
Er hat schon ein wenig Größe, dieser letzte Sonntag im Kirchenjahr. Er drängt zum Zurückschauen auf das Vergangene. Was und wer hat dieses Jahr geprägt? Welche Höhen und Tiefen gab es? Welche Menschen und Begegnungen trage ich im Herzen?
Warum ist ausgerechnet dieser Tag mit einem solch sperrigen Namen gesegnet: Christkönig?
Nur schwer finde ich Zugang zu diesem Wort und noch viel mehr zum Sinn dahinter.
Einen König kenne ich aus Klatschzeitschriften, vom Schützenfest und aus alten Märchen.
Bin gerade unterwegs und besuche am Vorabend einen Gottesdienst in der Stadt, an der Eingangstür sitzt wie so oft irgendein Bettler. Eigentlich drücke ich mich lieber an ihm vorbei, aber er lacht mich breit an, so dass ich seinen Blick erwidern muss. Entschuldigend sage ich, dass ich kein Geld dabei habe, er sagt, dass er keines will.
„Ja, und was wollen Sie?“
„Ich bin einfach gerne hier, du nicht?“
Kurz vorher war ich noch beim Bilanzieren meines Jahres und von Christkönig weit entfernt.
Doch am letzten Sonntag des Kirchenjahres sagt dieser Mann einfach: „Ich bin gern hier.“ War bestimmt nicht seine Absicht, mich so schonungslos aus den großen Gedanken herauszuholen.
Ich lasse das Fragen im Kopf und komme wieder im Leben an. So wie dieser Christkönig, auf jeden Fall wie dieser Mann an der Tür. Klingt gar nicht schlecht: „Bin gern hier“. Weder zu groß noch zu klein für den Augenblick.
Sr. Ruth Stengel