Zwischen Weihrauch, Halleluja, gesegneten Ostereiern und Kerzen, zwischen festlichem Essen und Spaziergang in der Sonne, zwischen Umarmungen und Osterwünschen – taucht ein Satz auf. Auf dem Gang gesprochen, wo mir eine ältere Mitschwester beim Austeilen der Kommunion auf unserer Krankenstation entgegen kommt. Sie vergisst viel und ihre Wirklichkeit scheint oft eine ganz andere als meine. Manchmal ist sie traurig, weil das Leben im Alter so schwer ist. Manchmal bin ich ungeduldig, weil sie so langsam ist.
Heute während des Osterhochamtes sehe ich sie schon von Weitem auf dem Flur stehen. Als ich endlich bei ihr bin, schaut sie mich mit erwartungsvollen Augen an.
Dabei flüstert sie immer wieder diesen Satz oder vielmehr diese Frage: „Darf´s wahr sein? Darf´s wirklich wahr sein?“ Nachdem ich ihr die Kommunion gereicht habe, sagt sie leise: „Danke.“ Dann sucht sie die Tür ihres Zimmers.
Der Augenblick geht mir lange nach. Es lag soviel Wirklichkeit und ihre Wahrheit darin! Für die Schwester war in diesem Moment Ostern. Sie hat mich daran Anteil nehmen lassen.
Ich versuche mal „auf Probe“ aus ihrer Frage einen Satz mit Ausrufezeichen zu machen: „Es darf wahr sein, es ist wahr, Jesus lebt!“ Heute versuche ich ganz bewusst in dieser Gewissheit meinen Tag zu leben. Alles ist dann erlaubt an diesem Tag, selbst das Ungelöste in mir und der Welt. Weil Auferstehung von den Toten das ganze Leben bedeutet – ich lebe, weil Christus lebt.
Danke möchte auch ich sagen, weil’s wahr ist!
Sr. Ruth Stengel