„Kaffee, Tee oder kalte Getränke?“
Heute habe ich es ihr endlich auf der Zugfahrt gesagt. Sie hat eine unglaublich freundliche Art, Erfrischungsgetränke und Snacks im Zug anzupreisen. Es gibt wohl keinen Satz, den sie öfter sagt in ihrem Alltag. Ich frage mich, mit welcher Mimik und Gestik ich wohl Tag für Tag mit dem Snackwagen durch diese Regionalbahn schieben würde.
Das immer Gleiche sagen, die immer gleichen Wege gehen, obwohl man von den meisten Reisenden entweder schlicht ignoriert oder das Angebot freundlich bis unwirsch abgelehnt wird.
Ihren Satz habe ich heute schon von Weitem gehört. Sie tut mir gut, das spüre ich in diesem Moment: Weil sie das scheinbar immer Gleiche voller Herzlichkeit und Freundlichkeit tut, weil ich mich auf ihr Lächeln verlassen kann. Ich sage einfach: Danke. Obwohl ich verkaufstechnisch wohl zu ihren schlechtesten Kunden zähle.
Sie passt zum Sonntag „Erscheinung des Herrn“. Mitten zwischen Zug – und Menschenwelten, ein kleiner leuchtender Stern. „Kaffee, Tee oder kalte Getränke?“ Dann steige ich aus, in einen nasskalten dunklen Tag mit ein wenig mehr Licht.
Sr. Ruth Stengel