Schwester Klara Maria Breuer ging eine Etappe des Klima-Pilgerweges mit und verfolgt nun mit Spannung den Gipfel in Paris
Die Klimapilger sind am 28. November am Ziel ihres Marsches, in Paris, angekommen. Einige Etappen führten auch durch die Diözese Münster und das Erzbistum Paderborn. Noch lange nicht am Ziel eines internationalen Klimavertrags, der den CO2-Ausstoß drastisch reduziert, sind dagegen die 151 Staats- und Regierungschefs. Vom 30. November an bis zum 11. Dezember sind sie auf dem Weltklimagipfel in der französischen Hauptstadt versammelt.
Unüberhörbar ist die mahnende Botschaft von 1,78 Millionen Menschen, die die Petition für eine Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen unterzeichnet haben. Konnte der Globale Marsch für das Klima auch nicht, wie geplant, in Paris stattfinden, so machten sich am vergangenen Wochenende bei ca. 2.500 Events Menschen weltweit für Klimagerechtigkeit stark. Alleine in Melbourne gingen 60.000 Bürgerinnen und Bürger für „saubere Energie“ auf die Straße.
Teil der Welt umspannenden Aktivitäten zum Klimagipfel war auch der ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit. Etwa 7.000 Pilger waren ab September einen Tag, mehrere Tage oder gar die ganze Strecke von Flensburg bis Paris unterwegs. „Geht doch“ stand auf den mitgeführten Plakaten. Eine Botschaft, die zweifach zu verstehen ist: Als Einladung, mit den Füßen betend für einen wirksamen Klimavertrag einzutreten. Und als Aufforderung an die Politiker am Verhandlungstisch, entschieden Maßnahmen zu beschließen, die der bedrohlichen Erderwärmung entgegensteuern.
Einen Tag war ich auf dem Klimapilgerweg dabei. Etwa 100 Pilgerinnen und Pilger begaben sich am 16. Oktober auf die Etappe von Greven nach Münster. Zwei Klänge vom Aufbruch in Greven hallen in mir nach: Das volle Glockengeläut beim Auszug, nach dem Morgenimpuls in St. Martinus. Und der Schlag des Wegführers an den Pilgerstab, als Signal zum Losgehen. In Klang gefasste Botschaft: „Geht doch“.
Schmerzpunkte und Kraftorte
Es ging die Ems entlang und durch die Rieselfelder, als Landschaftsschutzgebiet ein „Kraftort“ auf dem Weg. Denn „Schmerzpunkten“ wie „Kraftorten“ galt auf den einzelnen Etappen das Augenmerk.
Rast gab es auf dem Weg und Menschen, die einfach unterstützend da waren. Wie zwei Ordensschwestern: „Unsere Gemeinschaft betet für die heutige Pilgeretappe. Wir vermögen leider nicht mehr selbst mitzugehen. Deshalb sind wir hierher, zur Zwischenrast gekommen“, bekundete eine der beiden. Zum Mittagessen standen die Türen des evangelischen Gemeindezentrums in Coerde offen, dampfte Suppe im Topf. Und wieder ging es nach der Rast nicht ohne einen spirituellen Impuls weiter, bis in die Stadt hinein gesammelt, schweigend, bei strömendem Regen.
Gesichter der Mitpilgernden bleiben mir vor Augen und Gespräche, die in der Erinnerung keine „Eintagsfliegen“ sind. Wie die Begegnung mit dem Pilger, der schon von Flensburg an dabei war und bis Paris gehen wollte.
Auf dem ökumenischen Klimapilgerweg mitzugehen bedeutete neben der politischen Botschaft: Anzuerkennen, dass es auch auf den persönlichen Lebensstil ankommt. Was da geht, erfuhr ich unterwegs zum Beispiel von einer Münsteraner Pilgerin, die auf einer großen Apfelplantage in der Region bei der Ernte mitgeholfen hat.
Ein Wort gab das andere, und so kam der Kontakt zum Straßenmagazin draußen ins Spiel. Inzwischen ist schon eine Geschichte über die mehrmalige Unterstützung von draußen-Mitarbeitern beim Äpfel-Sammeln in der Dezemberausgabe zu lesen. Aber nicht nur von Äpfeln, sondern auch von Stofftaschen, die als Alternative zu Plastiktüten genäht werden, hörte ich. Geht doch! Konkret, vor Ort, kreativ, mit Freude und gemeinsam.
Entschiedenheit und Kreativität
Großen Bahnhof gab es bei der Ankunft auf dem Prinzipalmarkt in Münster. Eine Bühne war vor dem Rathaus aufgebaut. Eine Band spielte, christliche, jüdische und islamische Vertreter gaben Statements für Klimagerechtigkeit ab. Und Viele waren trotz Regen da – am Straßenrand. „Geht doch!“ Wenn es hakt am Verhandlungstisch, wünsche ich den Vertreterinnen und Vertretern der Staaten etwas von der Stärke, Beharrlichkeit, Entschiedenheit und Kreativität der Klimapilger und all der anderen Klimaaktivisten, rund um die Erde.
Sr. Klara Maria Breuer, Missionsprokuratorin der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel