Ein spiritueller Impuls zum vierten Advent von Schwester Klara Maria Breuer
„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?“, klingt mir der Text eines bekannten Adventsliedes im Ohr. Nach Trost sehnt sich die Welt auch in unseren Tagen. So viel Untröstliches tritt uns entgegen, im persönlichen Leben in Beziehungskrisen, durch Krankheit oder Tod naher Menschen, wie auch in den durchgängigen Nachrichten von Kriegen, Gewalt, Unglücken und Katastrophen. Täglich in verschiedener Weise nahe ist uns der Krieg in der Ukraine mit seinen leidvollen Folgen und Geschichten von Flucht und Zerstörung.
Wo suche ich, wo suchen wir den „Trost“, der im Adventslied nicht abstrakt bleibt, sondern als Du angesprochen wird? Können wir es in unseren Tagen noch sagen, dass die Welt „all ihr Hoffnung“ auf diesen Trost setzt? Erscheint uns Gott nicht oft fern und schweigend angesichts dessen, was Leben mannigfach bedroht? Rechnen wir noch mit einem Gott, der in der Geschichte handelt?
Auch das Jahr 1622, als Friedrich Spees Adventslied „O Heiland, reiß die Himmel auf“ erstmals veröffentlicht wurde, hatte seine tiefdunklen Seiten. Es war die Zeit der Hexenverbrennungen. Hexenprozesse, Folter und Tötung unschuldig verurteilter Frauen, klagte der Jesuit Spee an.
„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“, fasste er seine Klage ins Lied. Dabei hat er Hoffnungsbilder alttestamentlicher Propheten eingewoben, wie sie uns bis heute im Advent begegnen. Diese prophetischen Bilder sprechen von Trost für das Volk im Dunkeln, von Licht, das aufstrahlt, von Wüsten, die zu blühen beginnen, vom Gerechten, der wie Tau auf die Erde kommt. Erreichen uns diese Bilder aus ferner Zeit noch?
Wenn ich keine Worte gegen den Schrecken unserer Tage habe, finde ich mein Fragen, Beten und Klagen in Spees Adventslied wieder: „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“: In diesen geliehenen Worten mit ihrer eindringlichen Melodie kann ich mein Bitten an das Du Gottes aussprechen.
Stellvertretend vermag ich meine Hoffnung auf diesen Gott zu richten, der in Jesus Mensch geworden ist. Das Gotteskind von Bethlehem wird zum Trost der ganzen Welt, nicht in äußerem Machtgebaren, sondern wehrlos offen für alle, die in ihm Leben und Hoffnung finden. Und die in seinen Spuren weitergehen, Unrecht beim Namen nennen, aufbauen und verbinden, die als Getröstete selbst zu Tröstenden werden.
Schwester Klara Maria Breuer SMMP