgemeinden organisiert hat, war ihr immer ein Anliegen. Seit ihrer Rückkehr nach Bestwig 1998 arbeitet sie in der Redaktion des Missionsmagazins mit. Von 2003 bis 2006 absolvierte sie an der theologisch-katholischen Fakultät der Universität Münster auch noch den Studiengang „Diakonik“ mit dem Schwerpunkt Missionstheologie. „Dieses Studium gab mir das theoretische Wissen zu dem, was mich in der Praxis längst bewegt und beschäftigt hat“, sagt Schwester Klara Maria. Währenddessen lernte sie auch das Feld der Straßenpastoral kennen, in der sie bis heute mit viel Engagement tätig ist. „Auch hier gilt es Weggemeinschaften mit Menschen am Rande der Gesellschaft zu gründen“, sagt die neue Missionsprokuratorin. „Dort bin ich wirklich Schüler. Und die Erfahrungen aus diesem Projekt geben mir die nötige Erdung für die koordinierende Tätigkeit in der weltweiten Missionsarbeit“, ist sie überzeugt. In dem Bestreben, das Missionsverständnis neu zu leben, lebendig zu halten und in die Gemeinschaft hinein zu kommunizieren, sieht sie eine wichtige Mission: „Dieses Feld hat sich in den letzten Jahren stark geändert. Jetzt wird es auch personell neu strukturiert.“
Fundraising ist auch Öffentlichkeitsarbeit
Unterstützt wird sie in ihrer neuen Aufgabe von Winfried Meilwes. Er arbeitet bereits seit zehn Jahren für die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel. Zunächst war er Assistent der Geschäftsführung, seit 2004 ist er Leiter des Servicebereiches Projekt- und Personalentwicklung. Als solcher war er in den letzten Jahren immer stärker in die Koordinierung zur Unterstützung der missionarischen Arbeit eingebunden. „Dabei haben die Aktionen im Bereich des Fundraisings auch eine wichtige Funktion für die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinschaft“, wie er unterstreicht. Und mit der Koordinierung all dieser Maßnahmen müsse es gelingen, die Arbeit vor Ort in Brasilien, Bolivien, Mosambik und Rumänien noch stärker zu vernetzten. Der Erfolg der Kampagnen spiegelt sich in den bereits 440 abgeschlossenen Familien- und 180 Projektpatenschaften wider. Ein weiterer wichtiger Baustein für die Zukunft der missionarischen Arbeit.