Es ist die Vielfalt der unterschiedlichen Menschen und Berufungsgeschichten, die eine Ordensgemeinschaft zum Leuchten bringt.
Feierlicher Festakt in der Dreifaltigkeitskirche und im Kapitelsaal des Bergklosters Bestwig
In der Dreifaltigkeitskirche und im Kapitelsaal des Bergklosters Bestwig wurden Ende April in einem feierlichen Festakt wieder einmal Jubilarinnen für 70, 65, 60, 40 oder 25 Jahre Zugehörigkeit zu der Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel geehrt. Zentrale Elemente für ihren Eintritt und ihr Leben in der Ordensgemeinschaft waren und sind bei allen Jubilarinnen der Glaube an Gott und das Bedürfnis, für andere Menschen da zu sein.
Lebenserfahrungen – unterwegs zu den Menschen, um Gott zu treffen
Schwester Maria Winfrid Greb (92) ist bereits 1953 in die Ordensgemeinschaft eingetreten und feiert 2024 zusammen mit drei weiteren Schwestern ihr 70. Ordensjubiläum. „Ordensschwestern haben mich schon als Kind fasziniert. Als ich noch im Kindergarten war, habe ich den Schwestern, die auf der Straße vorbeigingen, immer so lange hinterhergeschaut, wie ich sie noch sehen konnte. Zu den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel bin ich über meine beiden Tanten gekommen, die in Heiligenstadt Schwestern waren. Mein Noviziat habe ich allerdings in Geseke verbracht, da Heiligenstadt zu der Zeit schon DDR war. Später war ich als Krankenschwester 40 Jahre im Ruhrgebiet und habe im Konvent in Herten gelebt. Am Anfang waren wir nur Ordensschwestern im Krankenhaus, danach kamen immer mehr andere Krankenschwestern dazu.“
Schwester Monika vom Kreuz Vieth ist 87 Jahre alt und feiert zusammen mit 11 weiteren Schwestern ihr 65. Ordensjubiläum. In die Ordensgemeinschaft ist sie 1958 eingetreten. Den ersten Kontakt mit den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel hatte sie schon als Kind, denn sie besuchte einen Kindergarten der Schwestern. Ein Kindergarten, in den sogar schon ihr Vater gegangen war.
„Mein Vater ging 1939 in den Krieg und kam 1949 zurück. In dieser Zeit musste meine Mutter mit ihren fünf Kindern schauen, wie sie über die Runden kam. Später entschied ich mich, Krankenschwester zu werden. 1957 machte ich im St. Elisabeth-Hospital in Herten mein Examen. Dabei war es für mich ein Erlebnis, wie die Ordensschwestern das alles so toll machten und wie sie arbeiteten. Obwohl ich auch gerne ausgegangen bin und für mein Leben gerne getanzt habe, wurde mir irgendwann klar, dass das Ordensleben auch mein Weg ist.
Da ich gelernte Krankenschwester war, durfte ich 1959 als junge Ordensschwester in einem Krankenhaus in Süchteln direkt eine Stationsleitung übernehmen. Das war eine große Herausforderung, aber man wächst mit den Aufgaben. Später habe ich mich noch in vielen Bereichen weitergebildet.
Die Arbeit hat mir immer viel Freude gemacht und immer, wenn ich dachte, wie schaffe ich das nur, habe ich gebetet und mir aus dem Gebet Kraft geholt.“
Schwester Mara Hedwiga Heckeroth ist 84 Jahre alt und feiert dieses Jahr zusammen mit acht weiteren Schwestern ihr 60. Ordensjubiläum. Sie hat die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel während ihrer Hauswirtschaftsausbildung im Raphaelsheim für schwer erziehbare Jugendliche in Heiligenstadt kennengelernt. Nach ihrem Eintritt in die Ordensgemeinschaft absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete anschließend als junge Gemeindeschwester im Eichsfeld. „Ich bin dort Anlaufstelle für alles gewesen, was mit Krankheit, Alter, aber auch mit Sterbebegleitung zu tun hatte. Es war nicht einfach, allen Aufgaben gerecht zu werden und die großen Entfernungen zwischen den Orten zu überbrücken. Geholfen hat mir das Kleinkraftrad KR50, das ich an meinem ersten Arbeitstag am neuen Arbeitsplatz vorfand und direkt in Beschlag genommen habe.“ Durch die verkleidete Kette und ein Schutzblech, sei es kein Problem gewesen, das Gefährt auch in voller Schwesternmontur zu benutzen, erklärt die Schwester. Als die Helmpflicht eingeführt wurde, sei sie dann auf einen Trabi umgestiegen, da Helm und Ordenskleidung sich nicht so gut vertragen hätten. Für sie habe immer der Dienst am Menschen im Mittelpunkt ihrer Arbeit gestanden. Dabei sei sie dem Leitspruch gefolgt „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“
Martina Küting ist 1983 in die Ordensgemeinschaft eingetreten und feiert ihr 40. Jubiläum. Bereits mit zehn Jahren hatte sie bei ihrem Onkel, der Küster in Paderborn war, von dem damals neuen Kloster in Bestwig gehört. Schon während ihrer Ausbildung zur Zahnarzthelferin habe sie sich dann mit dem Thema Berufung auseinandergesetzt. Als sie mit siebzehn Jahren nach einem geistlichen Angebot für die Kar- und Ostertage gesucht habe, sei sie wieder auf Bestwig gekommen. „Schwester Aloisia hat damals mit einigen anderen Schwestern regelmäßig Jugendwochenenden veranstaltet und ich habe daran teilgenommen. Gerade das Osterwochenende hat mich am Anfang fast etwas überfordert. Ich habe den Faden aber in der Hand behalten und kam dann nochmal zu anderen Wochenenden und habe auch am Angebot „Kloster auf Zeit“ teilgenommen. Nach drei bis vier Jahren des Reifens bin ich dann in die Ordensgemeinschaft eingetreten.
