70 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Einrichtungsbereichen trafen sich zum Einführungstag im Bergkloster Bestwig
„Der Spirit kam rüber. Und das ist wichtig, damit wir davon etwas weitergeben können“, sagt Silvia Kutsch. Die Betreuungspflegekraft aus dem Haus St. Josef in Heiden ist seit 15 Monaten bei der Seniorenhilfe SMMP beschäftigt und nahm am Dienstag an dem Einführungstag für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Einrichtungen und Dienste der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel im Bergkloster Bestwig teil.
Dieser Tag fand in dieser Form, einrichtungs- und geschäftsfeldübergreifend, zum ersten Mal statt. Die Konzeption war das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Schwestern und Mitarbeitern verschiedener Bereiche, die nach Möglichkeiten gesucht hat, den Austausch zwischen Ordensgemeinschaft und Beschäftigten zu intensivieren – angesichts einer kleiner werdenden Zahl von Schwestern, die sich aber bewusst entschieden haben, die Einrichtungen nicht abzugeben oder zu schließen, sondern weiterzuführen. Das soll gelingen, indem auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Auftrag der Ordensgründerin im Arbeitsalltag umsetzen und weiterführen.
Auch Michael Roth, seit Sommer 2018 Leiter des Berufskollegs Bergkloster Bestwig, ist das an diesem Tag noch einmal besonders bewusst geworden: „Ich hatte zwar schon das Heftchen zur Biografie der Gründerin Maria Magdalena Postel gelesen. Aber die Vorträge haben deutlich gemacht, wie stark sich ihr Auftrag bis heute durchzieht.“
Mit Willenskraft und Gottvertrauen
Nach der Begrüßung durch Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff und das Vorbereitungsteam führte Schwester Theresia Lehmeier zunächst in die Geschichte ihrer Gemeinschaft ein. Der Generalsekretärin imponiert an Maria Magdalena Postel besonders, dass sie schon als junge Frau genau wusste, was sie wollte: „Denn sie stammte aus armen Verhältnissen. Und deshalb war es nicht selbstverständlich, dass sie das Angebot der Benediktinerinnen von Valognes, wo sie zur Schule ging, ablehnte, in ihre Gemeinschaft einzutreten. Vielmehr entschied sie, in ihren Geburtsort Barfleur zurückzukehren und dort eine Schule für junge Mädchen zu errichten.“ Erst 30 Jahre später, mit 51 Jahren, gründete sie eine eigene Ordensgemeinschaft: Die Armen Töchter von der Barmherzigkeit.
„Diese Biografie beeindruckt mich als Lehrer besonders“, gibt Michael Roth zu –“und sie zeigt, was man mit Willenskraft erreichen kann.“
Schwester Theresia berichtete auch, wie Maria Magdalena Postel hoch betagt mit ihren Mitschwestern die Ruine der Benediktinerabtei St. Sauveur-le-Vicomte wieder aufbaute, um eine Heimat für ihre junge Gemeinschaft zu finden: „Noch wichtiger als die Steine dieses Bauwerks war ihr aber, dass alle ihre Mitschwestern lebendige Steine einer lebendigen Kirche sind.“ Und darin sehe die Ordensgemeinschaft bis heute einen Auftrag, aber auch eine Herausforderung.
Von der Jugendhilfe bis zum Seniorenheim
Wie vielfältig die Aufgaben in der Gegenwart sind, erläuterte Provinzökonomin Schwester Anna Maria Hovest. So ist die Gemeinschaft inzwischen in Bolivien, Brasilien, Mosambik, Rumänien und den Niederlanden tätig. Und in Deutschland reichen die vielfältigen Aufgaben vom Bergkindergarten über die Eltern-Kind-Einrichtung Julie-Postel-Haus und die gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos geführten Jugendsozialeinrichtung Manege in Berlin Marzahn bis zu Gymnasien und Berufskollegs; vom Mobilen Menüdienst über Tagespflegen, ambulante Dienste und Senioren-WGs bis zum Seniorenheim; von der Ergotherapeutischen Praxis bis zur Bildungsakademie für Therapieberufe. Und an vielen dieser Standorte arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SMMP-Servicedienste in den Küchen, dem Catering und der Reinigung.
All diese Geschäftsbereiche stellten sich nach den Vorträgen bei einem „Markt der Möglichkeiten vor“, auf dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Einführungstages nach Interesse weiter informieren konnten. Irmhild Padberg vom Berufskolleg Bergkloster Bestwig präsentierte beispielsweise das europäische Erasmus-Austauschprogramm an den vier Berufskollegs in Ahaus, Bestwig, Heiligenstadt und Menden.
Am Stand der Servicedienste erfuhr man, dass in den Küchen der SMMP-Einrichtungen täglich 1.500 Mahlzeiten zubereitet und ausgeliefert werden. Die Seniorenhilfe stellte das Konzept der sogenannten „Versorgungsketten“ mit ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten vor. Andreas Pfläging und Anje Hufnagel-Krapp erläuterten die Erfolgsgeschichte der Bildungsakademie für Therapieberufe, die mittlerweile 200 Auszubildende hat. Und Schwester Aloisia Höing und Schwester Johanna Guthoff standen Rede und Antwort zu den Fragen um das Leben der Ordensschwestern und die internationale Arbeit der Gemeinschaft.
„Das ist schon eine enorme Bandbreite“, staunt Tom Beil, Fahrer beim Ambulanten Menüdienst in Heiden. Und Ines Tribowski, Mitarbeiterin der ambulant betreuten Senioren-WG in Oelde, gibt zu: „Ich hatte keine Ahnung, dass das Angebot innerhalb der verschiedenen Einrichtungsbereiche Seniorenhilfe, Schulen und Therapie noch einmal so vielfältig ist.“
Charisma und Unternehmenskultur
Nach dem Mittagessen durften sich die 70 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alternativ für eine Klosterführung oder einen Klosterrundgang auf eigene Faust entscheiden. Und dann konnten sie einzelne Themen noch einmal in Workshops vertiefen: beispielsweise zur Frage, wie man das Charisma der Ordensgründerin mit der Unternehmenskultur verbindet, welche religiösen Formen in den Einrichtungen Anwendung finden, was die Ordensgemeinschaft in den anderen Ländern leistet oder welches Menschenbild uns prägt und welche Begabungen wir einbringen können. Es gab auch die Möglichkeit, sich kreativ zu betätigen oder musikalisch etwas einzuüben.
Zum Abschluss traf sich die große Gruppe zum Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche. Dort betonte Schwester Lucia Maria Schiefner, wie aktuell der Auftrag der Ordensgründerin bis heute sei: „Wir dürfen alle mitwirken an diesem Auftrag, die Jugend zu bilden, Arme zu unterstützen und nach Kräften Not zu lindern: ob das durch ein gutes Essen, ein sauberes Zimmer, die gute Betreuung eines Pflegebedürftigen, vielfältige Bildungsmöglichkeiten oder das Stärken der Persönlichkeit.“
Weitere Termine sind schon geplant
Anja Ahlers, die bei den Servicediensten am Standort Heiden beschäftigt ist, machte sich nach dem Tag zufrieden auf den Heimweg: „Der Tag hat sich gelohnt. Vieles ist jetzt konkreter geworden.“
Auch für 2020 sind schon drei weitere Einführungstage terminiert. Dazu werden die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihre Geschäfts- bzw. Einrichtungsleitungen eingeladen.