Winfried Meilwes über Erfahrungen bei SMMP und 40 Thesen zur Führungskultur
„Der Spagat zwischen wirtschaftlichem und inhaltlichem Erfolg wird immer schwieriger“, weiß Winfried Meilwes. Erst recht für einen kirchlichen Träger, der klare Ansprüche an den Umgang mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellt. Der Diplom-Sozialpädagoge ist neben seiner Tätigkeit für die Missionszentrale an vielen Prozessen der Personalentwicklung in den Einrichtungen und Diensten der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel beteiligt. Seine Erfahrungen hat er jetzt in ein Buch eingebracht, das am Rande der Leipziger Buchmesse am 15. März offiziell vorgestellt wird.
Der 55-jährige arbeitet seit 13 Jahren bei SMMP. Zuerst war er Verlagskaufmann. Nach seinem Pädagogik-Studium bildete er sich berufsbegleitend zum systemischen Organisationsentwickler und Karriereberater weiter. Acht Jahre lang war er Leiter des Servicebereiches Projekt- und Personalentwicklung bei SMMP, bevor der Schwerpunkt seiner Tätigkeit zur Missionszentrale überging. Diese Qualifikation und seine Erfahrung lehren ihm: „Je höher die Identifikation mit dem Arbeitgeber und den eigenen Aufgaben, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich eine hohe Qualität einbringen kann.“
Diese Erkenntnis klingt nicht spektakulär, doch für die Praxis weiß Winfried Meilwes daraus seine Folgerungen abzuleiten: „Wenn eine Führungskraft zum Beispiel keine Ideen mehr hat, wird es Zeit für sie weiterzuziehen. Das melde ich dann auch in persönlichen Gesprächen zurück.“ Weiterziehen müsse aber nicht bedeuten, den Arbeitgeber zu wechseln – „das kann auch eine neue Aufgabe in derselben oder einer anderen Einrichtung sein.“ Solche Veränderungen hat der Sozialpädagoge in seiner eigenen Biografie auch immer wieder gewollt und erfahren.
„Man muss die eigenen Beschäftigten im Blick behalten“
Sein Merksatz für die Arbeit mit leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ebenfalls eine Schlussfolgerung aus diesem Wissen: „Es ist nicht nur wichtig, neue Führungskräfte zu gewinnen, sondern auch, sie zu behalten, sie zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie gesund bleiben.“ Hier werde der Spagat bei einem christlichen Arbeitgeber, der einem Leitbild folgen und gleichzeitig wirtschaftliche Herausforderungen meistern will, am deutlichsten. Er mahnt: „Wenn in unseren Leitlinien steht, dass wir uns den Menschen zuwenden wollen, müssen wir auch die eigenen Beschäftigten immer im Blick behalten.“
Für Führungskräfte gelte das umso mehr, da sie das für ihre Bereiche ebenso erkennen und umsetzen müssen: „Jede Führungskraft ist ein wichtiger Botschafter für die Ordensgemeinschaft.“
Die Identifikation mit dem Arbeitgeber sieht er dabei weniger als Herausforderung. Die weit gefächerte Arbeit in den verschiedenen Bereichen, das internationale Engagement auf drei Kontinenten und die spannende Geschichte der Ordensgemeinschaft biete alles, um das Charisma der Gründerin mit Begeisterung weiterzutragen. „Ich bin 100-prozentig überzeugt, dass der Kernauftrag der Gemeinschaft heute aktueller ist denn je. Eigentlich läuft die Zeit für uns, nicht gegen uns.“ Das bezieht er vor allem auf die weltweite Bildungsarbeit: „Bildung ist ein Türöffner. Mit diesem Auftrag sind wir bis heute nah an den Bedürfnissen der Zeit.“ Das zeige der breite Zuspruch bei christlichen Schulen in Deutschland ebenso wie die Entwicklung verwaister, misshandelter oder traumatisierter Jungen und Mädchen in den Kinderdörfern in Bolivien. Zudem sei die Weiterbildung auch in der Seniorenhilfe und Gesundheitshilfe ein großes Thema.
„Deshalb arbeite ich gerne bei SMMP“, sagt Winfried Meilwes und hofft, dass es den meisten der über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so geht. Dass nicht alle zufrieden sind und manche sehr viel aushalten müssen – vor allem diejenigen, die große Verantwortung tragen – weiß er aus Coachings und Organisationsprozessen. Dann versucht er seine Erfahrungen einzubringen.
„Anerkennung ist eine starke Währung“
Einige davon hat er jetzt auch in ein Buch eingebracht, das er gemeinsam mit dem Leipziger Psychologen und Organisationsberater Karten Funke-Steinberg herausgebracht hat. Unter dem Titel „Führungskultur: Diener dreier Herren“ – gemeint sind Kunden, Mitarbeiter und Kapitalgeber – arbeiten die beiden Autoren ihre Erfahrungen in 40 Thesen für die tägliche Praxis auf. Zum Beispiel diese: „Führungskräfte sollten für ihre Entbehrlichkeit sorgen. Doch gerade davon fühlen sie sich bedroht“ oder „Anerkennung ist eine starke Währung.“
Winfried Meilwes sagt: „Diener dreier Herren ist kein wissenschaftliches Werk über Führung, auch kein Methodenkoffer. Unser Anliegen ist ein anderes. Wir möchten mit unseren Thesen Führungskräfte und auch diejenigen Menschen, die vielleicht auf dem Weg dorthin sind, zum Nachdenken und auch zum Schmunzeln über die eigene Rolle anregen.“ Die witzigen Illustrationen des Grafikers Ulrich Hoepfner helfen dabei.
Der Diplom-Sozialpädagoge sieht das Buch als „Zwischenruf in die Führungslandschaft. Und zwar dahingehend, dass wir Führung immer als Dienstleistung verstehen und unser Handeln an ethischen Prinzipien zu orientieren aber auch zu verantworten haben.“ Die ersten Reaktionen im Fachpublikum fallen positiv aus. „Ein Buch, das Lust auf Führung macht“, schreibt Alfons Maurer, Vorstand der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung in Sindelfingen. Und Dr. Wolfgang Loos, einer der führenden Führungskräfte-Coaches in Deutschland, urteilt: Diese „einzigartig ermunternde Einfachheit und Klarheit der Aussagen“ befinde sich auf dem „top-aktuellen Stand des methodischen Führungswissens.“ Offiziell vorgestellt wird das Buch am Rande der Leipziger Buchmesse am Samstag, 15. März, um 10.30 Uhr in der evangelisch-lutherschen Kirchengemeinde St. Thomas.
Winfried Meilwes selbst gibt die zweijährige Arbeit an diesem Buch ebenfalls einen neuen Blick auf seine Aufgaben bei SMMP. Ob als Referent für die Missionszentrale zur Vernetzung der internationalen Arbeit oder als Berater bei den Einrichtungen in Deutschland. 2014, das weiß er jetzt schon, wird wieder ein spannendes Jahr. Und Ideen hat er noch genug.