Das St. Franziskus-Haus in Oelde feiert schon seinen fünften Geburtstag
Am Freitagabend feierte das St. Franziskus-Haus in Oelde sein fünfjähriges Bestehen. Was im November 2007 als Experiment begann, hat sich in der Seniorenhilfe der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel längst etabliert. Inzwischen sind sogar weitere Wohngemeinschaften dieser Art in Planung.
„In Geseke wird mit dem Neubau des Wohn- und Pflegezentrums Haus Maria eine Wohngemeinschaft für demenziell veränderte Menschen nach diesem Vorbild entstehen“, erklärt Andrea Starkgraff, Geschäftsfeldleiterin der Seniorenhilfe SMMP. Und auch in den übrigen Regionen, in denen die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel mit Senioreneinrichtungen vertreten seien, halte man die Augen offen: „Denn in die Zukunft gerichtet wird sich der Bedarf für solche Wohnformen, gerade für demenziell veränderte Menschen, vergrößern.“
Andrea Starkgraff erläutert: „Die stationären Heime müssen zunehmend Menschen mit höheren Pflegestufen aufnehmen – und diese Entwicklung wird das neue Pflegegesetz, das Menschen mit den Pflegestufen 0 und 1 nur noch in Ausnahmen dafür vorsieht, verstärken.“ Daher müsse es auch Angebote für Senioren geben, die nicht mehr allein bleiben können, aber noch weitgehend selbstständig und mobil sind. „Vor allem im ländlichen Raum, wo große Heime nicht durchsetzbar sind, ist dieses Modell eine Alternative“, glaubt die Geschäftsfeldleiterin.
Kein leichter Anfang
In Oelde kommt die anfangs von Politik und Nachbarschaft skeptisch beobachtete Wohngemeinschaft inzwischen richtig gut an. 2007 hatte die Einrichtung mit einer Bewohnerin und vier Mitarbeiterinnen begonnen. „Da haben wir anfangs sogar noch abwechselnd in verschiedenen Zimmern Licht angemacht, damit das Haus nicht so leer wirkt“, erinnert sich Hausmanagerin Annette Longinus-Nordhorn. Längst aber ist das Haus mit 24 Plätzen voll belegt und die Nachfrage groß.
Der katholische Pastor Karl Kemper erklärte: „In fünf Jahren hat sich Ihre Gemeinschaft verwurzelt.“ Und die evangelische Pfarrerin Melanie Erben betonte: „Die Idee schien etwas verrückt, kannte man Wohngemeinschaften doch eigentlich nur als Modell für jüngere Menschen. Aber Sie setzen sich in diesem Haus alle dafür ein, Gemeinschaft möglich zu machen.“ Zuneigung und Nächstenliebe seien hier erfahrbar.
Glückwünsche der Stadt überbrachte der stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses, frühere Pfarrer und Nachbar Wolfgang Bovekamp: „Uns alle beschäftigt angesichts einer älter werdenden Gesellschaft die Frage, welche Wohnmöglichkeiten wir älteren Menschen anbieten können. Das St. Franziskus-Haus zeigt, wie es geht.“ Längst sei das Haus allen bekannt. Es habe sich geöffnet und jeder wisse, was hier geschieht: „Dazu trägt auch die stets aktuell gehaltene Internetseite bei“, erklärte Wolfgang Bovekamp, der sogar öfter nachsieht, was es im St. Franziskus-Haus mittags zu Essen gibt.
Modell hat sich etabliert
„Das Modell hat sich etabliert“, freut sich Andrea Starkgraff, die den Bewohnerinnen und Bewohnern zwei Adventskalender mit Pralinen als Geschenk mitbrachte. Und selbst in den stationären Einrichtungen der Seniorenhilfe SMMP sei man dabei, nach dem Vorbild der Wohngemeinschaft kleinere Hausgemeinschaften zu bilden: „Von einer familiären Atmosphäre profitieren nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch die Pflegekräfte.“
Das war in Oelde während der Geburtstagsfeier spürbar. Ob beim gemeinsamen Singen am Nachmittag, dem ökumenischen Gottesdienst oder dem Abendessen danach. Annette Longinus-Nordhorn sagt: „Wir sind hier wie zu einer Familie zusammengewachsen.“ Eine Familie, die miteinander den Alltag meistert, in großer Runde feiert und inzwischen sogar einmal jährlich gemeinsam an der Ostsee Urlaub macht.