Zwölf Überwachungsplätze mit modernster Technik eingesegnet
Das technisch auf den neuesten Stand gebrachte und auf zwölf Plätze erweiterte Schlaflabor der Hufeland-Klinik Bad Ems soll ein bundesweites Referenz- und Schulungszentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin werden. Das betonte Werner Seifert, Prokurist des medizinischen Geräteherstellers Heinen und Löwenstein, vor rund 70 Mitarbeitern und Gästen bei der Eröffnung der neuen Station am Montagnachmittag.
Bundesweit gebe es 2000 Schlaflaborplätze und 20 Schlaf-Atem-Zentren: „Aber nur hier an der Hufeland-Klinik ist die Einrichtung eines bundesweiten Referenzzentrums perspektivisch möglich.“ Ein Vorteil ist sicher die Nähe des Geräteherstellers zu dem Krankenhaus. Entscheidend ist aber die Ausstattung dieses in Rheinland-Pfalz größten Schlaflabors, die es moderner nirgendwo gibt.
Kontinuierlich werden 20 Vitalwerte gemessen: ob Blutdruck oder CO2-Ausstoß. Eine Kamera erfasst sogar die Bewegungen des Auges. „Somit bietet die Station beste Voraussetzungen für die Weiterbildungen des Fachpersonals, Workshops und Schulungen mit den Patienten“, sagt die technische und organisatorische Leiterin des Schlaflabors, Kerstin Sprengart – das Potenzial sei groß.
Klinik investiert 150.000 Euro
Die Hufeland-Klinik hat für den Ausbau der Station 150.000 Euro investiert. Der Gerätepark wird zum Großteil bei Heinen und Löwenstein angemietet. Doch ist nicht nur die Technik auf dem neuesten Stand. „Der ganze Bereich ist jetzt viel wohnlicher. Die Wartezeiten wurden verkürzt. Es gibt viel weniger Apparaturen und Kabel. Mobile Screengeräte können sich die Patienten nun um den Hals hängen, womit sie beweglicher sind“, nennt die Leiterin Fortschritte. Und sie ergänzt: „Damit haben wir optimale Voraussetzungen dafür, dass die Patienten hier ihren Job tun können: denn sie sollen bei uns schlafen.“
Welchen Stellenwert die Schlafmedizin inzwischen hat, betonte der ärztliche Direktor und Chefarzt der Pneumologie, Dr. Klaus Kienast: „Als ich vor 30 Jahren studierte, hatte ich keinen einzigen Vortrag über Schlafmedizin gehört. Heute ist diese Disziplin ein zentraler Bestandteil der Neurologie, der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und der inneren Medizin, speziell der Pneumologie.“ Das Wissen in diesem Bereich habe während der vergangenen Jahrzehnte nicht linear, sondern exponentiell zugenommen.
Untersuchung bei Tagesmüdigkeit, Zähneknirschen und Schichtarbeiter-Syndrom
Als medizinische Leitzerin erläuterte Dr. Regina Dombo, was das Schlaflabor leistet: „Wir untersuchen und therapieren hier Ursachen schlafbezogener Atemstörungen, Tagesmüdigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, nächtlicher, motorischer Störungen wie Schlafwandel und Zähneknirschen oder die Folgen von Schichtarbeiter-Syndrom und Jetlags.“ Dabei stehe die Qualität der eigenen Ruhephasen in vielfachen Wechselwirkungen mit anderen Krankheiten: „Herzerkrankungen können Schlafstörungen verursachen, aber auch umgekehrt. Mit dem Diabetes Mellitus ist es genauso“, nennt die Ärztin Beispiele.
25 Prozent der Bevölkerung klagen über Schlafstörungen, für die vor allem zunehmender Stress, geringere und unregelmäßigere Schlafzeiten sowie mehr Licht verantwortlich seien. „Nach neuesten Studien sind ein Viertel aller Verkehrsunfälle in Deutschland auf Tagesmüdigkeit zurückzuführen“, verdeutlicht sie die Bedeutung der Schlafmedizin.
Das Labor leistet neben der genauen Diagnostik zu allen Tageszeiten Maskenanpassung, Einstellung auf medikamentöse Therapie und Schlafschulungen. Auch das Team wurde dafür erweitert. „Acht neue Mitarbeiterinnen sind während der vergangenen Monate dazugekommen, so dass wir jetzt zehn medizinische Fachkräfte und drei Verwaltungskräfte haben“, freut sich Kerstin Sprengart.
Schon auf Monate ausgebucht
Geschäftsführerin Schwester Johanna Guthoff dankte als Vertreterin des Trägers, der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, allen Beteiligten ausdrücklich „für das Gelingen dieses außergewöhnlichen Projektes.“ Wie der kaufmännische Direktor Stephan Stork ausführte, behandelte das seit Anfang der 90er Jahre bestehende Schlaflabor zuletzt 800 Patienten pro Jahr. Mit zwölf statt bisher acht Plätzen wird dieser Anteil steigen: „Für die nächsten Monate ist das Labor schon ausgebucht.“ Aber auch neue Behandlungsfelder kommen dazu.
Stephan Stork verwies ausdrücklich auf die gute Zusammenarbeit mit der Firma Heinen und Löwenstein während der vergangenen 25 Jahre. Denn Schlafmedizin betreibt die Hufeland-Klinik schon seit 1989. In Anwesenheit von Inhaber und Geschäftsführer Reinhard Löwenstein gab Prokurist Werner Seifert diesen Dank zurück: „Unser Kernziel ist es, unser Wissen zu erweitern und weiterzugeben. Dafür stehen wir gemeinsam.“
Bedeutend für die Region
Der Bürgermeister der Stadt Bad Ems, Berny Abt, freut sich darüber, dass das Schlaflabor der Hufeland-Klinik die High-Tech aus dem eigenen Ort beziehe: „Das ist sicher einmalig.“ Und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Josef Oster, betonte die Bedeutung für die Region: „In Bad Ems zählen wir 320.000 Übernachtungen pro Jahr. 80 Prozent davon fallen auf die fünf Kliniken. Das zeigt, wie wichtig dieses Angebot ist. Denn unsere Kliniken wollen immer besser werden. Das Schlaflabor ist ein gutes Beispiel dafür.“
Der Landtagsabgeordnete Matthias Lammert (CDU) sieht in dem Labor ein Zeichen dafür, dass „auch in ländlichen Regionen eine erstklassige medizinische Versorgung möglich ist.“ Und sein Landtagskollege Frank Puchtler (SPD) freut sich, dass die Einrichtung in diesem Haus bei aller technischen und menschlichen Qualität zusätzlich Gottes Segen erhalte. Den spendete abschließend Pater Peter Egenolf. Das tat er gern: „Denn erst vor wenigen Wochen wurde mein Vater hier behandelt. Und das mit großem Erfolg.“