Klaus Dieter Otte ermutigt Fachkräfte aus der Seniorenhilfe, Sichtweisen zu reflektieren
Zum Abschluss des Tages übergab Oxana Lammert aus dem Reginenhaus in Rhynern ihrer Kollegin Kirsten Laaser von den Martinus Ambulanten Diensten in Herten-Westerholt als virtuelles Geschenk ein Wellnesswochenende. „Das tut ihr gut. Entspannung ist in der Pflege so wichtig“, sagt die Wohnbereichsleiterin. Mit diesem Geschenketausch ging ein langer Tag zu Ende, bei dem 30 Fachkräfte aus der mittleren Führungsebene der Seniorenhilfe SMMP viel über ihre Persönlichkeit erfahren haben – und in dessen Verlauf ihnen bewusst wurde, wie wichtig es ist, seinen Kolleginnen und Kollegen auch mal Danke zu sagen.
„Wertschätzung ist enorm wichtig“, betonte Führungskräftetrainer Klaus-Dieter Otte. Er leitete den Tag zum Thema Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation im Rahmen des Rückenwind-Projekts „Binden. Bilden. Bewegen“. Damit will die Seniorenhilfe SMMP über drei Jahre die mittlere Führungsebene stärken, Fachkräfte binden und mehr Auszubildende halten. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Klaus Dieter Otte diskutierte mit den Fachkräften, wie man die Wirkung der eigenen Persönlichkeit besser einschätzen kann, ein effektives Feedback gibt, kritikfähiger wird oder den nötigen Abstand wahrt, um objektiv urteilen zu können.
Abstand wahren
„Kommen Sie mal ganz nah an mich heran“, bittet er die Fachkräfte aus der Seniorenhilfe – und schon bilden sie im Kapitelsaal des Bergklosters eine Menschentraube. „Jetzt sehen Sie nur noch ganz wenig von mir. Stehen Sie weiter weg, sehen Sie mich ganz. Auch meine Körperhaltung und was ich mit den Händen mache.“
Abstand zu wahren, sei in der Pflege nie einfach, weil man eng mit Menschen zusammenarbeiten müsse. „Und oft haben Sie mit Arbeitskolleginnen und -kollegen auch noch privat zu tun. Aber es ist nicht gut, wenn Sie Ihrer Vorgesetzten über den Gartenzaun die Meinung sagen“, so Klaus Dieter Otte.
Er mahnte dazu, in den Strukturen zu arbeiten, innerhalb dieser Strukturen aber auch innovativ zu werden. Die Beurteilungen, die sich die Fachkräfte im Zweiergespräch gegenseitig gaben, verrieten, dass die meisten Ordnung und Sicherheit lieben. „Das ist gut so“, sagte Otte – „aber gelegentlich ist es wichtig, neue Perspektiven zu suchen und Strukturen aufzubrechen: Raus aus dem Beton. Hinein ins Chaos.“
Beschreiben statt beurteilen
Wie sehr unser Denken und Urteilsvermögen konditioniert ist, machte Otte in mehreren Übungen deutlich. Als sich die Fachkräfte der mittleren Führungskräfte gegenseitig beschreiben sollten, beschrieben sie sich nicht, sondern beurteilten sich: „Du bist freundlich und aufgeschlossen“ oder „Du bist ruhig, weißt aber genau, was Du willst.“
Otte mahnte dazu, beim Feedback objektive Beobachtungen und Fakten von subjektiven Einschätzungen und Bewertungen zu trennen. „Für denjenigen, der Ihnen gegenüber sitzt, kann das sonst sehr irritierend sein.“
Und als der Dozent mit dem Beamer eine Reihung von Rechenaufgaben an die Wand warf, assoziierten die meisten Fachkräfte aus der Pflege sofort Dokumentation und Bürokratie. Anders Lukas Schrage, der im Controlling arbeitet. Er entdeckte sofort den eingebauten Rechenfehler: „17 plus vier ist doch gar nicht 22.“ Kein Zufall, weiß Otte. Jeder hat seine Sichtweisen. Umso wichtiger sei es, die auch mal zu verlassen.
Feedback strukturieren
„Ich fand das Seminar spannend. Ich hatte mir erhofft zu erfahren, wie ich mein Feedback besser strukturieren kann. Dazu habe ich einiges gelernt, sagt Svenja Rae, Pflegedienstleiterin im Seniorenzentrum Am Eichendorffpark in Oelde-Stromberg. Auch Monika Büker, Leiterin der ambulant betreuten Seniorenwohngemeinschaft im Haus Maria in Geseke, fährt zufrieden nach Hause. „Das war ein kurzweiliger Tag. Und ich kann davon einiges mit in die Praxis nehmen.“
Mit der Ebene der Betriebsleitungen hat dieser Workshop schon vor einigen Monaten stattgefunden. Gemeinsam sollen sich die Führungskräfte im weiteren Prozess darüber austauschen, was sie im Alltag verändern können. „Wir wollen nicht nur Input geben, sondern nachhaltig etwas verbessern“, erklärt Carina Rothfeld von der Stabstelle Unternehmensentwicklung der Seniorenhilfe SMMP. Angelegt ist das Programm Rückenwind bis 2020.