18-köpfige Gruppe pilgert von Heiligenstadt bis zur Abtei St. Sauveur-le-Vicomte
Vor drei Jahren sind sie am Bergkloster in Heiligenstadt gestartet. In jedem Sommer legen sie an acht Tagen rund 150 Kilometer zurück: Jetzt haben die 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Pilgerweges unter der Überschrift „Unterwegs im Vertrauen“ die belgische Grenze überschritten. 2016 wollen sie das Ziel in der Normandie erreichen: Den Ursprungsort der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, die Abtei St. Sauveur-le-Vicomte.
Diesmal war die große Hitze eine besondere Herausforderung. „Aber es ist fantastisch zu erleben, wie sich die Dinge fügen und wie wir gemeinsam vorankommen“, sagt Schwester Maria Elisabeth Goldmann. Sie begleitet die Gruppe gemeinsam mit Schwester Lucia Maria Schiefner. Auf die fünfte Etappe begeben sich die Pilger vom 18. bis 28 Juli 2014.
Schwester Lucia Maria fasst ihre Erfahrungen wie folgt zusammen:
Unterwegs im Vertrauen
bereits das vierte Jahr
dem Ziel entgegen
gespannte Gesichter beim Ankommen
wie es wohl werden wird
viele neue Gesichter und viele bekannte
freudiges Wiedersehen in Kornelimünster
Ein neuer Aufbruch
unterwegs auf den alten Pfaden der Jakobspilger
Aachen entgegen und weiter
über Val Dieu, Embourg, Huy, Namur nach Dinant.
Aufbruch aufs Neue
jede/r für sich und gemeinsam
in eigenen Anliegen
stellvertretend für andere
gesammelt in einem Säckchen
das sich im Gehen des Weges füllt
viele nehmen wir mit auf den Weg
Und einer geht mit
Gott selbst
wie in dem Bild von Janet Brooks-Gerloff „Unterwegs nach Emmaus“
Der Aachener Dom beeindruckt in seiner kaiserlichen Pracht
Steine, die von der Geschichte erzählen können
vom Geist des Gebetes unzähliger Pilger
seit mehr als tausend Jahren
ebenso der Wallfahrtsort La Chapelle
die Kirche in Huy und Dinant
Wir überschreiten die Grenzen
von Deutschland nach Belgien
vom Ich zum Du
die Grenze des Vertrauten
mitunter auch der Bequemlichkeit
des Anspruchsdenkens
des Körpers
oder der Zumutbarkeit
Quartiere können sehr verschieden sein
Das Gästehaus der Franziskanerinnen
sie sind sehr um uns bemüht
ungläubige Blicke der Gastgeberinnen,
weil wir das Matratzenlager bequemen Betten vorziehen
Das Gruppenquartier
erinnert eher an den Stall in Octeville
verlangt dem Vortrupp alles ab
damit, bis wir eintreffen, selbst die Spuren
des explodierten Staubsaugers beseitigt sind
Ein ehemaliger Karmel
bewohnt von der Gemeinschaft Chemin Neuf
uns erwarten Einzelbetten und
ein bestellter deutschsprachiger Priester,
der uns mit guten Gedanken auf den Weg schickt
Eine Pfarrei, in der außer dem verreisten Pfarrer
niemand weiß, dass wir kommen
in der Verzweiflung des Vortrupps
fügt es sich, dass der Küster des Weges kommt
Pfarreiräume unter der Kirche
betreut von der Gemeinschaft Emmanuel
mit einer kleinen Krypta
Ort der Anbetung und Stille für uns
Und das Gruppenquartier der Jugendherberge
dem krönenden Schluss
inzwischen sind wir schon einiges gewohnt
der Abschlussabend im Freien entschädigt
Belgien, ein schönes Land
schattige Waldwege, sonnige Straßen
erfrischende Kühle in den Kirchen
lange Gespräche und Zeiten des Schweigens
herzliche Begegnungen am Wegesrand
Dankbarkeit für kühles Leitungswasser
viel Gastfreundschaft, die uns geschenkt wird
schmerzende Füße und Blasen
Ankommen unter einem dreifachen Regenbogen
und die Freude, erwartet zu werden
Wer sich auf Einfachheit einlässt
entbehren kann, was sonst so wichtig scheint
sich überraschen lassen und
annehmen kann, was kommt
der wird beschenkt
der wird aufmerksam für Kleinigkeiten
der wird dankbar
und Dankbarkeit im Herzen macht zutiefst froh
Text: Sr. Lucia Maria Schiefner
Fotos: Anja und Frank Hesse