Katholische Kliniken Halten/Marl/Westerholt GmbH und St. Elisabeth Krankenhaus Dorsten GmbH schließen sich zusammen
Marl. Am 12. Januar 2009 haben sich die Katholischen Kliniken Halten/Marl/Westerholt und das Elisabeth-Krankenhaus Dorsten zu einer Holding zusammengeschlossen. Mit dem neuen Verbund „Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord“ ist einer der größten Arbeitgeber und der größte Gesundheitsdienstleister im Kreis Recklinghausen entstanden. Der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel Europa e.V. ist darin als einer der vier Mitgesellschafter beteiligt.
Festakt mit 150 Gästen
Gemeinsam mit 150 Gästen wurde das Ereignis mit einem Festakt am Mittwoch, 14. Januar 2009, im Marien-Krankenhaus Marl gewürdigt. Dabei zelebrierte der Münsteraner Weihbischof Dr. Josef Voß den Gottesdienst. In seiner Predigt betonte er: „So unverzichtbar die immer stärkere Spezialisierung der Medizin ist und so richtig der Schritt ist, die Krankenversorgung in dieser Region durch einen neuen Zusammenschluss sicherzustellen, so unverzichtbar bleibt doch der Blick auf den einzelnen Patienten als Menschen in seiner ganzen Einmaligkeit.“ Gerade darin müsse der christliche Geist in den vier Häusern des Verbundes weiter begründet liegen: „Der Mensch braucht Menschlichkeit. Das kann man in keinen Arbeitsvertrag hineinschreiben, durch keine Reform herbeiorganisieren und darauf gibt es auch keinen Rechtsanspruch. Menschlichkeit und Güte können Menschen immer wieder nur aus freiem Willen Hilfsbedürftigen zukommen lassen.“ Er hoffe und wünsche, dass das auch unter den neuen Rahmenbedingungen gelinge.
2.200 Mitarbeiter
Zu der „Katholische Kliniken Haltern/Marl/Westerholt GmbH“ gehören das St. Sixtus-Hospital Haltern, das Marien-Hospital Marl und das Gertrudis-Hospital Herten-Westerholt. Gemeinsam mit der „St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten GmbH“ bilden sie nun das neue Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord. Das zählt 1.000 im Krankenhausbedarfsplan vorgesehene Betten und versorgt jährlich 33.500 stationäre sowie dieselbe Zahl ambulanter Patienten. Mit rund 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die Krankenhaus-Holding außerdem zu einem der bedeutendsten Arbeitgebern in der Region. Darüber hinaus unterstrich Andreas Hauke, der dem neuen Verbund neben Norbert Fockenberg als Geschäfsführer vorstehen wird, in dem Festakt die medizinische Kompetenz: „In 25 Abteilungen arbeiten 174 Ärzte. 23 werden von eigenen Chefärzten geleitet. 30 Vertragsärzte und Therapeuten haben sich bereits in den Ärztehäusern niedergelassen.“ Die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten sei ohnehin eine Schwerpunktaufgabe für die kommenden Jahre. Wie bisher werden Schwester Johanna Guthoff (Kloster Oelinghausen) und Ludger Dabrock, Geschäftsführer Einrichtungen und Dienste SMMP, die Anliegen des Gertrudis-Hospitals auch künftig in dem neuen Aufsichtsrat vertreten.
„Spagat ist möglich“
Generaloberin Schwester Aloisia Höing und Matthias Feller vom Kuratorium des Elisabeth-Krankenhauses blickten bei dem Festakt in der Krankenhauskapelle noch einmal in die Vergangenheit. Sie stellten sich der Frage: „Ist eine Krankenhausgemeinschaft mit der technokratisch anmutenden Bezeichnung Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH nicht ein unpersönlicher Gesundheitsapparat mit kirchlichem Mäntelchen?“ Dabei sprangen sie bis ins Jahr 1958, als die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel das Gertrudis-Hospital von der Stadt Westerholt übernommen, ausgebaut und modernisiert haben. Matthias Feller unterstrich: „Sie haben sich als katholische Gemeinschaft da in die Verantwortung nehmen lassen, wo die öffentliche Hand sich zurückzog. Und: Sie haben in den vergangenen 50 Jahren – so wie das Sixtus-Hospital in Haltern und hier das Marien-Hospitel in Marl – gezeigt, dass der Spagat zwischen christlich-ethischen Werten und wirtschaftlich erfolgreichem Handeln im Gesundheitswesen möglich ist.“ In dem 1997 neu entstandenen Klinikverbund dieser drei Häuser hätten sich die Träger deutlich in ihrer Verantwortung gegenüber dem christlichen Auftrag zur Nächstenliebe verpflichtet.
Verantwortung für Mitarbeiter
Matthias Feller versprach, dass dies so bleiben solle und rief in diesem Zusammenhang den Torbogen am Eingang des Elisabeth-Krankenhauses in Erinnerung: Der werde von zwei Säulen mit vier Seiten getragen: die eine sei durch motivierte Mitarbeiter, ein starkes Management, ein überzeugendes medizinisches Konzept und den Fortschrittswillen der Träger bestimmt, die andere durch christlich-ethisches Handeln, zukunftsorientierte Denkansätze, ein wirtschaftliches Grundkonzept ohne Gewinnmaximierung und die verantwortliche Partnerschaft im Verhältnis zum Patienten und untereinander. Feller betonte: „Als christliche Träger sind wir es zunächst unseren Patienten schuldig, auch in Zukunft ein leistungsfähiges medizinisches Angebot machen zu können. Wir sind es als christliche Arbeitgeber aber auch unseren vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Familien schuldig, die Kliniken in eine sichere Zukunft zu führen.“ Dabei könne nicht jeder Arbeitsplatz auf Dauer unverändert beibehalten werden, – „aber wir sind bestrebt, jedem Mitarbeiter einen Arbeitsplatz zu bieten.“
„Eine Idee Menschlichkeit mehr“
Ihre Glückwünsche sprachen stellvertretend für die vier Städte auch die Marler Bürgermeisterin Ute Heinrich sowie der Dorstener Bürgermeister Lambert Lütkenhorst aus. Lütkenhorst erinnerte an einen Satz von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler aus dem 19. Jahrhundert, der lautete: „Eine Gesellschaft, die von mir die Aufgabe des Gewissens erfordert – der will ich nicht dienen.“ Den Katholischen Kliniken wünschte er, dass die Mitarbeiter sich immer dem Gewissen verpflichtet fühlen mögen und dies auch im Einklang zu den christlichen Zielen der Häuser stehe. Damit die Menschen, die hier behandelt werden, am Ende überzeugt seien: „Ja, hier gibt es eine Idee Menschlichkeit mehr“.
Fakten
Gesellschafter der neuen Holding sind die Stiftung St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten, die Katholische Kirchengemeinde St. Sixtus in Haltern, die Katholische Kirchengemeinde St. Georg in Marl und der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel Europa e.V.. Geschäftsführer des Klinikverbundes sind Norbert Fockenberg und Andreas Hauke. Fockenberg ist außerdem zum Geschäftsführer der St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten GmbH und Hauke zum Geschäftsführer der Katholischen Kliniken Haltern/Marl/Westerholt GmbH ernannt worden. Dadurch, dass die beiden bisherigen Geschäftsführer quasi die Plätze tauschen und sich in das Arbeitsfeld des jeweils anderen einarbeiten, sollen die einheitliche Willensbildung in der Geschäftsführung und das Zusammenwachsen des Klinikverbundes bestärkt werden. Ihre Aufgabe liegt vor allem darin, die strategische Ausrichtung der neuen Gesellschaft zu planen und das medizinische und organisatorische Profil zu schärfen. Die Geschäftsführer des Gertrudis-Hospitals und des St. Sixtus-Hospitals, Astrid Pietzner und Werner Buthmann, bleiben sowohl für die Geschäftsführung ihrer Krankenhäuser als auch für die der „Katholische Kliniken Haltern/Marl/Westerholt GmbH“ zuständig.
Medizinisches Niveau verbessern
Übereinstimmend erklären Norbert Fockenberg und Andreas Hauke: „Wir versprechen uns durch den Zusammenschluss, dass wir das hohe medizinische Niveau nicht nur halten, sondern auch noch verbessern können.“ Möglich werde dies etwa durch die Bildung von Zentren, die allen Patienten der vier Krankenhäuser Spitzenmedizin böten. Dabei blieben die bereits bestehenden Fachabteilungen an allen Krankenhäusern erhalten. Die optimale Basisversorgung werde also nicht infrage gestellt. „Wir können durch den Zusammenschluss unserer Häuser in den medizinischen Zentren – wie zum Beispiel im Herzzentrum in Marl oder im gastroenterologischen Zentrum in Dorsten – sehr spezialisierte und aufwändige Diagnostik und Therapie anbieten. Diese Medizin auf höchstem Niveau steht bei Bedarf allen Patienten zur Verfügung, unabhängig davon, ob sie in Westerholt, Haltern, Marl oder Dorsten behandelt werden“, erläutert Norbert Fockenberg. Darüber hinaus werde es beispielsweise gemeinsame Befundkonferenzen geben.
Zusammenführungen in der Verwaltung
Synergieeffekte versprechen sich die Verantwortlichen im Wesentlichen durch die Zusammenlegung patientenferner Abteilungen: In Dorsten erhalten die Buchhaltung, das Controlling und das Marketing ihren Sitz; in Marl wird die Personalabteilung zusammengeführt, in Haltern das Beschaffungswesen und in Westerholt die stationäre Abrechnung.