39 Schwestern feiern im Jubiläumsjahr ihr persönliches Ordensjubiläum
Auf ihr 150-jähriges Bestehen in Deutschland blicken die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel 2012 zurück. „Da haben die Ordensjubiläen der Schwestern, die wir in diesem Jahr begehen, eine ganz besondere Symbolik“, erklärte Generaloberin Schwester Aloisia Höing bei der gemeinsamen Feier am Samstag im Bergkloster Bestwig. Das Motto des Jubeljahres lautet: Brücken bauen im Vertrauen – „Und auch jede einzelne von Ihnen hat während der vergangenen 25, 50, 60, 65 oder sogar 70 Jahre viele Brücken zu Gott und von Gott zu den Menschen gebaut.“
Insgesamt 39 Schwestern feiern in diesem Jahr ein persönliches Jubiläum. „Dabei werden wir von Gott auf dem Weg geführt, den er für uns gewählt hat“, unterstrich Pater Jonas Wiemann, der den Festgottesdienst zelebrierte. Auch wenn sich bei dieser Annahme die Frage stelle, ob das im Hinblick auf die eigene Berufung nicht ein Paradox sei. „Doch selbst wenn Gott uns führt, müssten wir uns immer wieder auf den Weg machen, immer wieder neu anfangen, neuen Herausforderungen stellen.“ Und da sei die eigene Entscheidung gefragt. Dies gelte für Ordensschwestern genauso wie für Eheleute. Deshalb passte es, dass Marlies und Gerhard Dierich aus Bochum am Samstagmorgen gemeinsam mit den Ordensjubilarinnen in der Dreifaltigkeitskirche ihre Goldene Hochzeit feierten.
Seit 70 Jahren in der Gemeinschaft
Auf die längste Zugehörigkeit zur Gemeinschaft blickt die 97-jährige Sr. Paula Matena zurück, die ihren Lebensabend im Bergkloster Bestwig verbringt. Und zu den Jubilarinnen, die seit 65 Jahren Schwester sind, gehört die frühere Generaloberin Schwester Christa Maria Henninghaus.
Die 85-Jährige pflegt heute noch viele Kontakte in die Missionsländer und zu Gruppen, die die Arbeit der Schwestern in Bolivien, Brasilien, Rumänien und Mosambik unterstützen. Seit 1968 lebt und arbeitet sie in Bestwig. Hier wurde sie zunächst Generalassistentin und von 1990 bis 1996 Generaloberin. Die Entwicklung seit dieser Zeit sieht sie mit großer Zufriedenheit: „Im Gegensatz zu anderen Gemeinschaften hatten wir uns in den 90er Jahren entschieden, unsere Einrichtungen und Dienste trotz der zurückgehenden Zahl von Ordensschwestern weiterzuführen und das Charisma unserer Gründerin mit weltlichen Mitarbeitern zu teilen.“ Das sei gelungen.
„Wir haben auch in 20 Jahren noch eine schlagkräftige Truppe“
Heute hat die Gemeinschaft in Deutschland über 3500 Mitarbeiter in über 30 Einrichtungen. „Und solange jedes Jahr zwei Ordensschwestern dazukommen, von denen die meisten heutzutage schon eine qualifizierte Berufsausbildung mitbringen, haben wir auch in 20 Jahren noch eine schlagkräftige Truppe“, ist Schwester Christa Maria optimistisch.
Zu den Jubilarinnen, die der Gemeinschaft seit 60 Jahren angehören, gehört die langjährige Schulleiterin des Walburgisgymnasiums in Menden, Sr. Maria Virgina Schütze. Sie führte die Schule von 1973 bis 1997. Bis heute unterrichtet die 80-Jährige noch ehrenamtlich Schüler, die – oft aus Migrationsgründen – Probleme mit der deutschen Sprache haben.
Falsche Vorstellung von Gehorsam
Doch in diesem Sommer wird der Konvent in Menden verkleinert. Dann wird sie nach Geseke ziehen, wo sie im Haus Maria alte Menschen begleiten will, die mit ihrer neuen Lebenssituation im Seniorenheim noch zurechtkommen müssen. „Oft bin ich gefragt worden, ob mir der Gehorsam als Schwester nicht schwerfällt. Aber die meisten Menschen haben eine ganz falsche Vorstellung von diesem Wort“, sagt Schwester Maria Virgina, die 1950 nach ihrem Abitur in Heiligenstadt mit einem gefälschten Pass von der DDR nach Westdeutschland kam und dann in Geseke in die Gemeinschaft eintrat. Sie blickt zufrieden zurück: „Ich habe in den vergangenen 60 Jahren vor allem das gemacht, für das ich mich berufen fühlte.“
Symbol für missionarisches Leitbild
Auch in Bolivien, Brasilien, Rumänien, den Niederlanden und in dem internationalen Konvent in Frankreich gibt dieses Jahr Jubilarinnen. Einige waren von ihren am Samstag in Bestwig mit dabei. Dazu zählt Schwester Maria Goretti Grigoriú Rocha. Die in Bolivien geborene Ordensfrau, die 1962 in Cochabamba eintrat, ist seit acht Jahren in Rumänien tätig. Insofern steht sie auch für das neue missionarische Leitbild, das Mission vor allem als gegenseitige Bereicherung und Voneinander-Lernen beschreibt.
