Intensive Herausgeber- und Redakteurstagung des Missionsmagazins kontinente im Bergkloster Bestwig
„Das Thema müssen wir aufgreifen“, sagt kontinente-Chefredakteurin Beatrix Gramlich. In seiner nächsten Ausgabe wird das Missionsmagazin ausführlich über den sexuellen Missbrauch von Priestern an Ordensschwestern berichten. Von Mittwoch bis Freitag trafen sich über 30 Delegierte der 28 Herausgeber aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederladen und Luxemburg zur Redakteurs- und Herausgebertagung im Bergkloster Bestwig. Sie begrüßten einhellig, dass sich die Redaktion dieser Problematik annimmt.
kontinente ist bekannt dafür, kirchenpolitisch Stellung zu beziehen, Entwicklungen der Globalisierung kritisch zu hinterfragen und in mutiger Weise aus Kriegs- und Krisenregionen zu berichten. Das geschieht auch in den Eigenteilen der verschiedenen Herausgeber. Jetzt beispielsweise aus Mosambik, das von dem Zyklon Idai heimgesucht wurde.
So haben die Afrikamissionare Weiße Väter in der am stärksten betroffenen Stadt Beira eine Niederlassung. „Natürlich werden wir in unserer kontinente-Ausgabe über die Folgen schreiben“, erklärt Pater Hans Schering. Auch die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel sind durch den Wirbelsturm betroffen. Zwar liegen ihre Standorte weiter nördlich, doch haben sogar in der Umgebung von Metarica und Nampula zahlreiche Familien aufgrund der starken Niederschläge und Überschwemmungen ihre Häuser verloren.
Im Mantelteil der aktuellen kontinente-Ausgabe 2-2019 greift das Magazin ebenfalls aktuelle Themen auf, die mit Klimawandel, Globalisierung, Armut und Migration zu tun haben. Zum Beispiel gibt es darin eine große Reportage über das Problem des Plastikmülls im Meer vor der Küste Manilas. Ordensleute versuchen dort Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.
Außerdem gibt es darin ein Interview mit der Ordensfrau Lea Ackermann von den Weißen Schwestern. Die Gründerin des Hilfswerkes Solwodi äußert ihren Unmut darüber, dass viele Frauen zur Prostitution gezwungen werden. Solwodi berät Frauen in 103 Ländern und versucht ihnen aus ihren Notlagen herauszuhelfen.
So wollen die Berichte nicht nur Missstände deutlich machen. Sie zeigen auch Perspektiven auf. Immer wieder geht es darum, wie Ordensgemeinschaften und kirchliche Hilfswerke positive Entwicklungen anstoßen oder begleiten.
Erst in Ausgabe 1-2019 ist in den Ausgaben aller Herausgeber ein großer Artikel über den Einsatz der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in den Armenvierteln der Stadt Leme in Brasilien erschienen. Dort helfen sie Jugendlichen und jungen Erwachsenen Schul- und Ausbildungsabschlüsse zu erreichen. Fehlende Bildung ist oft die Ursache für Armut und Unterdrückung. Über diese Stadtrandarbeit gibt es ein gemeinsam mit kontinente produziertes Video mit dem Titel Janetes Traum.
Missbrauch ist weltweites Thema
Jetzt ist der sexuelle Missbrauch von Frauen durch Priester zu einem weltweiten Thema geworden, mit dem sich die Redaktion auseinandersetzt. „Dazu werden bei uns sicher noch mehrere Artikel erscheinen“, kündigt Beatrix Gramlich an.
Nach der Ausstrahlung des Films Gottes missbrauchte Dienerinnen Anfang März 2019 beim Sender arte hätten sich viele Leserinnen und Leser bei der Redaktion gemeldet und darum gebeten, darauf einzugehen. „Engagierte Katholiken fühlen sich bis ins Mark getroffen. Das müssen wir einfach auffangen“, sagt Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des Missionswerkes missio Aachen, ebenfalls Mitherausgeber von kontinente.
In der nächsten Ausgabe erscheinen Stellungnahmen verschiedener Ordensleute, darunter die einer Frau, die von einem Priester vergewaltigt worden ist. Bereits 1996 wurde in den USA eine Studie erhoben, nach der weltweit 34.000 Ordensschwestern betroffen sind. Bei den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel sind derzeit keine Fälle bekannt.
kontinente will aber nicht nur den sexuellen, sondern auch den spirituellen Missbrauch von Schwestern und den Machtmissbrauch von Männern in der Kirche beleuchten. Das führt zu einem falschen Rollenverständnis: zum Beispiel, wenn eine Ordensfrau als promovierte Theologin gesandt wird, um einem Priester den Haushalt zu führen.
Ihrem Unmut über die fehlende Gleichberechtigung und Missachtung des Selbstbestimmungsrechtes macht die Gruppe „Ordensfrauen für Menschenwürde“ Luft. In der engagiert sich Schwester Susanne Schneider von den Missionarinnen Christi: „Deshalb bin ich der kontinente-Redaktion sehr dankbar, dass sie das Thema aufnimmt.“
Abschied vom Chefredakteur
Einer, der die Weiterentwicklung des kontinente-Magazins in den vergangenen sieben Jahren maßgeblich geprägt hat, ist Jobst Rüthers. Im Rahmen der Jahrestagung im Bergkloster Bestwig wurde der bisherige Chefredakteur in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolge tritt seine bisherige Stellvertreterin Beatrix Gramlich an.
Prälat Krämer, der als missio-Präsident auch Mitglied des geschäftsführendes Gremiums von kontinente ist, räumte ein, dass ihm der Weggang Jobst Rüthers als Pressesprecher von missio Aachen 2012 schwer fiel, sagt aber rückblickend: „Sie wollten wieder zurück in die journalistische Arbeit. Das war zu spüren. Denn dort hat ihr Herz am stärksten geschlagen.“
Das spiegle sich in der Entwicklung des kontinente-Magazins wider, das eine hohe Qualität hat. „Die ist uns durch die jüngste Leserbefragung im Herbst 2018 bestätigt worden“, so Krämer. In der Umstrukturierung der Redaktion und mit dem Relaunch des Heftes habe Jobst Rüthers große Herausforderungen gemeistert.
Mit einem kleinen Quiz ließ Beatrix Gramlich das prägende Wirken von Jobst Rüthers während der vergangenen Jahre auf unterhaltsame Weise Revue passieren.
Neuer Internetauftritt in Planung
Als nächstes will kontinente vor allem seinen Internet- und Online-Auftritt modernisieren und zu einer Plattform für international tätige Ordensgemeinschaften und Missionswerke werden. „Dieser Prozess eröffnet uns viele Chancen“, blickt Verlagsleiter Dr. Jochen Hillesheim optimistisch in die Zukunft. Zu dieser Strategie gehört auch die Realisierung von Newslettern für verschiedene Herausgeber. Damit werden auch die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel bald starten.
Die aktuelle Ausgabe des kontinente-Heftes 2-2019 der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel ist hier als E-Paper einsehbar. Für 14,95 Euro kann man das Heft abonnieren. Dann kommt die ganze Welt in einem Magazin sechsmal jährlich nach Hause.