Wer in Bolivien eine Straftat begeht, wird im Gefängnis des Bezirks inhaftiert, in dem er die Straftat begangen hat. Und da sich in den Gefängnissen niemand um die Versorgung der Häftlinge kümmert, ziehen deren Familien gleich mit ein. Für die Kleinsten dieser Familien heißt das: Sie verbringen ihre Kindheit hinter Gittern. Für die Mädchen und Jungen ist das eine traumatische Erfahrung. Sie werden als Drogenkuriere ausgenutzt. Sie erleben Gewalt und sexuellen Missbrauch aus nächster Nähe. Oft werden sie selbst Opfer davon.
Weil Kinder nicht ins Gefängnis gehören
Wer einmal in einem dieser Gefängnisse war, weiß: Die Kinder brauchen dringend Hilfe. Sie gehören nicht ins Gefängnis! Deshalb holen wir in Boliviens viertgrößter Stadt Cochabamba die betroffenen Kinder so schnell wie möglich aus dem Gefängnis. Natürlich in Abstimmung mit ihren Eltern. Die Jungen und Mädchen finden eine neue Heimat in unserem Kinderdorf Cristo Rey. Zwei Psychologinnen, zwei Sozialarbeiterinnen und unsere liebevollen Hausmütter, die Tias, kümmern sich dort um das seelische und leibliche Wohl der Kleinen. Sie können spielen und zur Schule gehen. Und ganz wichtig ist es uns, dass der Kontakt zu den Eltern nicht abreißt. Das ist eine große Hilfe für die Kinder und ihre Eltern.
Cristo Rey ist ein echtes Zuhause für 180 Kinder
Seit 2008 unterhalten die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel das Kinderdorf „Aldea de Niños Cristo Rey“. In sieben Häusern mit je zwei Wohngruppen haben 180 Kinder ein neues Zuhause gefunden. Jede Wohngruppe wird von einer eigenen Tia umsorgt. „Ich habe erstmals ein Jahr erlebt, in dem kein Kind weggelaufen ist. Und das ist sicher auf die intensivere Betreuung der Kinder zurückzuführen“, sagt Petra Sadura, die Leiterin von Cristo Rey.