Bernhard Bosch Stiftung und Ahauser Realschule fördern Vorschule in Metarica
„Jetzt muss ich aufhören. Meine Füße sind eingeschlafen“, sagt der elfjährige Sebastian Hülscher noch ganz außer Atem. Soeben ist er acht Runden von je 1,4 Kilometern um das Schloss Ahaus gelaufen. Für jede Runde hat er sich von Sponsoren zwölf Euro zusagen lassen. Das ergibt 96 Euro. Die kommen vor allem dem Aufbau einer Vorschule in Mosambik zugute. Und mit ihm haben am Dienstagmorgen weitere 800 Schüler der Ahauser Anne-Frank-Realschule ihre Runden gedreht.
„Bei unserem letzten Sponsorenlauf vor fünf Jahren kamen auf diese Weise 50.000 Euro zusammen“, erinnert sich Schulleiter Rudolf Homann. Die Anne Frank-Realschule gehört zu den zahlreichen Schulen, die sich nicht in Trägerschaft der Ordensgemeinschaft befinden und dennoch deren Projekte seit langer Zeit unterstützen und fördern. Früher hatten die Realschüler und ihre Lehrer regelmäßig einen Basar für die Kindercreche in Leme/Brasilien auf die Beine gestellt. Vor fünf Jahren aber wendeten sie sich an die Gronauer Bernhard-Bosch-Stiftung. Die wiederum schlug das Projekt in Metarica zur Förderung vor. „So schloss sich der Kreis“, erklärt Lehrerin Elisabeth Reinermann.
Ihr Mann arbeitet bei der Firma engbers, die gemeinsam mit der Volksbank Gronau-Ahaus 800 T-Shirts mit der Aufschrift „Wir laufen für AFRika“ drucken ließ – wobei sich in der Schreibweise von „AFRika“ die Abkürzung der Anne Frank-Schule verbirgt. „Eine Idee, die unsere Marketing-Abteilung gestalterisch umgesetzt hat“, so Günter Reinermann, der den Bereich Visual und Eventmarketing bei engbers leitet.
Die beiden Ketten engbers und Monari unterstützen die Bernhard-Bosch-Stiftung. Beide Firmen werden von dem Sohn bzw. der Tochter des verstorbenen Namensgebers Bernhard Bosch und der Stiftungsgründerin Renate Bosch geführt.
„Eine ideale Kombination“
Auch sie war am Dienstagmorgen in Ahaus beim Startschuss dabei und verfolgte das fast dreistündige Spektakel. Die Förderung der Projekte der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Mosambik und Rumänien ist ihr ein wichtiges Anliegen: „Dass sie selbst in Konventen vor Ort leben, sich für ihr Projekt begeistern und mit ihm identifizieren, halte ich für eine ideale Kombination, um in diesen Ländern viel zu erreichen.“ Zumal die meisten Ordensfrauen gut qualifiziert und ausgebildet seien, um andere Menschen anzuleiten und solche Projekte zu führen.
Generalassistentin Schwester Adelgundis Pastusiak, die früher Schulleiterin des bischöflichen Canisiusgymnasiums in Ahaus war und am Dienstag ebenfalls dazu kam, ist äußerst dankbar für dieses Engagement: „In Rumänien hatten wir von Anfang an die Zusage von Frau Bosch, uns finanziell zu unterstützen. Vielleicht hätten wir dort sonst nie mit unserer Arbeit begonnen.“ Insgesamt seien über die Bernhard Bosch-Stiftung schon über 305.000 Euro nach Schineni und Metarica geflossen.
Nur ein Raum für 150 Kinder
Der Erlös aus dem Sponsorenlauf werde eingesetzt, um in Metarica eine neue Vorschule zu bauen, erklärt Schwester Adelgundis: „Die besuchen jetzt schon 150 vier- bis sechsjährige Kinder, obwohl nur ein Raum im Pfarrzentrum zur Verfügung steht.“ Und seitdem Metarica wieder einen eigenen Pfarrer habe, wolle auch der das Zentrum für seine Arbeit nutzen – „deshalb wird es höchste Zeit, uns zu vergrößern.“ Das liegt Renate Bosch genauso am Herzen: „So erhalten die Kinder eine gute Vorbereitung für den weiteren Bildungsweg.“
Die Anne Frank-Schule identifiziert sich voll und ganz mit diesem Projekt. „Auf diese Weise setzen sich unsere Schüler für andere Kinder und Jugendliche ein“, weiß Schulleiter Rudolf Homann. Dies geschehe nicht nur durch den Sponsorenlauf, sondern auch durch viele kleine Initiativen.
„Die Schüler aus meiner Klasse haben zum Beispiel in der Fastenzeit Geld für Mosambik gesammelt. Da haben wir die Arbeit in diesem Land im Religionsunterricht besprochen“, erklärt Elisabeth Reinermann. Selbst die Eltern würden einbezogen. Für die Stärkung ihrer Kinder nach dem Lauf im Schlosspark hatten sie fast 200 Kuchen gebacken: „Ich denke, dass wir davon am zweiten Tag noch einen Großteil verkaufen können – das ist dann ebenfalls für den guten Zweck.“
Der Großteil des Erlöses kommt der Bernhard Bosch-Stiftung zu. Ein kleinerer Teil wird für Anschaffungen in der Schule genutzt. „Denn auch dafür reicht das Geld immer seltener. Und das soll natürlich eine zusätzliche Motivation für die Schüler sein“, so die Lehrerin.
70 Jahre nach dem ersten Eintrag
Schulleiter Rudolf Homann zeigte sich mit dem Verlauf des Laufes bei trockenem Wetter hochzufrieden. Beim Startschuss genau 70 Jahre nach dem Tag, an dem Anne Frank das Tagebuch zu ihrem 13. Geburtstag erhalten hatte und darin zu schreiben begann, zitierte er das Mädchen mit den Worten: „Wie herrlich ist es, dass niemand eine Minute zu warten braucht, um damit zu beginnen, die Welt langsam zu ändern.“ An diesem Dienstag haben sich viele Schüler verausgabt, um in Metarica eine ganze Menge verändern zu können.