Vor 25 Jahren gründeten die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel ihre Praxis im Kloster Oelinghausen
Vor 25 Jahren zogen die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in das Kloster Oelinghausen. Im März 1992 erhielten sie die Zulassung zur Eröffnung einer ergotherapeutischen Praxis. „Das war, soweit wir wissen, die erste Praxis dieser Art im Hochsauerlandkreis“, erinnert sich Schwester Maria Gabriela Franke. Jetzt feiert die Einrichtung, die mittlerweile elf Mitarbeiterinnen hat, mit verschiedenen Aktionen ihren Geburtstag.
„Nachdem die Mariannhiller Missionare das Kloster 1991 verlassen hatten, waren wir angefragt worden, hier die Wallfahrtseelsorge zu übernehmen“, blickt Schwester Maria Gabriela ein Vierteljahrhundert zurück. „Zu dieser Zeit suchten wir auch nach einem Standort für eine Ergotherapeutische Praxis. Und als wir diesen Ort hier sahen, war unser erster Gedanke: Das ist genau das, was wir dafür suchen“, erklärt die Leiterin der Praxis, die zuvor schon die ergotherapeutischen Abteilungen an zwei ordenseigenen Krankenhäusern in Herten-Westerholt und Nassau aufgebaut hatte. Schnell entwickelte sie mit der heutigen Provinzoberin der Ordensgemeinschaft, Schwester Johanna Guthoff, 1992 die Idee, Therapie und Seelsorge an diesem idyllisch gelegenen Ort miteinander zu verbinden.
Die Umgebung strahlt Ruhe aus
„Noch heute ist es so, dass die Patienten und auch die Angehörigen, die sie begleiten, hier zugleich Erholung erfahren“, weiß die Praxisassistentin Dorothea Valerius. Das Kloster strahle Ruhe aus, die Umgebung lade zu Spaziergängen ein. Das gleiche die weniger zentrale Lage aus. „Aber seit dem Jahr 2000 haben wir auch einen Standort in Freienohl. Der liegt dort seit 2013 sogar direkt am Bahnhof. Jemand, der auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, kann leicht dorthin zur Therapie kommen“, erklärt Schwester Maria Gabriela. Einen dritten Praxisstandort gibt es am Bergkloster Bestwig.
Ergotherapie fördert Kinder mit Entwicklungsstörungen und hilft Menschen mit Defiziten – etwa nach einem Schlaganfall – wieder in ein strukturiertes Leben zu finden. Das sind manchmal längere Prozesse. „Einige Patienten kommen über lange Zeit zu uns“ erklärt die Ergotherapeutin Danielle Lentzen. Sie bedürfen der Therapie über den Zeitraum der akuten Erkrankungsphase hinaus, um beispielsweise wiedererlangte Fähigkeiten auf Dauer erhalten zu können. Die ergotherapeutische Behandlung erfolge immer auf der Basis eines guten Vertrauensverhältnisses, und man sei nah an den Menschen. „Dabei ist das Schöne an diesem Beruf, dass wir diesen Menschen helfen, durch ihr eigenes Handeln zum Erfolg zu kommen.“
Ergotherapie war unbekannt
Vor 25 Jahren war Ergotherapie weitgehend unbekannt. „Damals mussten wir den meisten noch erklären, was das ist. Schon gar nicht kannte man die ergotherapeutische Arbeit mit Kindern“, sagt Schwester Maria Gabriela. Aber die Kontakte zu den Kinderärzten wurden schnell aufgebaut.
Den ersten Schwesternkonvent in Oelinghausen bildeten Schwester Maria Gabriela und Schwester Johanna gemeinsam mit Schwester Theresa Lehmkuhl, die als Küsterin arbeitete, und Schwester Seraphine Dreyer, die die Hauswirtschaft übernahm. Später gehörten auch Schwester Maria Irene Meiertoberend, Schwester Maria Michaela Essfeld und Schwester Mirjam Grüßner zu dem Konvent. Schwester Mirjam hat inzwischen eine weitere ergotherapeutische Praxis der Ordensgemeinschaft in Heiligenstadt in Thüringen aufgebaut.
Umzug in die benachbarte Scheune
Im Jahr 2000 zog die Praxis aus dem Kloster in die benachbarte, ehemalige Scheune ein. „Im selben Jahr stellten wir auch die erste Mitarbeiterin ein“, sagt Schwester Maria Gabriela. Heute gehören dem Team mit ihr elf Mitarbeiterinnen an drei Standorten an.
„Inzwischen ist die Ergotherapie wissenschaftlich anerkannt und etabliert“, freut sich die Ordensschwester. „Dagegen waren wir vor 25 Jahren noch ‚die Basteltanten‘“, erinnert sich die Ergotherapeutin Martina Horn – „Man sah uns vor allem als Beschäftigungstherapeuten, da wir in unserem Beruf auch viele kreativen und handwerklichen Techniken einsetzen.“ Heute seien nicht nur die Erfolge durch zahlreiche Studien evaluiert. Auch habe sich das frühere Bild von Ergotherapeuten verändert: Zum einen durch die viel größere Bekanntheit dieser Therapieform und ihre nahezu selbstverständliche Verordnung und Anwendung, zum anderen auch durch eigene Erfahrung vieler Patienten, die von der Behandlung profitieren konnten. Die Leistungen können über die Krankenkassen abgerechnet werden.
Zudem habe sich die Ergotherapie in den vergangenen 25 Jahren erheblich weiterentwickelt, weiß Schwester Maria Gabriela. Heute gehören zum Beispiel spezielles Konzentrationstraining, Soziales Kompetenztraining und Entspannungstechniken mit zum Angebot. Und die Klientel habe sich ebenfalls verändert. Vor allem bei den Kindern könne man eine Zunahme von Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten beobachten: „Sie wachsen heute anders auf: oft ohne Geschwister, mit alleinerziehenden Eltern, mit elektronischen Medien. Viele Defizite liegen in der sprachlichen Entwicklung, weil Korrektive fehlen“, so die Praxisleiterin. Das mache Ergotherapie umso wichtiger.
Freiwillige Zertifizierung
2012/2013 hatten sich die Ergotherapeutischen Praxen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Oelinghausen, Freienohl, Bestwig und Heiligenstadt freiwillig einen Zertifizierungsprozess durchlaufen und das das Zertifikat nach DIN EN IS0 9001:2008 erhalten. „Damit wurde die qualitativ hohen Standards unserer therapeutischen Maßnahmen von unabhängiger Seite bestätigt“, erklärt Schwester Maria Gabriela.
Im Laufe des Jahres soll das Jubiläum unter anderem mit einem Sommerfest für alle Patienten und ihre Angehörigen gefeiert werden. Auch ein Kindertrödelmarkt ist in Planung. Und gemeinsam bereiten die Schwestern, die Pfarrgemeinde und der Freundeskreis Oelinghausen ab August eine Ausstellung zur Geschichte des Klosters vor.