Vor- oder Nachsilber das ist hier die Frage. Nein, es ist keine Frage mehr, mittlerweile heißt es „Vor- und Nachsilber“. O.K, nochmal langsam. Typisch klosterinterne Fachsprache, für Ohren ohne Schleier einfach fremdartig. Dabei ist die Sachlage ganz klar. Alle Schwestern, die noch nicht das Goldene Ordensjubiläum (50 Jahre) gefeiert haben, fallen unter diese Kategorie. Ich gehöre damit noch zu den Vorsilbernen und wenn man es ganz genau nehmen will, tummle ich mich mit einigen Mitschwestern zwischen der ersten und ewigen Profess. Oh, ich schweife ab in Erklärungsversuchen. Eigentlich wollte ich ja über „Vor- und Nachsilber“ schreiben.
Zweimal im Jahr treffen sich nämlich die jüngeren Schwestern aus verschiedenen Himmelsrichtungen im Bergkloster. Mittlerweile sind die Vor- und Nachsilbernen zusammen, ohne „oder“. Das ist richtig gut so!
Das letzte Treffen hat mich bewegt, es war wie eine Spurensuche zu den Wurzeln unserer Gemeinschaft. Spuren machen neugierig, sie führen zu ungeahnten Orten und Überraschungen, sie machen Lust auf Entdeckungen. Dabei waren die Fragen und Themen des Tages keine leichten, wie geht es mit uns weiter in der Zukunft, immer weniger Schwestern für immer mehr Aufgaben, Wirtschaftlichkeit gegen geistliches Leben?
Da wird mein Schritt schon mal schwer.
An diesem Tag waren meine Schritte nicht schwer, trotz gewichtiger Themen. Weil ich Neugierde spüren durfte, weil ich gemeinsames Suchen und Schweigen erlebt habe und weil wir nicht alle Probleme auf einmal lösen wollten. Bei der Spurensuche zählt einzig und allein das Losgehen mit möglichst leichtem Gepäck. Ich bin gespannt, wie es mit den Vor- und Nachsilbernen weitergeht. Und für die Fachsprache könnte man derweil ein Wörterbuch entwerfen.
Sr. Ruth Stengel