Drei Krankenpflegerinnen aus Valencia freuen sich über neue Arbeit im Lahntal
Gegen das Strahlen im Gesicht von Vanessa Garcia Gomez kommt die Frühlungssonne in Nassau kaum an. „Wir sind so glücklich, dass wir hier als Krankenpflegerinnen anfangen dürfen“, sagt die 25-Jährige. Bis vor wenigen Wochen lebte sie in Valencia, wo sie keine dauerhafte Anstellung fand. Jetzt hat sie Arbeit in Deutschland.
Gemeinsam mit ihren Freundinnen Natalia und Yasmina hat sie den Sprung von Valencia ins Lahntal gewagt. Alle drei haben einen Vertrag am Marienkrankenhaus unterschrieben. „Wir freuen uns, dass sie hier sind“, sagt Pflegedirektorin Regina Mießler. Wissend, dass Fachkräfte für die Pflege in Deutschland schwer zu bekommen sind, ist sie erleichtert, dass es an den beiden Häusern der Katholischen Kliniken Lahn – der Hufeland-Klinik Bad Ems und dem Marienkrankenhaus in Nassau – dank der drei Spanierinnen jetzt weniger Vakanzen gibt.
Genossenschaft gegründet
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel beteiligen sich als Träger des Klinikverbundes und weiterer Einrichtungen an einer Genossenschaft katholischer Träger in Deutschland, die Pflegekräfte aus Spanien für ihre Einrichtungen rekrutieren. „Wenn die Genossenschaft ihren Bedarf angemeldet, absolvieren die auswanderungsbereiten Spanierinnen und Spanier einen Grundkurs in deutscher Sprache mit zertifiziertem B2-Abschluss“, erläutert Regina Mießler das Prinzip.
Das Marienkrankenhaus bot an, von den 20 ersten Pflegefachkräften, die über diesen Weg nach Deutschland kommen, drei zu übernehmen. Und da die drei spanischen Freundinnen zusammenbleiben wollten, kam ihnen dieser Wunsch sehr entgegen. Da konnten auch Köln, Düsseldorf und Wuppertal nicht mit Nassau konkurrieren.
„Wir wurden hier wunderbar aufgenommen“ sagt Schwester Natalia. Und dadurch, dass es gar nicht so weit bis zum Frankfurter Flughafen sei, bliebe die Familie in Valencia immer erreichbar. „Ohnehin haben wir über das Internet und Handy regen Kontakt“, fügt die 23-Jährige an.
Auch die Patienten begegnen den Spanierinnen mit großer Offenheit. „Gerade die älteren Menschen, die wir hier im Marienkrankenhaus vornehmlich behandeln, sind sehr aufmerksam und neugierig. Sie wollen natürlich wissen, was die jungen Spanierinnen nach Deutschland zieht“, beobachtet Regina Mießler.
Wirtschaftskrise zieht Pflegekräfte nach Deutschland
Der Grund ist denkbar einfach: Die Arbeit. „In Spanien haben wir nach unserer Ausbildung keine feste Anstellung bekommen“, sagt Schwester Vanessa. Examinierte Krankenpflegerinnen haben dort sogar eine akademische Ausbildung, die vier Jahre lang dauert. „Aber die Wirtschaftskrise hat sich auch im Gesundheitssektor bemerkbar gemacht. Und erfahrene Pflegekräfte, die in unserem Vermittlungssystem schon mehr Punkte im Berufsleben gesammelt haben, sind begehrter.“ Viele junge Menschen suchten deshalb Arbeit im Ausland.
Für Vanessa, Natalia und Yasmina ist das die Chance auf einen Neuanfang. Noch wohnen die drei im Gästehaus des Schwesternkonventes neben dem Krankenhaus. „Aber irgendwann wollen wir hier auch eine eigene Wohnung und ein Auto haben“, blickt Vanessa nach vorn. „Wir verstehen die Sprache schon gut. Das Sprechen lernen wir vor allem jetzt im Alltag“, sagt Schwester Natalia.
„Ich vermisse die Blutabnahme“, sagt Schwester Vanessa und Kolleginnen stimmen ihr zu. Denn so etwas machen in Spanien die Krankenschwestern und -pfleger, in Deutschland dürfen das aber nur Ärzte und Arzthelfer. „Aber dafür sind die Patienten hier viel selbstständiger“, hat Schwester Yasmina schon festgestellt. In Spanien sei der Alltag stärker reglementiert: „Hier dürfen Patienten sich freier bewegen und auch schon mal in die Cafeteria gehen und einfach ein Stück Kuchen essen. Das wäre in einem Krankenhaus bei uns nicht denkbar.“
Und noch etwas empfinden die drei Spanierinnen als äußerst angenehm: „Der Winter ist hier gar nicht so kalt wie man erzählt.“ Dass das nicht immer so sein muss, haben ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Marienkrankenhaus allerdings schon erzählt.