Ein Impuls von Schwester Klara Maria Breuer zu Allerheiligen und zur Seligsprechnung von Martha le Bouteiller am 4. November vor 30 Jahren
![Mit Kerzen gedenkt man am Allerheiligentag den Toten. Foto: SMMP/Achim Pohl](https://smmp.de/wp-content/uploads/2020/10/20141015-Erblast6-640x360.jpg)
Social Distancing: Dieses vor der Corona-Krise wenig genutzte Wort bestimmt derzeit unser aller Alltag. Abstand, Einschränkung von Kontakten im privaten und öffentlichen Raum und Hygienemaßnahmen sollen das Corona-Virus eindämmen, unser aller Leben schützen. Wie anders kommt mir angesichts dieser Situation die Botschaft von Allerheiligen entgegen. Statt soziale Isolierung zu beklagen, feiern wir an diesem Tag Verbundenheit in der großen Gemeinschaft „aller Heiligen“.
Diese Verbundenheit übersteigt Zeit und Raum. Sie reicht bis in die Ewigkeit. Das Fest Allerheiligen spricht mir zu: Wir leben nicht alleine. Vor uns haben Menschen ihre Krisenzeiten aus Quellen des Glaubens bestanden. Sie zeigen mir, wie es gehen kann: Dennoch die Hoffnung nicht zu verlieren. Dennoch diese Welt mit Gutem zu füllen. Schlicht und einfach. Wie viel Kraft liegt in scheinbar kleinen Gesten der Mitmenschlichkeit.
![Schwester Martha le Bouteiller im Cidre-Keller. Eine Darstellung von Gertrud Büscher-Eilert aus dem Bergkloster Bestwig.](https://smmp.de/wp-content/uploads/2020/10/20051122-martha-kruege-cmyk-2-244x320.jpg)
Eine in dieser großen Schar von Zeuginnen und Zeugen des Glaubens ist Martha le Bouteiller. Ihr Leben fällt in die Gründungszeit unserer Ordensgemeinschaft. Am 4. November 1990 wurde sie in Rom offiziell „selig“ gesprochen. Viele Schwestern und ihnen Nahestehende waren damals, vor 30 Jahren, live dabei. Dabei spielte sich Schwester Marthas Leben nicht in der Öffentlichkeit ab. Die Kellerräume der aus Ruinen wieder erbauten Abtei St.-Sauveur-le-Vicomte waren ihr Terrain. Hier flossen ihre Aktion und Kontemplation, ihr Gebet und ihre Arbeit zu einer Einheit zusammen.
Wie der Himmel über dem Alltag offenbleibt
In der Sorge um den täglichen Apfelwein, um das Wohl von Schwestern und Angestellten, wurde Marthas Leben zum Segen. Geschätzt waren ihr Gebet und Rat in schwierigen Anliegen. Schwester Martha ist eine von vielen bekannten und unbekannten Heiligen, die mir zeigen, wie der Himmel über dem Alltag offenbleibt.
![Einsam auf dem Land: Die Hütte, in der Schwester Marthas Vater André le Bouteiller seinen Webstuhl untergebracht hatte, in ihrem jetzigen Zustand. Foto: SMMP](https://smmp.de/wp-content/uploads/2020/10/20170619-La-Henriere-Weberhuette-2017-2-320x240.jpg)
Die Erinnerung an Menschen, die für ihre Zeit ein Licht waren, hilft mir, Social Distancing aus der Perspektive dieser stärkenden und ermutigenden Verbundenheit zu leben. Allerheiligen sagt mir: Es gibt mehr als diese sichtbare Welt. Oder, wie der große Glaubende Dietrich Bonhoeffer aus seiner Haft und angesichts drohender Hinrichtung bezeugt: „Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Sr. Klara Maria Breuer, Missionsprokuratorin der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel