Schwestern feiern im Bergkloster Bestwig ihre Ordensjubiläen
Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow vergleicht das Ordensleben mit einem bunten Teppich, an dem Gott mitwebt. Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff nennt die Ordensfrauen, die schon seit Jahrzehnten nach ihren Gelübden leben und Gutes tun, Lebenskünstlerinnen. Gemeinsam gratulierten sie am Samstag im Bergkloster Bestwig den Jubilarinnen, die der Gemeinschaft bereits seit 25, 40, 50, 60, 65 und sogar 70 Jahren angehören.
„Zusammen sind das 1500 Jahre Ordensleben. 1500 Jahre, in der sie sich für andere eingesetzt haben“, unterstrich Pater Guido Hügen aus der Abtei Königsmünster in der Predigt des Festgottesdienstes. „Selbst wenn wir auf Wegen gehen, die nicht unbedingt Gottes Wege sind, ruft er uns beim Namen. Wie Maria am leeren Grab Jesu“, bezog er sich auf das Johannesevangelium.
Denn Ordensleben verläuft selten geradlinig Das berichten die Jubilarinnen, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken. Und das verdeutlichten auch Schwester Maria Thoma und Schwester Johanna.
Das Leben werde gewebt, und bei den Schwestern webe Gott daran mit, so die Generaloberin. Die Kettfäden gäben dem Teppich Struktur, auch wenn sie hinterher unsichtbar sind. Und die Führung des Schussfadens entscheide über Muster und Farben. „Dabei passieren auch Webfehler. Aber die sind ein Zeichen von Handarbeit.“ Und letztlich seien auch sie dafür mitverantwortlich, dass jeder Teppich einmalig sei.
Und Schwester Johanna betonte, dass gläubige Menschen – also auch die Ordensschwestern – Lebenskünstler seien. Im Duden sei der Begriff dadurch definiert, dass sie das Leben meisterten und in jeder Situation das Beste machten. Für Christen erweiterte Schwester Johanna die Definition wie folgt: „Lebenskünstler sind Menschen, die die Kunst beherrschen, das Leben aus dem Glauben heraus und mit Gottes Hilfe zu meistern.“
„Ich war MTA – Mädchen tut alles“
Zu diesen Lebenskünstlerinnen, die immer wieder auf Gottes Stimme hörten, gehört Schwester Gertrudis Büter. Sie entstammt einer kinderreichen Familie aus Ahaus. Von den elf Geschwistern traten vier einem Orden bei. Als sie die Berufsschule der Ordensgemeinschaft in Ahaus besucht hatte und die Handelsschule absolvierte, war ihre ältere Schwester Maria Gemma Büter schon als Missionarin in Brasilien tätig. Später folgte ihr noch Schwester Felicia Maria Büter, die heute – wie Schwester Gertrudis – im Bergkloster lebt. Ein Bruder trat bei den Steyler Missionaren ein.
49 Jahre lang gehörte Schwester Gertrudis zu dem Konvent in Gelsenkirchen-Resse. Dort arbeitete sie in vielfältiger Weise in der Gemeinde mit. „Ich habe immer gesagt: Ich bin MTA – Mädchen tut alles.“ Ob Kommunionvorbereitung, Pastoralarbeit, Mitarbeit im Schülerinnen-Wohnheim oder in der Krankenpflege. Gleichzeitig brachte sie mit der Gemeinde unzählige Pakete für Schwester Maria Gemma nach Braslien mit auf den Weg.
Rückblickend sagt die 92-Jährige: „Ich möchte kein Jahr missen und kein Jahr ändern. Oft genug habe ich Gottes Führung erfahren. Das macht mich glücklich.“
„Der Gedanke packte mich“
Gottes Ruf verspürte auch Schwester Edeltraud Maria Lauterbach häufiger in ihrem Leben: „Ich weiß noch genau, wie ich nach dem Besuch einer Abendmesse im Februar 1973 von dem Gedanken gepackt wurde, ins Kloster zu gehen.“ Bis dahin hatte sie noch nie ein Kloster von innen gesehen. Aber dieser Gedanke hat die gebürtige Bielefelderin nie mehr losgelassen. Vor 40 Jahren trat sie in die Gemeinschaft ein.
Aufgewachsen in der Diaspora, lernte sie bei ihrem Studium für die Gemeinde-Referentinnen-Ausbildung an der Katholischen Fachhochschule in Paderborn eine Ordensfrau aus dem Bergkloster Bestwig kennen. Der Kontakt war zunächst oberflächlich. Aber als es sie bei einem Gottesdienst während einer mehrtägigen Wanderung am Rhein entlang ein zweites Mal packte, suchte sie zu der Schwester das Gespräch. Und schon in der darauffolgenden Woche lernte sie Schwester Aloisia Höing kennen, die damals das Noviziat leitete. „Ich wusste: Im Kloster würde ich glücklich werden. Diese Überzeugung hat mich nie mehr verlassen.“
Lange arbeitete Schwester Edeltraud Maria nach ihrem Ordenseintritt in Bestwig als Gemeindereferentin in Löhne/Ostwestfalen und Kranenburg. Inzwischen gehört sie zum Konvent in Rotheburg-Lispenhausen, unterstützt Schwester Beate Wallbraun, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Ordensjubiläum feiert, aber an den Wochenenden beim Pfortendienst im Bergkloster Heilgenstadt.
Die Eucharistiefeier ist für Schwester Edeltraud Maria von zentraler Bedeutung: „Da finde ich immer wieder zu meiner eigenen Mitte.“ Ihr Verhältnis zu Gott nennt sie „Verliebt sein auf andere Art.“
„Lerne erst einmal einen Beruf““
Auch Schwester Verena Kiwitz erlebte während ihrer 60 Jahre in der Ordensgemeinschaft immer wieder Glücksmomente. An einen erinnert sie sich noch besonders intensiv: „Da saß ich im Büro, betrachtete das Bild von Sieger Köder von der Frau am Jakobsbrunnen und dachte: Wenn ich Gott doch auch einmal so nah sein könnte. Und auf einmal war es so.“ Vielleicht nur einen Augenblick lang – aber das sind die Momente, für die man besonders dankbar sein müsse – „man kann sie nicht beschreiben. Davon hat man nur wenige im ganzen Leben.“
So blickt die inzwischen 81-Jährige glücklich auf ein erfülltes Ordensleben zurück. Ihre Eltern haderten zuerst mit dem Gedanken, dass sie ins Kloster gehen wollte. „Mein Vater sagte: Werde erst einmal volljährig und lerne einen Beruf.“ Das tat sie und wurde Erzieherin. Dann hatte sie einen Freund: „Auch das war eigentlich gar nicht so schlecht“, schmunzelt sie. Aber als er von Heirat sprach, spürte sie wieder ein anderes Verlangen: Das, ins Kloster zu gehen. Dem Vater verriet sie es durch den offenstehenden Spalt der Küchentür. Er erwiderte nichts. 1957 trat Schwester Verena – damals noch in Geseke – in die Gemeinschaft ein.
Zunächst arbeitete sie in dem Kindergarten in Weseke, dann in Nordkirchen. Dort bekam sie Tuberkulose, was ihr später half, in der Kinderheilstätte Nordkirchen mit tuberkulose-kranken Kindern zu arbeiten. Dann wurde Nordkirchen eine „Heilstätte“ für behinderte Kinder. Schließlich arbeitete sie 33 Jahre lang als Erzieherin und Pastoralreferentin in Brochterbeck, ehe sie 2004 als Hausleiterin ins Bergkloster Bestwig kam.
Danach wollte sie kontemplativer leben und zog in den kleinen Konvent nach Lispenhausen. „Wirklich ruhig war es da aber auch nie“, sagt Schwester Verena. Inzwischen kann sie kaum noch sehen. Aber sie arbeitet immer noch im Garten und versucht mit einem Hilfsgerät auch ihrem größten Hobby weiter nachzukommen: im Sessel zu sitzen, klassische Musik zu hören und zu lesen.
„Konnte verbinden, was mir Freude macht“
Schwester Mirjam Grüßner gehört zu den vier Silberjubilarinnen und hat in den 25 jahren ihres Ordenslebens gewissenmaßen auch schon einen bunten Teppich gewebt. Ihre Eltern mochten den Gedanken, dass es sie ins Kloster zog, erst nicht nachvollziehen. „Aber schon bei meiner ersten zeitlichen Profess waren sie stolz auf mich“, weiß sie. Und sie freut sich schon darauf, wenn ihre Familie sie zu der Nachfeier der Jubiläen am kommenden Wochenende in Heiligenstadt besucht. Denn da lebt und arbeitet die gebürtige Gelsenkirchenerin jetzt.
„Meine Eltern wollten, dass wir drei Kinder studieren, dass aus uns etwas wird. Eigentlich schlug keiner den Weg ein, den sie sich für uns ausgemalt hatten. Aber jeder ist auf seine Weise glücklich geworden.“ Was Schwester Mirjam rückblickend am meisten fasziniert: „In den Phasen, wo es für mich schwierig war, bestärkten mich meine beiden Geschwister darin, meinen Weg weiterzugehen – obwohl sie wenig mit Kirche zu tun haben.“
Schwester Mirjam war direkt nach dem Abitur in die Gemeinschaft eingetreten. Sie hatte das Bergkloster durch die Kar- und Ostertage und Jugendtreffen kennengelernt: „Die begeisterten mich.“ Was sie beruflich machen wollte, war ihr dagegen noch unklar.
Schon während des Noviziats absolvierte sie mehrere Praktika. Eins davon in der gerade erst gegründeten ergotherapeutischen Praxis bei Schwester Maria Gabriela Franke in Arnsberg-Oelinghausen: „Dieser Beruf schien alles zu verbinden, was mir Freude macht: Der medizinische Teil, die Kreativität und das enge Zusammenarbeiten mit Menschen.“ Der Beruf war damals noch eher unbekannt. Und Schwester Mirjam erlebte so etwas Ähnliches wie eine zweite Berufung.
Sie ließ sich in Osnabrück zur Ergotherapeutin ausbilden, arbeitete lange bei Schwester Maria Gabriela mit und wurde 2005 von der damaligen Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung gefragt, ob sie in Heiligenstadt eine Praxis eröffnen wolle. Die leitet sie bis heute.
„Wenn ich auf die 25 Jahre zurückblicke“, sagt Schwester Mirjam, „dann kann ich voller Staunen und Dankbarkeit sagen, dass ich immer meinen eigenen Weg gegangen bin.“ So manches Mal müsse wohl ein Engel bei ihr gewesen sein. Die 45-Jährige wünscht sich, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Alle Jubilarinnen im Einzelnen:
70 Jahre Ordensleben
Aus Bestwig: Sr. Gertrudis Büter; aus Diestedde: Sr. Friederike Wiemann; aus Stromberg: Sr. Helena Josefa Klinke; aus Cochabamba/Bolivien: Hna Maria Catalina Molina;
65 Jahre Ordensleben
Aus Bestwig: Sr. Hermine Schneider und Sr. Lydia Maria Radke; aus Geseke: Sr. Anna Lucia Bomke, Sr. Maria Virgina Schütze und Sr. Maria Gabrielis Weische; aus Heiligenstadt: Sr. Zita Maria Heinevetter und Sr. Oda Hebestreit;
60 Jahre Ordensleben
Aus Bestwig: Sr. Maria Reinhilde Bodden, Sr. Edelwalda Kowalczyk, Sr. Ancilla Regina Langkamp; aus Heiligenstadt: Sr. Renata Maria Eckardt, Sr. Ancilla Regis Hiese und Sr. Amanda Maria Schiefelbein; aus Rotenburg/Fulda-Lispenhausen: Sr. Verena Kiwitz;
50 Jahre Ordensleben
Aus Heiligenstadt: Sr. Maria Lioba Monecke und Sr. Beate Wallbraun; aus Kassel: Sr. Margaretha Holtkamp; aus Schirmberg: Sr. Uta Borchard;
40 Jahre Ordensleben
Aus Heiligenstadt: Sr. Edeltraud Maria Lauterbach und Sr. Judith Maria Rheinländer
25 Jahre Ordensleben
Aus Bestwig: Sr. Laetitia Müller; aus Heiligenstadt: Sr. Mirjam Grüßner; aus Campinaas/Brasilien: Ir. Maria de Fátima Peres; und aus Leme/Brasilien: Ir. Elia de Lurdes Rosa.