Nach vielen Jahren als Gemeinde- und Ordensreferentin durfte ich vor wenigen Jahren im Schwarzwald nochmal etwas Neues beginnen. Ich bin jetzt Wallfahrtsseelsorgerin in Heiligenbronn im Waldachtal. Bei der Suche nach einem Ort, wo man Kirche in einer Zeit, die so ist, wie sie nun mal ist, noch verwirklichen kann, bin ich tatsächlich im Internet auf die Stelle im Schwarzwald gestoßen. Vorher gab es dort Franziskanerinnen, die den Ort aus Altersgründen verlassen mussten, und die Bewohner wünschten sich am liebsten eine Ordensfrau, die den kleinen Ort spirituell weiter belebt. Ich bin froh darüber, dass Schwester Johanna mich dabei unterstützt hat, obwohl das ja schon sehr weit weg ist. Ich finde, das ist wirklich ein sehr großer Vertrauensbeweis von den Verantwortlichen der Ordensgemeinschaft.“
„Danke, dass es Sie gibt!“
Ähnlich haben auch alle anderen Jubilarinnen irgendwann ihre Berufung und den Weg in die Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel gefunden.
Der Glaube an Gott spielt dabei eine entscheidende Rolle. Entsprechend stand der Jubiläumsgottesdienst, der von Pater Maurus Runge OSB aus der Abtei Königsmünster zusammen mit den Konzelebranten Pfarrer Werner Spancken aus dem Pastoralen Raum Meschede-Bestwig sowie den beiden aus Wingerode im Eichsfeld stammenden Priestern, Pfarrer Klaus Röhrig und Prof. Dr. Hermann Josef Röhrig, zelebriert wurde, unter dem Motto „Du hast mich betört, oh Herr, und ich ließ mich betören (Jer 20, 7a)“.
Die Berufung komme über uns, und auf der anderen Seite brauche es dann die Bereitschaft, den Ruf zuzulassen und ihm zu folgen, so Pater Maurus Runge. „Alle, die heute Jubiläum feiern, haben sich einmal auf das Wort Gottes eingelassen und sind bis heute dabeigeblieben.“ Sei die Tür der Berufung einmal geöffnet, vermöge sie niemand mehr zu schließen. Dabei sei es die Vielfalt der unterschiedlichen Menschen und Berufungsgeschichten, die eine Ordensgemeinschaft zum Leuchten bringe.
Am Tag des Ordensjubiläums sei es für die Jubilarinnen an der Zeit, mit der feierlichen Gelübde-Erneuerung nochmal ihre eigene Berufungsgeschichte anzuschauen und zu überlegen, was hilft mir, auf meinem Weg zu bleiben, wofür brenne ich noch und was hält mein inneres Licht am Leuchten.
Egal auf welche Lebenserfahrungen und Ausbildungen die Jubilarinnen vor ihrem Eintritt in die Ordensgemeinschaft schon zurückblicken konnten, hätten sie sich mit unterschiedlichen Erfahrungs-Rucksäcken auf den Weg in ihr Ordensleben begeben. Seit vielen Jahren seien die Jubilarinnen jetzt als Ordensschwestern unterwegs zu den Menschen, um Gott zu treffen, so Schwester Johanna Guthoff, Provinzoberin der Europäischen Provinz der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. In den Gesichtern der Jubilarinnen sehe sie ein Strahlen, das ihr zeige, dass sie Gott getroffen hätten. Ein Strahlen, geprägt von stiller Freude, Dankbarkeit und Zufriedenheit. „Auch ich möchte Ihnen danken, dass Sie, liebe Jubilarinnen sich vor vielen Jahren auf den Weg gemacht haben, Gott in Ihrem Nächsten zu treffen. Danke, dass es Sie gibt und dass Sie unsere Gemeinschaft und die Welt durch ihr „Da-sein“ reicher gemacht haben.“