Schwester Franziska Lennartz feiert im Bergkloster Bestwig ihre erste zeitliche Profess
Der Spruch auf ihrer Professkerze lehnt sich an das Johannes-Evangelium: Ich habe Dich erwählt, damit Du Frucht bringst. „Manchmal erscheint mir das verrückt. Warum soll ausgerechnet ich erwählt sein?“, sagt Schwester Franziska. Doch fühlt sie sich nach wie vor berufen: „Sonst hätte ich diesen Weg nicht gefunden.“ Jetzt will sie ihn weitergehen. Deshalb legte sie heute im Bergkloster Bestwig ihre erste zeitliche Profess als Ordensschwester ab.
Vor zwei Jahren begann sie ihr Noviziat: „Natürlich gab es seitdem die eine oder andere Situation, wo ich ins Zweifeln geriet. Wo ich manches chaotisch fand. Aber ich habe mir immer wieder klar gemacht, dass es ja nicht nur mein Wille ist, diesen Weg zu gehen.“
Gleichzeitig hat die 26-Jährige seit dem April 2014 aber auch viel Ermutigendes erlebt: Sie lernte die verschiedenen Arbeitsbereiche der Schwestern kennen, erfuhr die Gemeinschaft der 70 Schwestern im Bestwiger Bergkloster als Bereicherung und vertiefte in vielen Gesprächen ihre Kenntnisse zur Geschichte und Spiritualität der Kongregation.
Über ein Praktikum im Jugendbüro des Bergklosters rückte sie mit in das Team für die Orientierungstage. Die gibt es im Bergkloster für die ordenseigenen und für externe Schulen. Meist sind die Schüler 15 Jahre oder älter.
Einsatz bei Orientierungstagen
„In diesen drei bis vier Tagen sollen die Jugendlichen die Möglichkeit haben, zu einem Thema zu arbeiten, das ihnen wichtig ist: etwa zu ihrer eigenen Identitätsfindung oder zur Klassengemeinschaft“, beschreibt Schwester Franziska die Intention. Für Klassen aus den ordenseigenen Schulen gehe es außerdem darum, den Orden kennenzulernen. Auch diese Aufgabe nahm Schwester Franziska gerne wahr. Nicht nur im Bergkloster, sondern genauso im Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus, wo sie einen der letzten Abschnitte des Noviziats verbrachte: „Da habe ich in Unterrichtsstunden das Ordensleben vorgestellt.“
Solche Herausforderungen nimmt sie gern an. Deshalb absolviert die studierte Religionspädagogin jetzt noch ein Fernstudium im Bereich Bildungswissenschaften: „Als Religionspädagogin finde ich außerhalb von Gemeinden wenig Betätigungsmöglichkeiten. Gern würde ich einmal in der Jugend- und Erwachsenenbildung arbeiten. Vielleicht hier im Kloster, vielleicht in einer anderen Einrichtung. Das wird sich ergeben.“
Außerdem lernt sie Orgel und Klavier. Schwester Maria Gregoria Kupper unterrichtet sie einmal wöchentlich. „Das macht mir inzwischen so viel Freude, dass ich jeden Tag ein bis zwei Stunden übe“, erklärt Schwester Franziska – und fügt hinzu: „Dann kann ich irgendwann vielleicht auch mal einen Gottesdienst an der Orgel begleiten.“
Dieses Hobby hat sie erst durch ihren Ordenseintritt für sich entdeckt. „So ergeben sich innerhalb der Gemeinschaft immer wieder neue Möglichkeiten“, erklärt sie. Deshalb blickt sie positiv auf ihr Noviziat zurück und optimistisch in die Zukunft. Und das, obwohl die Gemeinschaft kleiner wird: „Aber das ist nicht nur negativ. Denn dadurch ergeben sich neue Perspektiven, das Ordensleben mitzugestalten.“
International ist viel in Bewegung
Als junge Schwester ist sie nicht allein. Sechs Frauen sind seit 2010 in die Gemeinschaft eingetreten, zwei wieder ausgetreten. Die Phase bis zur Ewigen Profess dient dazu, sich des eigenen Weges in der Gemeinschaft zu vergewissern. Eine weitere Kandidatin beginnt im Sommer ihr Noviziat.
„Und international ist noch mehr in Bewegung“, weiß Schwester Franziska. Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, die zur deutschen Kongregation gehören, gibt es auch in Bolivien, Brasilien, Mosambik, Rumänien und den Niederlanden. „Früher waren die Länder in Südamerika und Afrika zum Teil unerreichbar. Wer in die Mission ging, hat sich für immer von seiner Heimat verabschiedet. Aber heute wächst die Welt zusammen.“ Deshalb freut sie sich auch auf den internationalen Austausch.
Als Zeichen der Profess erhielt sie heute Vormittag von Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow das Kreuz, einen Ring und den schwarzen Schleier. Ihr persönlich ist das Ordenskleid wichtig: „Wenn ich im Zug unterwegs bin, merke ich manchmal, dass die Leute über mich sprechen. Das stört mich nicht. Ich möchte als Schwester erkennbar sein. Und wenn mich jemand darauf anspricht, freut mich das besonders.“
Die Schüler bei den Orientierungstagen tun das ebenfalls. „Anfangs finden sie mich vielleicht etwas exotisch. Aber nachdem wir ein paar Tage miteinander verbracht haben, erlebe ich überwiegend Zuspruch und Anerkennung“, sagt Schwester Franziska. Auch das empfindet sie als Bestätigung für ihren Weg.