„Meine Großmutter mütterlicherseits war Rumänin. Deshalb interessierte mich dieses Land“, erklärt sie. Nachdem sie ihr Interesse angemeldet hatte, wurde sie 2004 dorthin versetzt. „Heute bin ich sehr glücklich, diesen Schritt gewagt zu haben“, sagt die frühere Lehrerin. Mehrere ihrer rumänischen Mitschwestern hatten sie zum Jubiläum nach Bestwig begleitet.
„Erfahrungen, die ich sonst nicht gemacht hätte“
Im Jahr des 100. Bestehens in Deutschland traten im Eichsfeld vier Ordensschwestern ein, die die Namen der vier deutschen Gründerinnen erhielten. Eine von ihnen ist Schwester Josefa Schäfer, die in verschiedenen Einrichtungen für die Hauswirtschaft zuständig war. Heute arbeitet sie im Rafalesheim, einem Heim für geistig Behinderte: „Die haben oft ein schweres Schicksal zu tragen. Doch erfüllt es mich in besonderer Weise, diese Menschen glücklich zu sehen.“ So habe sie durch ihr Ordensleben Einblicke gewonnen, die sie sonst wohl nie bekommen hätte: „Wenn ich noch einmal vor der Entscheidung stünde, würde ich auch heute wieder eintreten.“
125-Jahr-Feier noch in der DDR
Das bestätigen auch die jüngsten Jubilarinnen. So etwa Schwester Anna Maria Panjas, die 1987 ihr Noviziat begann. „Damals hatten wir das 125-jährige Bestehen unserer Gemeinschaft in Deutschland noch ganz groß in der DDR gefeiert“, erinnert sich Schwester Aloisia an den Tag in Heiligenstadt zurück. Schwester Anna Maria hatte die Gemeinschaft dort durch ihre Gruppenleiterausbildung unter der heutigen Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung kennengelernt. „Nach meinem Eintritt habe ich mich zur Heilpädagogin und Montessoripädagogin weiterqualifiziert und regelmäßig neue Aufgaben übernommen.“ Jetzt arbeitet sie in einem integrativen Kindergarten in Nordkirchen.
„Immer wieder neue Brücken zu bauen und bis ins hohe Alter neue Herausforderungen anzunehmen macht unsere Ordensgemeinschaft aus“, erklärt Schwester Aloisia. Die Gründerin selbst habe das vorgelebt: „Sie baute noch im hohen Alter das Mutterhaus in Frankreich mit auf. In diesem Geiste leben wir bis heute.“
Die Jubilarinnen im Einzelnen:
70 Jahre Ordensleben:
Sr. Maria Paula Matena aus Bestwig
65 Jahre Ordensleben:
Aus Bestwig: Sr. Christa Maria Henninghaus, aus Diestedde: Sr. Friederike Wiemann; aus Gelsenkirchen: Sr. Gertrudis Büter, aus Geseke: Sr. Wunibaldis Lengers; aus Nassau: Sr. Maria Edigna Brock; aus Oelde: Sr. Helena Josefa Klinke, aus Sanza Cruz/Bolivien: Hna. Maria Catalina Molina
60 Jahre Ordensleben:
aus Bestwig: Sr. Maria Eleonore Joch, Sr. Theresa Lehmkuhl, Sr. Maria Angelika Schumacher, Sr. Philomena Telaar; aus Diestedde: Sr. Relindis Haverdill; aus Geseke: Sr. Anna Lucia Bomke; aus Goch: Sr. Hermine Schneider, aus Menden: Sr. Lydia Maria Radke, Sr. Maria Virgina Schütze und Sr. Maria Gabrielis Weische; aus Heiligenstadt: Sr. Oda Hebestreit und Sr. Zita Maria Heinevetter
50 Jahre Ordensleben:
Aus Bestwig: Sr. Berthelma Bietenbeck, Sr. Maria Richarda Hater, Sr. Birgit Maria Ostermann, Sr. Eva Maria Vöcker; aus Diestedde: Sr. Placida vom Kreuz Laroche; aus Geseke: Sr. Maria Viktoria Luyven; aus Heiligenstadt: Sr. Julie Hey, Sr. Josefa Schäfer, Sr. Egidia Stude; aus Nassau: Sr. Maria Westermayer; aus Cochabamba/ Bolivien: Hna. Maria del Carmen Cabrera Valverde und Hna. Magdalena Salguero Ferrel; aus Tarija/Bolivien: Hna. Maria Clementina Montaño Caballero; aus Rio Pardo de Minas/MG/Brasilien: Ir. Albertina Maria Medeiros Luciano; aus Schineni/ Rumänien: Sr. Maria Goretti Grigoriú Rocha;
25 Jahre Ordensleben:
Aus Nordkirchen: Sr. Anna Maria Panjas; aus Campinas/SP/Brasilien: Ir. Ana Amaral Saraiva; aus Vleuten/Niederlande: Zr. Lúcia Schnekemberg; aus St. Sauveur-le-Vicomte/Frankreich: Hna. Miriam Machuca Flores