Schwester Maria Virgina Schütze wurde heute für ihr langjähriges soziales Engagement in Menden das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Landrat Thomas Gemke, selbst einer ihrer ehemaligen Schüler vom Walburgisgymnasium, überreichte die Auszeichnung im Namen des Bundespräsidenten.
Von 1974 bis 1997 war Schwester Maria Virgina Schulleiterin des Walburgisgymnasiums in Menden und, wie Bürgermeister Volker Fleige betonte, „eine Institution“.
Nach ihrem Abschied vom Schuldienst folgte sie einem Vorschlag von Generaloberin Schwester Aloisia Höing und engagierte sie sich im Hospizkreis Menden e.V. bei. Sie machte erst einmal ein Praktikum bei der Gründerin des weltweit ersten Hospizes, Cicely Saunders, in London und den USA. Dort erwarb sie Erfahrungen mit der palliativen Versorgung Sterbender, die sie in die Arbeit des Hospizkreises Menden einbrachte.
Von 1999 bis 2006 war Schwester Maria Virgina im Vorstand des Vereins tätig, von 2001 bis 2003 war sie auch dessen Vorsitzende. Unter ihrer Leitung fand 2002 eine der größten und inhaltlich bedeutendsten Veranstaltungen in der Geschichte des Hospizkreises statt: Über 300 Personen nahmen an einem Trauerseminar des renommierten Trauerforschers und Psychologen Jorgos Canacakis teil.
Eigene Vorstellungen und Regeln
Schwester Maria Virgina führte auch die regelmäßige professionelle Supervision im Hospizkreis ein. Die strengen Regeln, die die Sterbebegleiter vor Überlastung schützen sollten, wollte sie für sich aber nicht gelten lassen, wie sich Wilderich von Boeselager in seiner Ansprache im Namen des Hospizkreises erinnerte. Sie habe nicht immer nur einen Sterbenden begleitet, sondern auch mal fünf oder sechs gleichzeitig, und die üblichen Pausenzeiten für Stebebegleiter habe sie auch nie in Anspruch nehmen wollen. „Wir sagten im Supervisionskreis: Die Regeln sind für alle verbindlich, außer für Maria Virgina.“
Boeselager kannte Schwester Maria Virgina schon aus 13 Jahren in der Schulpflegschaft, wo es ihr, wie er sagte, immer nur darum ging, ihre Vorstellungen demokratisch durchzusetzen.
Auch das Thema AIDS hat sie bereits zu einer Zeit ins Bewusstsein geholt, als die meisten in Menden es noch nicht für relevant hielten, so Boeselager.
Mit Vorträgen und Diskussionen über die Anliegen der Hospizbewegung engagierte sie sich für eine bewusstere Wahrnehmung von Sterben, Tod und Trauer in der Öffentlichkeit.
Nachdrücklich setzte sie sich auch für Abschiedsfeiern von Verstorbenen ohne bestattungspflichtige Angehörige ein. Das von ihr entwickelte harmonische und würdige Konzept für Sozialbestattungen wurde inzwischen bundesweit von vielen Gemeinden übernommen.
Schwester Maria Virgina trug in besonders hohem Maße dazu bei, ausländische Gastschülerinnen und –schüler und Schüler an der Schule aufzunehmen und in die Schulgemeinschaft zu integrieren. Von 1999 bis 2012 betreute sie Austauschschülerinnen und –schüler des Rotary Clubs Menden, gab ihnen nicht nur Sprachunterricht, sondern stand ihnen auch als Ansprechpartnerin für Probleme aller Art zur Seite. Sie gab Lebenshilfe, tröstete, schenkte Mut und vermittelte bei Ausflugsfahrten deutsche Geschichte.
Christina Petrich, die heute selbst am Walburgisgymnasium unterrichtet und vor 40 Jahren bei Schwester Maria Virgina Abitur gemacht hat, erinnerte sich daran, dass sie damals mehr gelernt hat, als auf dem Lehrplan stand: „Sie vermittelten Werte, in dem Sie sie selbst vorlebten.“
„Es war viel von Dank die Rede“, sagte Schwester Maria Virgina zum Ende der Feierstunde, „aber ich habe am allermeisten zu danken: für die Leute mit denen ich gearbeitet und mit denen ich mich fortgebildet habe und auch für die vielen jungen Leute, die so offen auf eine alte Nonne zugegangen sind.“